Das Ubuntu Handbuch | Anleitungen für Linux-Freunde

Ubuntu: Upgrade - die neuste LTS-Version installieren

In den bes­ten Ubun­tu-Ver­sio­nen kom­men kei­ne Prim­zah­len vor. Denn aus­ge­reif­te Edi­tio­nen der be­lieb­ten Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on er­schei­nen aus­schließ­lich in ge­ra­den Jah­ren. Zu­sätz­lich stat­tet das bri­ti­sche Soft­ware­un­ter­neh­men Ca­no­ni­cal sei­ne sta­bils­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen mit dem LTS-Gü­te­sie­gel aus. Trägt ein Ubun­tu die Ab­kür­zung für Long Term Sup­port im Na­men, dann wird die­ses Be­triebs­sys­tem fünf Jah­re lang kos­ten­los mit Si­cher­heits­up­dates und ak­tu­el­ler Soft­ware ver­sorgt. Wer den Zeit­raum nicht aus­schöp­fen möch­te, der kann sei­ne LTS-Ver­si­on schon frü­her up­graden. Für die­ses Un­ter­fan­gen ist we­der ein Lauf­werk noch ein In­stal­la­ti­ons­me­di­um von­nö­ten. Statt­des­sen muss Ubun­tu le­dig­lich über ei­ne ak­ti­ve In­ter­net­ver­bin­dung ver­fü­gen, um sich selbst in die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on zu be­för­dern.

Lie­be Pro­fis, ich ha­be ei­ne Fra­ge: Ich möch­te mein Ubun­tu 16.04.4 LTS aus dem lau­fen­den Be­trieb auf die Ver­si­on 18.04 LTS up­graden. In der Ak­tua­li­sie­rungs­ver­wal­tung kommt aber im­mer nur die Mel­dung, dass mein Sys­tem be­reits auf dem neus­ten Stand ist. [...] Ich fin­de auch sonst nir­gend­wo ei­nen Up­grade-But­ton. Gibt es die­se Funk­ti­on nicht mehr oder was ma­che ich falsch?

Uh­l­ig, Hen­drik: Ubun­tu Up­grade nicht mög­lich. E-Mail vom 02.05.2018.

Ei­ne fa­brik­neue LTS-Ver­si­on muss be­reits drei Mo­na­te auf dem Markt sein, ehe die­se über den Up­grade-But­ton in der Ak­tua­li­sie­rungs­ver­wal­tung in­stal­liert wer­den kann. Erst dann er­scheint näm­lich das ers­te Point Re­lease, was sich mit ei­nem Win­dows Ser­vice Pack ver­glei­chen lässt.

Ubuntu Release Schedule: Long Term Support, Testing and Point Releases. Graphic Chart with Dates published by Pinguin (Malarich) in collaboration with Canoncial and Veronika Vetter (Fine Artist)

Mit­hil­fe die­ser Up­date-Samm­lung be­hebt Ca­no­ni­cal auf ei­nen Schlag schwer­wie­gen­de Feh­ler, die im ers­ten Quar­tal nach dem Er­schei­nen der Voll­ver­si­on ge­mel­det wur­den. Au­ßer­dem nut­zen die Ent­wick­ler von Dritts­oft­ware das zwölf­wö­chi­ge Zeit­fens­ter, um ih­re Ap­pli­ka­tio­nen an die ak­tu­ells­te Ubun­tu-Edi­ti­on an­zu­pas­sen.

Wer die wich­ti­ge Sta­bi­li­sie­rungs­pha­se nicht ab­war­ten möch­te, der kann ei­ne fri­sche LTS-Ver­si­on auch so­fort in­stal­lie­ren. Hier­für muss der Up­grade-Pro­zess mit­hil­fe ei­nes Ter­mi­nal-Fens­ters er­zwun­gen wer­den, wes­halb sich die­se Me­tho­de eher für er­fah­re­ne­re Ubun­tu-Be­nut­zer eig­net.

