QR-Codes sind aus dem Geschäftsalltag kaum noch wegzudenken - entsprechend häufig tauchen die quadratischen 2D-Matrizen im öffentlichen Raum auf. Ob nun auf Webseiten, Flyern, Empfangsaufstellern, Zahlscheinen, Eintrittskarten oder Parkautomaten: Die kontrastreichen Pixelmuster warten darauf, von Smartphones erfasst zu werden. Für Autofahrer bedeutet das mehr Komfort - kein Kleingeld, kein Problem. Einfach den Anbieter wählen, den Code scannen und die Parkgebühr bargeldlos begleichen. Gefährlich wird es jedoch, wenn Kriminelle gefälschte QR-Codes über die Originale kleben. Der hinterlegte Link führt dann auf eine betrügerische Seite, die darauf abzielt, sensible Zahlungsdaten abzugreifen. Dieses Vorgehen nennt sich „Quishing“ - eine Mischung aus „QR“ und „Phishing“. Wer den Schwindel rechtzeitig bemerkt und keine Daten preisgibt, muss in der Regel keine Folgen befürchten.
Das bloße Aufrufen einer betrügerischen Webseite wird in der Regel noch keinen Schaden anrichten. Doch wenn man zur Eingabe von Zahlungsdaten aufgefordert wird, ist Skepsis angebracht.
Eigner, Isabella: Gefälschte QR-Codes. In: Warentest Nr. 1 (2025). S. 25.
Früher zahlten Geschäftsleute teils absurde Gebühren für die Miete von klassischen Kartenterminals - doch dank QR-Zahlcodes lässt sich das in vielen Branchen inzwischen umgehen. Per Smartphone scannt der Kunde einen EPC-QR-Code, tippt den gewünschten Betrag ein und löst in wenigen Sekunden eine SEPA-Überweisung aus. Diese Form des Bezahlens ist technisch bereits seit 2012 verfügbar, und die allermeisten Banken¹ unterstützen sie längst. Trotzdem entdecken viele Deutsche diese praktische Funktion erst jetzt - während das Scannen für Google-Bewertungen oder das Einloggen ins Gast-WLAN per Pixelgrafik längst zum digitalen Alltag gehört.
Doch wer erstellt diese Grafiken eigentlich? Gibt es eine Bundesanstalt für 2D-Matrizen, bei der sich mit Passierschein A 38 ein QR-Code offiziell registrieren lässt? Zum Glück nicht - denn die quadratischen Informationswürfel stammen aus Japan und wurden bereits 1994 entwickelt. Jeder darf sie selbst generieren - ganz ohne Stempel, Amtsgang oder Antrag in dreifacher Ausführung.
Unter Ubuntu geht das sogar komplett werbefrei und kostenlos: Das Terminal-Tool qrencode erzeugt aus beliebigem Text, einer URL oder einer Zahlungsaufforderung im Handumdrehen eine vollwertige 2D-Matrize.
sudo apt install qrencode
„Oh nein, ich hasse das Terminal”, denkt jetzt vielleicht ein frisch migrierter Windows-User mit GUI-Trauma. Kein Problem: Mit Zint² steht auch eine grafische Freeware bereit - allerdings mit eingeschränktem Funktionsumfang. Wer maximale Flexibilität will (Text, vCard, EPC-Zahlcode, WLAN-Zugang etc.), ist mit dem Konsolenwerkzeug definitiv besser bedient.
WLAN-Zugang per QR-Code
Am einfachsten lässt sich der Zugang zum WLAN-Gastnetz per QR-Code realisieren. Besucher scannen ihn mit dem Smartphone und sind sofort online, ganz ohne manuelle Eingabe von SSID und Passwort. Nehmen wir an, das WLAN heißt Valerie@Party
, das Passwort lautet BeerH3lmXxX
und der verwendete Sicherheitsstandard ist WPA3
. Dann sieht der Terminal-Befehl so aus:
qrencode -o gast-wlan.png -s 10 -l H "WIFI:T:WPA;S:Valerie@Party;P:BeerH3lmXxX;;"
Die PNG-Datei gast-wlan.png
wird im Home-Verzeichnis gespeichert und kann danach in einem Schreib- oder Bildbearbeitungsprogramm weiterbearbeitet, ausgedruckt und laminiert werden.
