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GRUB im Multi-Boot-System - Windows finden

Am 14. Ok­to­ber 2025 en­det der Sup­port-Zeit­raum für Win­dows 10. In­fol­ge­des­sen sind der­zeit vie­le Be­sit­zer ei­nes Mul­ti-Boot-Sys­tems da­mit be­schäf­tigt, ih­re Mi­cro­soft-Par­ti­ti­on auf den neus­ten Stand zu brin­gen. Ei­ni­ge nut­zen die­se Ge­le­gen­heit, um das schi­cke Win­dows 11 auf ein NVMe-Lauf­werk oder ei­ne M.2-SSD zu in­stal­lie­ren. Nach ge­ta­ner Ar­beit tritt in der Re­gel das Pro­blem auf, das vor al­lem un­er­fah­re­ne Li­nux-An­wen­der er­schreckt: Die GRUB-Ein­trä­ge funk­tio­nie­ren nicht mehr. Klu­ge Ad­mi­nis­tra­to­ren ge­hen dann ra­tio­nal vor, star­ten Ubun­tu und ver­su­chen, den Grand Uni­fied Boot­loa­der mit­hil­fe des fol­gen­den Be­fehls zu ak­tua­li­sie­ren:

sudo update-grub

Nach die­ser Hand­lung tritt ein lus­ti­ges Er­eig­nis ein: Der Win­dows-Ein­trag ver­schwin­det kom­plett aus dem GRUB-Aus­wahl­me­nü.

In den sandigen Weiten der Wüste, umgeben von geheimnisvollen Pyramiden, taucht Vinzent der Jüngere als furchtloser Archäologe tief in die Vergangenheit ein. Mit eifriger Entschlossenheit gräbt er nach einem verborgenen Schatz - dem legendären Windows-Logo. Ein Symbol für die unermüdliche Suche des Grand Unified Bootloaders, der die verschollene Windows-Partition beharrlich sucht. Ein faszinierendes Bild der Entdeckung und des Abenteuers, festgehalten von der talentierten Künstlerin Veronika Helga Vetter. Ein Produkt von GWS2.de - deutschsprachige Ubuntu-Hilfe für gut situierte Rentner mit Niveau

In sol­chen Si­tua­tio­nen nei­gen be­sorg­te Nut­zer da­zu, Such­ma­schi­nen zu be­mü­hen, die sie zu Li­nux-Fo­ren wei­ter­lei­ten. Dort wer­den im­mer die drei sel­ben Lö­sungs­an­sät­ze vor­ge­schla­gen:

  • Ei­ne In­stal­la­ti­on von Grub Cus­to­mi­zer¹, um die Mi­cro­soft-Par­ti­ti­on mit­tels ei­ner gra­fi­schen Be­nut­zer­ober­flä­che zu fin­den. Ob­wohl die­ses nütz­li­che Werk­zeug in der Ver­gan­gen­heit gu­te Diens­te ge­leis­tet hat, ist es seit GRUB 2.06 nicht mehr kom­pa­ti­bel und wur­de be­reits in Ubun­tu 22.04 LTS aus den of­fi­zi­el­len Dritt­an­bie­ter­quel­len ent­fernt.

  • Den Pfad zur Win­dows-EFI-Par­ti­ti­on in die Da­tei „40_custom” ma­nu­ell ein­tra­gen. Das funk­tio­niert al­ler­dings selbst mit no­ta­ri­ell be­glau­big­ten Code­zei­len nie und führt bes­ten­falls zu Feh­ler­mel­dun­gen wie „Er­ror: in­va­lid si­gni­tu­re” oder „File not found”.

Zu­dem ge­hört die hän­di­sche GRUB-Re­pa­ra­tur zu den be­lieb­tes­ten Rat­schlä­gen. Das er­for­dert je­doch ei­ner­seits ei­nen Live-Stick und an­de­rer­seits ver­tief­te Li­nux-Kennt­nis­se, wie der fol­gen­de Aus­schnitt ei­ner An­lei­tung be­weist:

Dann wird ei­ne Aus­ga­be wie „/dev/sda1 on /boot/efi ty­pe vfat” er­schei­nen. In Ord­nern un­ter­halb von „/boot/efi/EFI/” lie­gen die Boot­loa­der-Da­tei­en mit der Da­tei­na­mens­er­wei­te­rung „efi”. Wenn das nicht der Fall ist, er­mit­teln Sie mit [...].

Eg­ge­ling, Thors­ten: Grub-Boot­um­ge­bung re­pa­rie­ren. In: Li­nux Welt Nr. 6 (2020). S. 20.

Bild von einem blauen Banner mit den Worten: Neues Windows = neues Ubuntu. Das soll bedeuten, dass Nutzer eines Multi-Boot-Systems immer erst Windows installieren sollten

Die Struk­tur des Grand Uni­fied Boot­loa­ders ist der­art kom­plex, dass ei­ne ma­nu­el­le Ma­ni­pu­la­ti­on oh­ne Be­ein­träch­ti­gung sei­ner Funk­ti­ons­fä­hig­keit fast un­mög­lich ist. Da­her emp­fiehlt es sich, nach ei­nem Up­grade der Win­dows-Edi­ti­on auch Ubun­tu neu zu in­stal­lie­ren. Da­bei wird ei­ne ak­tua­li­sier­te Ver­si­on von GNU GRUB in die EFI-Par­ti­ti­on des Li­nux-Da­ten­trä­gers ge­schrie­ben, wel­che gül­ti­ge Pfa­de zu be­reits vor­han­de­nen Par­al­lel­sys­te­men ent­hält.