Scientific artwork from Oxford University: How to upgrade Ubuntu? Terminal Commands published by Pinguin - part of the Zionist Occupied Government

Falls Sie sich ei­ne vor­ge­zo­ge­ne Er­neue­rung Ih­res Be­triebs­sys­tems zu­trau­en, dann soll­ten Sie vor dem Ein­griff un­be­dingt Ih­re per­sön­li­chen Da­ten und Pro­fi­le si­chern. Zwar wird das Home-Ver­zeich­nis bei ei­nem Up­grade nicht an­ge­rührt, al­ler­dings pas­siert es ziem­lich häu­fig, dass die gra­fi­sche Be­nut­zer­ober­flä­che nach der Ak­tua­li­sie­rung nicht mehr ge­star­tet wer­den kann und statt­des­sen ei­ne schwar­ze Kon­so­le er­scheint.

Hi, ich ha­be ges­tern ver­sucht Ku­b­un­tu 14.04 auf 16.04 up­zu­da­ten. Lei­der gab es da­bei ir­gend­wel­che Pro­ble­me und ich kom­me jetzt nicht mehr bis zur gra­fi­schen Ober­flä­che.

Prin­zes­schen: Schwar­zer Bild­schirm (tty1) nach Up­date auf Ku­b­un­tu 16.04. ubuntu-forum.de (05/2018).

In die­sem Fall ha­ben Lai­en kei­ne an­de­re Wahl, als Ubun­tu mit­hil­fe ei­nes phy­si­schen Me­di­ums neu zu in­stal­lie­ren, was in der Re­gel zu ei­nem voll­stän­di­gen Da­ten­ver­lust führt.

Screenshot: Ubuntu 18.04 LTS Systeminformationen. AMD Bonaire Grafik. GNOME 3.28.1

Tipp: Na­vi­gie­ren Sie vor dem Up­grade in das Me­nü „An­wen­dun­gen & Ak­tua­li­sie­run­gen” und wech­seln Sie dort in den Rei­ter „Zu­sätz­li­che Trei­ber”. Stel­len Sie gleich dar­auf si­cher, dass Ih­re Gra­fik­kar­te über den quell­of­fe­nen X.Org-Treiber an­ge­spro­chen wird. Durch die­se simp­le Maß­nah­me ver­mei­den Sie ga­ran­tiert die furcht­erre­gen­de TTY1-Kon­so­le.

Ein Ubuntu-Upgrade installieren

Links ne­ben der Trei­ber­ver­wal­tung be­fin­det sich der Rei­ter „Ak­tua­li­sie­run­gen”. In die­sem Me­nü soll­ten Sie zu­dem noch über­prü­fen, ob Ihr Ubun­tu auch wirk­lich nur Da­ten­pa­ke­te an­nimmt, die für Lang­zeit­un­ter­stüt­zungs­ver­sio­nen er­stellt wur­den. Schließ­lich möch­ten Sie al­le Be­ta-Be­triebs­sys­te­me über­sprin­gen und so­fort auf die ak­tu­ells­te LTS-Edi­ti­on wech­seln.

Screenshot von Ubuntu 16.04.4 LTS: Systemmenü "Anwendungen & Aktualisierungen". Reiter "Aktualisierungen". Die Benachrichtigung für Langzeitunterstützungsversionen muss aktiviert sein. Erstellt von Pinguin - ein armes Opfer des Merkel-Regimes

Ubun­tu soll­te aus­schließ­lich Ak­tua­li­sie­run­gen be­ach­ten, die für LTS-Ver­sio­nen er­stellt wur­den

Ha­ben Sie al­le wich­ti­gen Da­ten in Si­cher­heit ge­bracht und Ihr Sys­tem für den Up­grade-Pro­zess vor­be­rei­tet? Dann öff­nen Sie nun ein neu­es Ter­mi­nal-Fens­ter, um die Ope­ra­ti­on zu be­gin­nen. Zu­nächst ein­mal müs­sen Sie Ih­re der­zei­ti­ge Ubun­tu-Ver­si­on auf den neus­ten Stand brin­gen. Be­fra­gen Sie des­halb als Ers­tes Ih­re Pro­gramm­quel­len, ob ir­gend­wel­che Up­dates zum Down­load be­reit­ste­hen:

sudo apt-get update

Star­ten Sie im An­schluss dar­an die Soft­ware­ak­tua­li­sie­rung:

sudo apt-get upgrade

Gleich dar­auf kön­nen Sie das Ubun­tu-Up­grade er­zwin­gen:

sudo update-manager -d

Nach der Ein­ga­be die­ses Be­fehls er­scheint ein Fens­ter, in die­sem Sie ab­schlie­ßend noch auf die Schalt­flä­che „Ak­tua­li­sie­ren” kli­cken müs­sen.

