Gebrauchte Notebooks oder Desktop-PCs werden auf eBay Kleinanzeigen gerne mit einem frisch aufgespielten Ubuntu verkauft. In der Regel möchten die Anbieter ihren Windows-Lizenzschlüssel selbst weiternutzen oder haben eine Raubkopie des Microsoft-Betriebssystems verwendet. Angestachelt von Fachzeitschriften¹ denken die Privatverkäufer aber auch manchmal nur, dass Linux-Distributionen besonders gut mit älterer Hardware umgehen können. Und so landen moderne Debian-Derivate auf mechanischen Festplatten, die seit über zehn Jahren an der Strippe eines Sockel-1150-Mainboards hängen. Durch diesen Umstand kommt es oftmals zu Fehlermeldungen, die Ubuntu-Neulinge gänzlich überfordern.
Hi, ich habe mir mühevoll ein Multi-Boot-System eingerichtet und brauche dringend Hilfe. Wenn ich Ubuntu 22.04 starte, dann dauert das Hochfahren nicht nur sehr lange, sondern manchmal bleibt der Prozess mittendrin stecken. Es kommt ein schwarzer Bildschirm mit folgender Fehlermeldung: (initramfs) [38.121162] random: crng init done. Ich muss den Rechner daraufhin drei- bis viermal aus- und anschalten, ehe Ubuntu richtig geladen wird.
Rothe, Marius: Ubuntu friert beim Hochfahren ein - initramfs/BusyBox. E-Mail vom 24.01.2023.
Wer während des Boot-Vorgangs die Textausgabe „crng init done” erhält, der installiert rng-tools oder macht sonstigen Blödsinn, der in Internetforen angepriesen wird. Die eigentliche Fehlermeldung steht jedoch etwas höher und definiert Missstände im Dateisystem, die zumeist auf Hardware-Probleme zurückzuführen sind. In ganz seltenen Fällen genügt es schon, das SATA-Kabel der Festplatte zu tauschen, aber in der Regel ist ein Live-System für die Reparaturarbeiten vonnöten.
Hierfür muss das Installationsmedium von Ubuntu gebootet werden, welches neben dem Einrichtungsassistenten Ubiquity, ebenso eine voll funktionsfähige Desktop-Benutzeroberfläche aufbaut. Dabei läuft das Live-System im Arbeitsspeicher, wodurch sich der mechanische Datenträger² lückenlos warten oder restaurieren lässt.
Der Stau beim Hochfahren wird am besten mit dem Bordmittel „Laufwerke” gelöst. Dieses Werkzeug befindet sich in der Aktivitäten-Suchleiste und zeigt nach dem Öffnen alle verfügbaren Speichermedien an. Dementsprechend ist es als Erstes notwendig, die Ubuntu-Festplatte zu markieren, um die Partitionierung des fehlerhaften Datenträgers darzustellen.
Die im folgenden Screenshot gezeigte Hardware wurde in eine Boot-, Root- und Home-Partition unterteilt, wobei sich der Fehler im Wurzelverzeichnis befindet. Trotz dieses Umstandes lohnt es sich, die Dateisysteme von allen drei Sektoren zu reparieren.
Hierzu ist es notwendig, die erste Partition anzuklicken und daraufhin den Werkzeugkasten über das Zahnradsymbol zu öffnen. Direkt im Anschluss erscheint eine Dropdown-Liste, in dieser die Option „Dateisystem reparieren” ausgewählt werden muss.
Nun tritt eine Information zutage, die besagt, dass die gewünschte Restaurierung zu Datenverlust führen kann. Dies trifft in aller Regel auf beschädigte Systemdateien zu, die bei der Festplatten-Wartung erneuert werden. Nachdem das Fenster bestätigt wurde, beginnt das Live-Ubuntu mit dem Aufräumen der zuvor ausgewählten Partition. Dieser Vorgang dauert je nach Speichergröße unterschiedlich lange.