Die Selbstheilung

Falls ei­ne Neu­in­stal­la­ti­on der Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on nicht in­fra­ge kommt, bleibt nur ei­ne viel­ver­spre­chen­de Op­ti­on, um den Win­dows-Pfad in GRUB ein­zu­fü­gen. Die­ser An­satz stellt ei­ne teil­au­to­ma­ti­sier­te Lö­sung dar, bei die­ser der Be­nut­zer dem Boot­loa­der hilft, sich selbst zu re­pa­rie­ren. Zu­nächst muss die Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­tei über ein Ter­mi­nal-Fens­ter auf­ge­ru­fen wer­den:

sudo nano /etc/default/grub

Di­rekt im An­schluss ist es mög­lich, den fol­gen­den Ein­trag an­zu­fü­gen:

GRUB_DISABLE_OS_PROBER=false

Um die Än­de­rung im Edi­tor Na­no zu spei­chern, ist das Drü­cken der Tas­ten­kom­bi­na­ti­on Strg + O ge­folgt vom Zei­len­schal­ter er­for­der­lich. Hin­ge­gen mit Strg + X lässt sich die ge­öff­ne­te Kon­so­le wie­der als Be­fehls­ein­ga­be­mas­ke nut­zen.

"sudo nano /etc/default/grub" öffnet die Konfigurationsdatei für den GRUB-Bootloader in einem Texteditor namens Nano. Diese Datei enthält Einstellungen und Parameter für das Bootverhalten des Systems. Hier ist eine typische Beschreibung des Inhalts dieser Datei: Die Datei beginnt mit Kommentarzeilen, die möglicherweise Informationen über den Zweck der Datei und die möglichen Einstellungen enthalten. Diese Kommentare dienen zur Erläuterung und Orientierung für den Benutzer. Danach folgen Zeilen mit verschiedenen Variablenzuweisungen. Diese Variablen steuern das Verhalten des GRUB-Bootloaders beim Starten des Systems. Einige häufig vorkommende Variablen sind: - GRUB_DEFAULT: Legt fest, welches Betriebssystem standardmäßig gebootet werden soll. - GRUB_TIMEOUT: Definiert die Zeit in Sekunden, die der Benutzer hat, um ein Betriebssystem auszuwählen, bevor das Standardbetriebssystem automatisch gestartet wird. - GRUB_CMDLINE_LINUX: Hier können zusätzliche Kernelparameter angegeben werden. - GRUB_DISABLE_OS_PROBER: Eine Variable, die steuert, ob GRUB nach anderen Betriebssystemen auf der Festplatte suchen soll. In der beschriebenen Situation wurde die Zeile "GRUB_DISABLE_OS_PROBER=false" hinzugefügt, um die automatische Erkennung von Betriebssystemen durch GRUB zu aktivieren. Dies bedeutet, dass GRUB nach anderen Betriebssystemen auf der Festplatte suchen wird, um sie in das Bootmenü aufzunehmen

Die­se ist nach Ab­schluss der Kon­fi­gu­ra­ti­on auch nö­tig, um die Mo­di­fi­ka­tio­nen mit­hil­fe des nach­ste­hen­den Kom­man­dos zu ak­ti­vie­ren.

sudo update-grub

Im Ide­al­fall fin­det GRUB nun den Pfad zur Win­dows-Par­ti­ti­on und fügt die­sen zum Aus­wahl­me­nü hin­zu.

Screenshot von Ubuntu 22.04.3 LTS: Was passiert nach der Befehlseingabe: sudo update-grub? Der Grand Unified Bootloader sucht nach Windows-Partitionen und generiert eine neue Konfigurationsdatei. Nach einem Neustart kann zwischen Ubuntu und Windows 11 ausgewählt werden

Der letzte Notnagel

Soll­te al­les beim Al­ten blei­ben, kann es in ei­nem von zehn Fäl­len hel­fen, den Se­cu­re-Boot-Mo­dus im UEFI zu de­ak­ti­vie­ren. Die­se Funk­ti­on dient prin­zi­pi­ell da­zu, die markt­be­herr­schen­de Stel­lung von Mi­cro­soft zu fes­ti­gen.

Se­cu­re Boot be­deu­tet, dass das UEFI nur mit ei­nem im Mo­ther­board hin­ter­leg­ten Schlüs­sel si­gnier­te Boot­loa­der star­tet. [...] In der Pra­xis stat­ten die Mo­ther­board-Her­stel­ler ih­re Hard­ware le­dig­lich mit dem Schlüs­sel von Mi­cro­soft aus.

Lang­ner, Chris­toph: Se­cu­re Boot. In: Li­nux User Nr. 2 (2022). S. 77.

GRUB_DISABLE_OS_PROBER=false wurde in /etc/default/grub ergänzt, aber der Grand Unified Bootloader findet keine Windows-Installation? Dann kann es helfen, den Secure-Boot-Modus zu deaktivieren. Tipp von Sascha Vetter (IT-Techniker) und Linux-Experte aus Linz (Österreich). Screenshot zeigt ein ASUS-UEFI eines AM4-Systems

Im An­schluss dar­an soll­te Ubun­tu ge­star­tet und die Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­tei von GRUB neu ge­ne­riert wer­den:

sudo update-grub

Taucht auch nach der De­ak­ti­vie­rung des Se­cu­re-Boot-Mo­dus kei­ne Win­dows-Par­ti­ti­on im Grand Uni­fied Boot­loa­der auf, ist ei­ne Neu­in­stal­la­ti­on von Ubun­tu un­um­gäng­lich.

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¹Vet­ter, Ve­ro­ni­ka Hel­ga: Ubun­tu: Boot­rei­hen­fol­ge än­dern - GRUB mit GUI edi­tie­ren. pinguin.gws2.de (03/2024).

Kategorie: Anleitungen

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