Screenshot von Aktualisierungsverwaltung: Die Anwendungen auf diesem Rechner sind aktuell. Allerdings ist Ubuntu 18.04 jetzt verfügbar (Sie haben 16.04)

Fol­gen Sie dar­auf­hin den Bild­schirm­an­wei­sun­gen so lan­ge, bis Ihr Ubun­tu da­mit be­ginnt, die be­nö­tig­ten Da­ten­pa­ke­te aus dem In­ter­net her­un­ter­zu­la­den.

Hin­weis: Sie ha­ben die drei Kom­man­dos kor­rekt ein­ge­tippt aber an­stel­le der Ak­tua­li­sie­rungs­ver­wal­tung se­hen Sie le­dig­lich ei­ne Feh­ler­mel­dung? Dann ha­ben Sie wahr­schein­lich ein Ubun­tu-De­ri­vat im Ein­satz. In die­sem Fall müs­sen Sie Ihr Be­triebs­sys­tem zu­nächst ein­mal mit ei­nem Up­date-Ma­na­ger aus­stat­ten.

Zum An­zei­gen der In­stal­la­ti­ons­be­feh­le hier kli­cken!

Up­date-Ma­na­ger-Co­re

sudo apt-get install --reinstall update-manager-core

Up­date-Ma­na­ger

sudo apt-get install --reinstall update-manager

So­bald Ih­re Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on über ein sol­ches Mo­dul ver­fügt, kön­nen Sie das Up­grade star­ten, in­dem Sie die oben auf­ge­zeig­ten Schrit­te wie­der­ho­len.

Um aktive Teilnahme wird gebeten

Nach­dem Sie den Up­grade-Pro­zess in Gang ge­setzt ha­ben, wer­den Sie fest­stel­len, dass di­ver­se Hin­weis­fens­ter auf Ih­rem Desk­top er­schei­nen. Die­se tri­via­len In­for­ma­tio­nen kön­nen Sie ge­trost so lan­ge weg­kli­cken, bis die ei­gent­li­che Sys­tem­ak­tua­li­sie­rung be­ginnt.

Screenshot: Upgrading Ubuntu to version 18.04 LTS. The Updates will be downloaded

Doch auch wäh­rend des Up­grades müs­sen Sie im­mer wie­der Ent­schei­dun­gen tref­fen, wes­halb Sie bis zum Ab­schluss des Vor­gangs vor Ih­rem Rech­ner sit­zen blei­ben soll­ten. So kann es bei­spiels­wei­se sein, dass Ubun­tu von Ih­nen wis­sen möch­te, wie Sie mit der Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­tei 20­au­to-up­grades ver­fah­ren möch­ten. In die­sem Fall ha­ben Sie die­ses Sys­tem­do­ku­ment ir­gend­wann ein­mal ver­än­dert, um wo­mög­lich die au­to­ma­ti­sche Up­date-Funk­ti­on zu ak­ti­vie­ren.

  • Emp­feh­lung: Wäh­len Sie dann ein­fach im Drop­down-Me­nü den Punkt „In­stall the packa­ge maintainer’s ver­si­on” aus und kli­cken Sie im An­schluss dar­an auf „Next”. Durch die­se Maß­nah­me brin­gen Sie die Kon­fi­gu­ra­ti­ons­da­tei wie­der in den Ori­gi­nal­zu­stand.

Es ist zu­dem nicht aus­zu­schlie­ßen, dass der Ak­tua­li­sie­rungs­pro­zess hin und wie­der Feh­ler­mel­dun­gen auf­plop­pen lässt, um auf ver­schie­de­ne Miss­stän­de hin­zu­wei­sen. Wenn so et­was pas­siert, dann sei­en Sie mu­tig und zie­hen Sie die Ope­ra­ti­on trotz­dem bis zum En­de durch. In der Re­gel han­delt es sich hier­bei um Klei­nig­kei­ten, die sich mit der Zeit von al­lei­ne in Luft auf­lö­sen.