Sobald eine Erfolgsmeldung aufploppt, gilt der Wiederherstellungsprozess als beendet. Danach wäre es möglich, die anderen Bereiche des Datenträgers nach demselben Prinzip zu reparieren.
Init-Dateien sortieren
Ist das Dateisystem wieder intakt, lässt sich Ubuntu ganz normal hochfahren. Zumindest so lange, bis die Linux-Distribution ein größeres Systemupdate erhält. Dann wird die furchterregende BusyBox vermutlich wieder auftauchen, da der mechanische Datenträger altersbedingte Verschleißerscheinungen aufweist.
Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass ein Defragmentieren der Festplatte die Zeit bis zum Auftreten des nächsten Init-Fehlers deutlich verlängert. Und wenn das Live-System ohnehin gerade läuft, sind für diese Hardware-Wartung lediglich ein paar Folgeschritte vonnöten.
Ausgangspunkt ist wieder das Bordmittel „Laufwerke”, das diesmal dazu dient, die drei Beispiels-Partitionen einzuhängen. Hierfür muss ein Bereich mit einem Linksklick markiert werden, ehe er sich über die Wiedergabeschaltfläche einschalten lässt.
Während des Aktivierens sollte sich der Anwender gleich merken, wie Ubuntu die vorhandenen Sektoren benannt hat. Die jeweilige Bezeichnung steht hinter dem Eintrag „Gerät” und spielt für das Defragmentieren eine Rolle.
Die drei Partitionsnamen müssen nämlich nacheinander in den folgenden Terminal-Befehl eingesetzt werden, um zusammengehörige Dateien zu bündeln:
sudo e4defrag /dev/*
Nachdem die Festplatte komplett defragmentiert und die vorhandenen Dateisysteme repariert wurden, kann das Live-System heruntergefahren werden. Falls der instand gesetzte Datenträger nicht allzu beschädigt ist und kein Controller-Defekt vorliegt, sollte der Bootvorgang bis zum nächsten Kernel-Update ohne Init-Fehler vonstattengehen.
Verschleißteile austauschen
Obwohl Bill Gates debil grinsend und mit Heiligenschein das Sparen von Ressourcen predigt, hat Microsoft mit Windows 11 endgültig den Pfad der Nachhaltigkeit verlassen.
Für Windows 11 baut Microsoft vergleichsweise hohe Hürden auf und verlangt beispielsweise einen höchstens vier Jahre alten Prozessor.
Windeck, Christof: Windows 11: Hardwareanforderungen. In: c’t Hardware-Guide (2022). S. 24.
Wessen Computer durch die PC-Integrationsprüfung fällt, der ist bei Ubuntu bestens aufgehoben. Zumindest verlangt das Debian-Derivat weder ein „Trusted Platform Module” noch einen DirectX-12-kompatiblen Grafikprozessor. Trotzdem müssen hin und wieder die Verschleißteile getauscht werden.
- So wissen wir beispielsweise von den Videos des Jean-Pierre Zimmer, dass ein Auto der Marke Mercedes-AMG nach spätestens zehn Jahren reif für die Schrottpresse ist. Gleiches gilt sowohl für mechanische Magnetspeicher wie auch für Solid-State-Drives. Des Weiteren bewirkt das Erneuern der SATA-Kabel oder des CPU-Kühlers oft Wunder.
Denn ploppt beim Hochfahren die BusyBox nach einem run-init-Fehler auf, dann ist erst mal Linux scheiße. Diese Bewertung ist aber nicht fair, wenn das anspruchslose Betriebssystem wie so oft auf ausrangierter Hardware laufen muss.
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¹Apfelböck, Hermann: Linux für ältere Hardware. In: Linux Welt Nr. 5 (2021). S. 34.
²Wiederkehrende Probleme mit dem Startbefehl „run-init” tauchen erfahrungsgemäß ausschließlich bei mechanischen Festplatten über dem Haltbarkeitsdatum auf.