Parameter | Beschreibung |
---|---|
-o xxx.png | Wie soll der Dateiname des QR-Codes lauten? |
-s 10 | Gibt die Größe der einzelnen QR-Module in Pixel an. 10 steht für mittlere Druckgröße (z. B. ca. 3×3 cm bei normalem Codeumfang). |
-l H | Setzt die Fehlerkorrektur auf „High“ – bis zu 30 % des QR-Codes können beschädigt oder verdeckt sein und er bleibt dennoch lesbar. |
T: | Verschlüsselungstyp: WEP, WPA oder leer für offenes WLAN. |
;; | Abschluss der Zeichenkette – Pflicht! |
In der Regel verfolgen QR-Codes kommerzielle Zwecke: Hinter den pixeligen Mustern verbergen sich häufig Leistungskataloge³, Speisekarten, digitale Visitenkarten oder Werbeflyer im PDF-Format.
QR-Code für Flyer
Kein Wunder also, dass die quadratischen Zugangsschlüssel inzwischen häufig auf Plakaten, Flyern oder Aufstellern zu finden sind. Besonders wirkungsvoll ist das Zusammenspiel von analogem Design und digitaler Erweiterung, wenn z. B. eine mobile PC-Werkstatt oder ein Partyveranstalter bewusst mit der menschlichen Neugier spielt: Der Flyer zeigt nur das Nötigste - das Spannende erfährt der Betrachter erst nach dem Scannen des Codes. So wird aus einem einfachen Handzettel ein Tor zu vertieften Informationen.
Was aufwendig klingt, ist in Wahrheit nur ein einfacher Hyperlink, eingebettet in einen QR-Code, der ein Online-Dokument öffnet. Stellen wir uns vor: Der Verein Rattig Berlin e. V. plant eine BDSM-Party in einer alten Industriehalle und lässt dafür Werbeflyer drucken - verteilt von Obdachlosen an Berliner S-Bahnhöfen. Wer als neugieriger Fetischfreund wissen möchte, wann und wo die nächste Portion Peitschenhiebe serviert wird, muss den Code auf dem Flyer scannen und landet direkt bei einer PDF mit allen Details. So eine Grafik wird mit dem Terminal-Tool qrencode folgendermaßen erstellt:
qrencode -o kinky-berlin.png -s 10 -l H "https://kinky-berlin.de/saustechen.pdf"
Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch Bewertungslinks, die zu Google-Rezensionen oder Trustpilot-Ratings führen. Hinter dem quadratischen Pixelmuster steckt auch hier nichts anderes als ein gewöhnlicher Hyperlink:
qrencode -o sklavenzentrale-trustpilot.png -s 10 -l H "https://at.trustpilot.com/review/sklavenzentrale.com"
So richtig in Mode kamen die pixeligen Symbole während der COVID-19-Pandemie, als kontaktlose Lösungen plötzlich unerlässlich wurden. Ein Paradebeispiel dafür sind die SB-Terminals bei McDonald’s: Der Gast scannt einen Code mit seiner App und kann den gesamten Bestell- und Bezahlvorgang abwickeln - ganz ohne zwischenmenschlichen Kontakt oder Bargeld. Für Gewerbetreibende bieten die quadratischen Muster eine einfache Möglichkeit, barrierearme Zugänge zu Produkten, Dienstleistungen und Informationen zu schaffen. Denn weltweit wissen Menschen intuitiv, wie sie mit diesen modernen Türöffnern umgehen; einmal scannen und der Rest erklärt sich von selbst.
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¹Mahn, Jan: Schöner Zahlen. Rechnungen schneller überweisen mit QR-Codes. In: c’t Nr. 7 (2022). S. 141.
²Tibi, Daniel: Schwarz-Weiß-Denken. Strich- und QR-Codes erstellen mit Zint. In: Linux User Nr. 3 (2024). S. 40.
³Vetter, Veronika Helga: Leistungskatalog. computerheld-linz.at (PDF). (07/2025).