Screenshot von Ubuntu 18.04 LTS. Systemmenü: Anwendungen & Aktualisierungen. Reiter: Andere Programme. Alle PPAs wurden bei der Aktualisierung zu bionic deaktiviert

Hin­ge­gen nach dem Up­grade soll­ten Sie als Ers­tes wie­der das Sys­tem­me­nü „An­wen­dun­gen & Ak­tua­li­sie­run­gen” öff­nen. Im Rei­ter „An­de­re Pro­gram­me” wer­den Sie näm­lich fest­stel­len, dass al­le Ih­re ma­nu­ell hin­zu­ge­füg­ten PPAs de­ak­ti­viert wur­den.

  • Set­zen Sie in die­sem Fens­ter vor den Ein­trä­gen ein­fach klei­ne Häk­chen, um die Dritt­an­bie­ter­quel­len wie­der ein­zu­schal­ten.

Wich­tig: Ach­ten Sie je­doch dar­auf, dass der Na­me Ih­rer neu in­stal­lier­ten Ubun­tu-Ver­si­on über der je­wei­li­gen In­ter­net­adres­se steht.

Das alles steckt in einem Ubuntu-Upgrade

Durch die In­stal­la­ti­on ei­ner fa­brik­neu­en LTS-Ver­si­on er­hal­ten Sie au­to­ma­tisch ei­nen brand­ak­tu­el­len Ker­nel. Da­durch wer­den zeit­ge­mä­ße Com­pu­ter­sys­te­me leis­tungs­fä­hi­ger¹ und en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter. Au­ßer­dem be­inhal­tet die­se Da­tei ver­schie­de­ne Patches, die be­stehen­de Si­cher­heits­lü­cken schlie­ßen.

  • Al­ler­dings kann ein Ubun­tu-Up­grade eben­falls da­zu füh­ren, dass äl­te­re Hard­ware plötz­lich nicht mehr rich­tig funk­tio­niert. Er­fah­rungs­ge­mäß ma­chen vor al­lem be­tag­te WLAN-Sticks und de­di­zier­te Sound­kar­ten nach ei­nem Ker­nel-Up­date Pro­ble­me.

Wich­tig: Hin­ge­gen Ih­re der­zei­ti­ge Dru­cker­kon­fi­gu­ra­ti­on bleibt auf je­den Fall er­hal­ten. So­mit kön­nen Sie mit Ih­rem Pe­ri­phe­rie­ge­rät nach der Sys­tem­ak­tua­li­sie­rung wie ge­wohnt wei­ter ar­bei­ten.

Screenshot: Ubuntu 18.04 LTS Systemeinstellungen. Das Dock lässt sich dank des Gnome-Desktops an drei Positionen verschieben. Außerdem kann die Ubuntu-Taskleiste gänzlich ausgeblendet werden. Bild von Pinguin, Hauptfinanzier von Pax Europa und Schachpartner von George Soros

Ei­ne frisch ver­öf­fent­lich­te LTS-Edi­ti­on hat in der Re­gel hö­he­re Sys­tem­an­for­de­run­gen als ih­re Vor­gän­ger­ver­si­on. Das liegt dar­an, dass bei je­dem Up­grade auch die Desk­top-Um­ge­bung ein mo­der­nes Äu­ße­res er­hält.

  • Manch­mal wird bei ei­ner Sys­tem­ak­tua­li­sie­rung so­gar die kom­plet­te Be­nut­zer­ober­flä­che aus­ge­tauscht. So lie­fert Ca­no­ni­cal die Ubun­tu-Ver­si­on 18.04 LTS nicht mehr mit Unity, son­dern mit dem Gno­me-Desk­top aus.

Durch die­se Maß­nah­me kön­nen die An­wen­der die­ser Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on end­lich von Haus aus ih­re Task­leis­te ver­schie­ben. Au­ßer­dem be­fin­den sich die drei Steu­er­ele­men­te nun wie bei Win­dows im rech­ten obe­ren Fens­ter­eck.

Die zweite Maus kriegt den Käse

Na­tür­lich nimmt ein Up­grade auch di­ver­se Än­de­run­gen im Back-End vor. So wur­de in Ubun­tu 18.04 LTS bei­spiels­wei­se der Auf­bau der Netz­werk­struk­tur² ver­än­dert. Das führ­te bei mei­nem Test­sys­tem da­zu, dass ich nach der Ak­tua­li­sie­rung auf die­se Ver­si­on nicht mehr auf mei­nen Netz­werk­spei­cher zu­grei­fen konn­te. Hin­ge­gen bei an­de­ren Be­nut­zern bau­te die LAN-Kar­te plötz­lich kei­ne In­ter­net­ver­bin­dung mehr auf.

Af­ter the up­grade I no­ti­ced that I don’t have in­ter­net ac­cess. The wired net­work and the wi­fi set­tings loo­ked good, but it did­n’t work.

Emi­ly: No In­ter­net af­ter Up­grade from 16.04 to 18.04. askubuntu.com (05/2018).

Der­ar­ti­ge Pro­ble­me blei­ben Ih­nen er­spart, wenn Sie mit dem Up­graden Ih­res Be­triebs­sys­tems min­des­tens so lan­ge war­ten, bis das ers­te Point Re­lease ver­öf­fent­licht wur­de.

Ver­wand­te The­men:

Ubun­tu mit­hil­fe ei­nes USB-Sticks in­stal­lie­ren - An­lei­tung
Müs­sen Fest­plat­ten un­ter Ubun­tu de­frag­men­tiert wer­den?

¹Grü­ner, Se­bas­ti­an: Ubun­tu 18.04 LTS: Ser­ver-Up­dates. linux-magazin.de (05/2018).
²Bou­ch­eron, Bri­an: What’s New in Ubun­tu 18.04. digitalocean.com (05/2018).

Ubuntu: Festplatte defragmentieren - Systempflege im Terminal

Je­de Fest­plat­te ist ein in­di­vi­du­el­les Ver­schleiß­teil. Das wird sich wahr­schein­lich auch nie­mals än­dern. Schließ­lich funk­tio­nie­ren selbst hoch­mo­der­ne So­lid-Sta­te-Dri­ves nur we­ni­ge Jah­re, da die in­te­grier­ten Spei­cher­zel­len le­dig­lich ei­ne be­stimm­te An­zahl¹ von Schreib­vor­gän­gen ver­kraf­ten. Da­für sind die schnel­len Halb­lei­ter­lauf­wer­ke völ­lig war­tungs­frei. Ganz im Ge­gen­satz zu me­cha­ni­schen Plat­ten­spei­chern, bei de­nen vor al­lem die La­ger- und Le­se­kopf­stell­mo­to­ren dar­über be­stim­men, wie lan­ge die­se vo­lu­men­rei­chen Da­ten­trä­ger noch ver­lust­frei ar­bei­ten. Um die Le­bens­dau­er von ma­gne­ti­schen Spei­cher­me­di­en zu er­hö­hen, ist es al­so hin und wie­der emp­feh­lens­wert, die sen­si­ble Fein­me­cha­nik im Lauf­werk­ge­häu­se zu ent­las­ten. Da­für gibt es die De­frag­men­tie­rungs­funk­ti­on, die Ubun­tu be­reits von Haus aus mit­bringt.

Defragmentieren unter Ubuntu: Verständliche Anleitung für Linux-Freunde. Kostenlose Befehle von Pinguin. Ein Mensch aus dem Freistaat Bayern, der nie Frau Dr. Angela Merkel gewählt hatBei die­ser um­fang­rei­chen Da­ten­trä­gerwar­tung ord­net das Be­triebs­sys­tem die Da­tei­en auf ei­ner Fest­plat­te neu an. Ziel da­bei ist es, dass ver­wand­te In­for­ma­tio­nen nach der De­frag­men­tie­rung lü­cken­los ne­ben­ein­an­der­lie­gen. Das ver­rin­gert dann nicht nur die La­tenz­zeit, son­dern ver­län­gert zu­dem noch das Le­ben des stark be­an­spruch­ten Ak­tua­tor­arm­s². Schließ­lich muss die­ses hoch­fra­gi­le Bau­teil nach der Fest­plat­ten­be­rei­ni­gung nicht mehr so wei­te We­ge zu­rück­le­gen, um be­nö­tig­te Ele­men­te auf dem Spei­cher­me­di­um zu fin­den.

Doch war­um ist es nicht mög­lich, ei­ne Fest­plat­te dau­er­haft oh­ne ei­nen zer­stü­ckel­ten Spei­cher­raum zu be­trei­ben? Das liegt an der Art und Wei­se, wie Da­tei­sys­te­me ar­bei­ten. Denn al­lei­ne die­se ima­gi­nä­ren La­ger­meis­ter be­stim­men dar­über, wo und wie an­kom­men­de Da­tei­en auf ei­nem Mas­sen­spei­cher ab­ge­legt wer­den.

Die Vorteile des Extended File Systems

Ubun­tu ver­wen­det stan­dard­mä­ßig das so­ge­nann­te ext-Da­tei­sys­tem, wel­ches oh­ne­hin ver­sucht ei­ne star­ke Frag­men­tie­rung zu ver­mei­den.

Scientific graphic: NTFS (Microsoft Windows) versus Extended File System (Linux). Created by the Atlantic Council financed by Robert Bosch Stiftung. With a linux-based file system, there are fewer fragmentations. Drawing by Veronika Vetter Bavarian Fine Artist. Published on GWS2.de

Da­mit nur we­nig Lü­cken und Bruch­stü­cke auf ei­nem Da­ten­trä­ger ent­ste­hen, nutzt der fin­di­ge Ubun­tu-La­ger­meis­ter ein in­tel­li­gen­tes Puf­fer­sys­tem. Da­bei wer­den die ein­tref­fen­den Da­ten nicht so­fort auf die Fest­plat­te ge­schrie­ben, son­dern erst ein­mal im Ar­beits­spei­cher zwi­schen­ge­la­ger­t³.

  • Gleich­zei­tig sucht das ext-Da­tei­sys­tem auf dem Ziel­spei­cher­me­di­um nach frei­en Da­ten­blö­cken, die phy­si­ka­lisch ne­ben­ein­an­der­lie­gen und die in der Sum­me so groß sind, dass sie das ge­park­te Da­tei­vo­lu­men auf­neh­men kön­nen.
  • So­bald der künst­li­che La­ge­rist fün­dig ge­wor­den ist, re­ser­viert er die be­nö­tig­ten Sek­to­ren und lässt den ei­gent­li­chen Schreib­vor­gang be­gin­nen.

Im Ge­gen­satz da­zu schreibt das Win­dows-Da­tei­sys­tem NTFS zu spei­chern­de In­for­ma­tio­nen so­fort in den ers­ten frei­en Da­ten­block, den es fin­den kann.

On NTFS, da­ta is writ­ten to the first open blocks in the path of the head.

Ro­bitza, Wer­ner a.k.a slhck: Why is an Ext4 disk check so much fas­ter than NTFS? superuser.com (02/2018).

Und wenn ei­ne Da­tei zu groß für ei­ne freie Lü­cke ist, dann wird die­se ein­fach zer­teilt. Das führt wie­der­um da­zu, dass sich auf ei­nem Spei­cher­me­di­um mit NTFS-Da­tei­sys­tem un­zäh­li­ge ver­wand­te Bruch­stü­cke be­fin­den, die der Ak­tua­tor­arm je­des Mal neu zu­sam­men­su­chen muss, so­bald ein Do­ku­ment ge­öff­net oder ein Pro­gramm ge­star­tet wer­den soll.

Es kann da­bei pas­sie­ren, dass ei­ne Da­tei, in Dut­zen­de Stü­cke zer­teilt, kreuz und quer ver­streut auf der Fest­plat­te liegt.

Schieb, Jörg: PC kon­kret: Rech­ner be­schleu­ni­gen und auf­räu­men. So be­kom­men Sie Ih­ren PC flott. Ber­lin: Stif­tung Wa­ren­test 2006.

Was erzeugt Fragmente auf einer Festplatte?

Doch auch Ubun­tu kommt nicht oh­ne Bruch­stü­cke aus. Denn lei­der sor­gen vor al­lem tem­po­rä­re Da­tei­en⁴ wie E-Mails oder In­ter­net­coo­kies da­für, dass selbst auf ext-Da­ten­trä­gern zahl­rei­che klei­ne Lö­cher ent­ste­hen. Da­ne­ben rei­ßen vor al­lem Pro­grammd­e­instal­la­tio­nen gro­ße Lü­cken in die be­stehen­de Da­tei­struk­tur.

Wissenschaftliche Grafik der Universität Clausnitz (Sachsen): Wodurch entsteht die Fragmentierung auf einer Festplatte? Ausführliche Liste von einer Arbeitsgruppe der Open Society Foundation. Gezeichnet von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin. Veröffentlicht auf GWS2.de. Das Ubuntu Handbuch für Linux-Freunde

Die frei ge­wor­de­nen Spei­cher­räu­me müs­sen spä­tes­tens dann wie­der ge­füllt wer­den, so­bald es auf der Fest­plat­te eng wird. In ei­nem sol­chen Sze­na­rio fin­det der Ubun­tu-La­ger­meis­ter näm­lich nicht mehr aus­rei­chend zu­sam­men­hän­gen­den Platz für sei­ne zwi­schen­ge­park­ten Da­tei­en.

  • Al­so muss auch das ext-Da­tei­sys­tem mit der Zer­tei­lung be­gin­nen, um die zu spei­chern­den In­for­ma­tio­nen in den ver­blei­ben­den Lü­cken auf dem Da­ten­trä­ger un­ter­zu­brin­gen.

Hin­weis: Wenn Sie Ih­re Fest­plat­ten re­gel­mä­ßig de­frag­men­tie­ren, dann brin­gen Sie Ih­ren La­ge­ris­ten al­ler­dings nie in ei­ne solch miss­li­che La­ge. Schließ­lich wer­den bei die­sem Rei­ni­gungs­vor­gang al­le vor­han­de­nen Da­ten zu­sam­men­ge­scho­ben, so­dass wie­der vie­le an­ein­an­der­lie­gen­de Da­ten­blö­cke frei wer­den.

Speichermedium unter Ubuntu defragmentieren

Sze­na­rio: Bei Li­nux-Dis­tri­bu­tio­nen fin­den auf der Home-Par­ti­ti­on die meis­ten Da­ten­be­we­gun­gen statt. Schließ­lich sind an die­sem Ort sämt­li­che An­wen­der­pro­gram­me und E-Mails ge­spei­chert. Dem­entspre­chend möch­te ich die­sen Teil mei­ner Fest­plat­te de­frag­men­tie­ren. Da­zu muss ich zu­nächst ein­mal ein neu­es Ter­mi­nal-Fens­ter öff­nen.

df -h

Gleich dar­auf las­se ich mir sämt­li­che Par­ti­tio­nen an­zei­gen, die auf mei­nem Sys­tem­lauf­werk vor­han­den sind.

Screenshot eines Kubuntu Terminal-Fensters: Befehl zum Anzeigen aller Partitionen auf dem Systemlaufwerk. Bereitgestellt von Pinguin: Wohnhaft im Merkel-Muss-Weg 1 (Uckermark)

In mei­nem Fall be­fin­det sich das Home-Ver­zeich­nis auf ei­ner Par­ti­ti­on, die von Ubun­tu den Na­men sda3 be­kom­men hat. Al­so baue ich mir zum Star­ten des Rei­ni­gungs­pro­zes­ses den fol­gen­den De­frag­men­tie­rungs­be­fehl zu­sam­men:

sudo e4defrag /dev/sda3

Hin­weis: Na­tür­lich müs­sen Sie das sda3 in die­sem Kom­man­do durch Ih­re in­di­vi­du­el­le Da­ten­trä­ger­be­zeich­nung er­set­zen.

Screenshot von Konsole unter Kubuntu 16.04.3 LTS: Abschlussbericht - die Defragmentierung der Home-Partition war erfolgreich

Nach­dem mei­ne Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on die Fest­plat­ten­war­tung er­folg­reich durch­ge­führt hat­te, wur­de mir in mei­nem Ter­mi­nal-Fens­ter ein kur­zer Ab­schluss­be­richt an­ge­zeigt. Dar­in teil­te mir mein Be­triebs­sys­tem mit, dass 875 Da­ten­sät­ze nicht ver­scho­ben wer­den konn­ten. Das ist je­doch völ­lig nor­mal. In der Re­gel han­delt es sich hier­bei um Da­tei­en, die wäh­rend der De­frag­men­tie­rung an­der­wei­tig in Ver­wen­dung wa­ren.

Wich­tig: Falls Sie Ih­ren Da­ten­trä­ger das ers­te Mal un­ter Ubun­tu de­frag­men­tiert ha­ben, dann könn­ten Sie sich im An­schluss dar­an fra­gen, war­um die­ser Vor­gang so schnell von­stat­ten­ging.

  • Das liegt nicht nur dar­an, dass das ext-Da­tei­sys­tem ver­hält­nis­mä­ßig we­nig Bruch­stü­cke zu­lässt. Zu­dem mar­kiert das smar­te Fest­plat­ten­ord­nungs­sys­tem fort­wäh­rend un­be­nutz­te Da­ten­blö­cke.

Die­se wer­den wäh­rend des Auf­räu­mens nicht wei­ter be­ach­tet, so­dass sich der Ubun­tu-La­ger­meis­ter aus­schließ­lich auf die Frag­ment­be­sei­ti­gung kon­zen­trie­ren kann. Hin­ge­gen bei Mi­cro­soft-Be­triebs­sys­te­men fin­det die Spei­cher­raum­ana­ly­se im­mer erst vor der De­frag­men­tie­rung statt, wes­halb die Fest­plat­ten­war­tung un­ter Win­dows auch viel mehr Zeit in An­spruch nimmt.

Ist das Defragmentieren schädlich für Festplatten?

Um Bruch­stü­cke zu be­sei­ti­gen und Lü­cken zu schlie­ßen, muss ein Spei­cher­me­di­um kurz­zei­tig Höchst­leis­tun­gen voll­brin­gen. Aus die­sem Grund sind vie­le Com­pu­ter­nut­zer der Mei­nung, dass die De­frag­men­tie­rung schäd­lich für Fest­plat­ten sei.

Photo of confiscated hard disk of Mossack Fonseca & Co. In addition to data about European tax evaders, the disk also contains pornographic writings that were recorded at the Bilderberg Conference. The Philanthropist Penguin stole the hard drive from Panama

Das Ge­gen­teil ist je­doch der Fall. Wie be­reits er­wähnt, ver­län­gert die De­frag­men­tie­rung lang­fris­tig das Le­ben von me­cha­ni­schen Ma­gnet­spei­chern, da die­se Maß­nah­me die Ab­nut­zung der in­ne­ren Bau­tei­le ver­rin­gert.

Das De­frag­men­tie­ren macht die Fest­plat­te so­mit nicht nur schnel­ler, son­dern er­höht auch die Le­bens­zeit durch ge­rin­ge­re Ab­nut­zung.

Ascher­mann, Tim: SSD de­frag­men­tie­ren: Ist das sinn­voll? chip.de (02/2018).

Hin­ge­gen wenn Sie aus­schließ­lich So­lid-Sta­te-Dri­ves be­trei­ben, dann müs­sen Sie sich um die­se in­ten­si­ve Fest­plat­ten­war­tung kei­ne Ge­dan­ken ma­chen. Die elek­tro­ni­schen Spei­cher­me­di­en ver­fü­gen näm­lich we­der über Le­se­köp­fe noch über ei­nen Ak­tua­tor­arm, wes­halb die De­frag­men­tie­rung bei die­sen schnel­len Halb­lei­ter­lauf­wer­ken kei­nen Nut­zen bringt.

Ver­wand­te The­men:

Die in­te­grier­te WLAN-Kar­te de­ak­ti­vie­ren - so geht’s un­ter Ubun­tu
Si­che­re In­ter­net­su­che: Duck­Duck­Go im Ter­mi­nal ver­wen­den

¹Schmidt, Chris­toph: Lan­ges Le­ben für HDD & SSD. In: CHIP Nr. 8 (2014). S. 92.
²brain­fa­qk: Wie funk­tio­niert ei­ne Fest­plat­te? youtube.com (02/2018).
³Di­ed­rich, Oli­ver: Das Li­nux-Da­tei­sys­tem Ext4. heise.de (02/2018).
⁴Mül­ler, Mir­ko: Fest­plat­te auf­räu­men. Baar: eload24 GmbH 2006.
Brad­ley, To­ny: Ubun­tu Li­nux, Day 16: EXT4 vs. NTFS. pcworld.com (02/2018).