Die Datenbanken von nordamerikanischen Suchmaschinen liefern nicht nur Benutzern, sondern auch Geheimdiensten wertvolle Informationen. Es genügt nämlich lediglich ein Beschluss eines US-Spezialgerichts¹ und schon können Institutionen wie die NSA auf die gespeicherten Personenprofile von Google, Yahoo und Co. zugreifen. Hingegen der britische Nachrichtendienst GCHQ hat sogar transatlantische Glasfaserkabel angezapft² und kann somit selbst verschlüsselte Anfragen an Suchmaschinen in Echtzeit mitlesen.
In den Dokumenten ist von zehn Millionen geknackten HTTPS-Verbindungen pro Tag die Rede. Randnotiz: Der britische Geheimdienst sammelt Erkenntnisse zum Knacken der Protokolle SSL und TLS in einer Datenbank namens Flying Pig, fliegendes Schwein.
Steier, Henning: Welche Werkzeuge Geheimdiensten die Arbeit erschweren. nzz.ch (01/2018).
Demzufolge ist es heutzutage nicht mehr möglich, eine anonyme Internetsuche über das HTTP-Protokoll zu starten. Wer jedoch aus den rund 900 Millionen³ existierenden Webseiten bestimmte Informationen herausfiltern möchte, der ist auf eine leistungsstarke Suchmaschine angewiesen. Was können Sie als sicherheitsbewusster Computeranwender also tun, um die Arbeit von neugierigen Regierungsbehörden zu erschweren? Als Erstes sollten Sie nur noch mit DuckDuckGo das World Wide Web durchforsten.
Denn immerhin garantiert Ihnen der Erfinder Gabriel Weinberg⁴, dass Sie mit seiner Suchmaschine stets die Kontrolle über Ihre persönlichen Daten behalten. Doch wie soll der Physiker dieses Versprechen einhalten? Schließlich ist DuckDuckGo ein amerikanisches Unternehmen, das sich wie Facebook und Microsoft dem Willen der US-Administration beugen muss.
Natürlich ist auch DuckDuckGo dazu verpflichtet, die Anfragen von US-Behörden zu beantworten. Allerdings speichert die Hybrid-Suchmaschine keine persönlichen Benutzerinformationen. Dadurch sind die Datenbanken dieses Internetdienstes für Exekutivorgane völlig wertlos.
Ich selbst habe bei DuckDuckGo für knapp 1 Jahr gearbeitet. [...] DuckDuckGo speichert nichts und kann somit auch keine Daten herausgeben. Ich selbst durfte mehrfach erleben, wie Behörden (z. B. FBI und NSA) unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten, da DDG nichts [...] abspeichert.
Thomas: Bang! DuckDuckGo als Suchmaschine. trendblog.euronic.de (01/2018).
Des Weiteren ist es mit DuckDuckGo möglich, die Echtzeitüberwachung zu umgehen. Dazu bietet die Suchmaschine ihre Dienste zusätzlich im Tor-Netzwerk⁵ an.
https://3g2upl4pq6kufc4m.onion/
Hinweis: Diese Domain funktioniert nur im Tor Browser.
Ist Ihnen der Weg über das anonymisierende Tor-Netzwerk zu umständlich? Dann sollten Sie bei Internetsuchen zumindest darauf achten, dass Ihr Computer nur wenig persönliche Informationen preisgibt. Dies erreichen Sie beispielsweise, indem Sie browserlos auf DuckDuckGo zugreifen.
Die Konsole wird zur Suchmaschine
Unter Ubuntu können Sie ein Terminal-Fenster im Handumdrehen in eine Suchmaschine verwandeln. Dadurch verkleinert sich nicht nur Ihre Datenspur⁶. Zudem bekommen Sie die Suchergebnisse von DuckDuckGo ohne Werbung und ohne fiese Affiliate-Links präsentiert, was Ihr System langfristig vor HTTP-Cookies schützt.
Similarly, we may add an affiliate code to some eCommerce sites (e.g. Amazon & eBay) that results in small commissions being paid back to DuckDuckGo when you make purchases at those sites.
Weinberg, Gabriel: Information Collected. duckduckgo.com (01/2018).
Um zukünftig browserlose Websuchen starten zu können, müssen Sie zunächst eine winzige Datenbankschnittstelle installieren. Öffnen Sie also ein Terminal-Fenster und statten Sie Ihr Betriebssystem anschließend mit der folgenden PPA aus:
sudo add-apt-repository ppa:twodopeshaggy/jarun
Aktualisieren Sie daraufhin Ihre Softwarequellen:
sudo apt-get update
Gleich danach können Sie die Python-Applikation installieren:
sudo apt-get install ddgr
Hinweis: Die kleine Suchmaschinensoftware wird in Zukunft automatisch mit den anderen Ubuntu-Updates aktualisiert.
ddgr
Mit diesem Befehl veranlassen Sie von nun an, dass Ihr Terminal-Fenster zu einer Suchmaschine wird und Eingaben direkt an DuckDuckGo weiterleitet.
Hingegen wenn Sie die Taste Q gefolgt von der Eingabetaste drücken, dann beenden Sie den Suchmaschinenmodus wieder.
Das Internet ohne Browser durchsuchen
Die Suche in einem Terminal-Fenster funktioniert genauso wie in einem Webbrowser. Geben Sie einfach eine Phrase oder ein Schlüsselwort in die modifizierte Konsole ein und warten Sie, bis DuckDuckGo die passenden Ergebnisse präsentiert.
Falls unter den ersten zehn Einträgen noch nicht das Richtige dabei sein sollte, dann können Sie mit der Taste N auf die nächste Seite blättern. Hingegen um die Webseite eines Suchergebnisses zu besuchen, müssen Sie lediglich die Ziffer vor dem jeweiligen Textabschnitt eintippen.
Wenn Sie daraufhin die Eingabetaste drücken, dann startet Ihr Standardbrowser und lädt automatisch die Internetadresse, die sich hinter dem ausgewählten Suchergebnis verbirgt.
PDF-Suche und Bangs auch unter Ubuntu möglich
DuckDuckGo ist nicht nur äußerst sicher, sondern auch funktionell. Dabei ist die Suchmaschine besonders aufgrund ihrer sogenannten Bangs beliebt. Das sind rund 10.000 Kürzel, die direkt zu populären Webseiten führen.
Szenario: Mein Seminarleiter erwartet von mir, dass ich in der nächsten Sitzung ein kurzes Referat über den Werdegang von Friedrich Schiller halte.
Um mir erst einmal einen Überblick zu verschaffen, möchte ich von Wikipedia wissen, warum sich der Marbacher Dichter im Herzogtum Sachsen-Weimar niederließ. Dazu gebe ich folgenden Befehl in mein Suchmaschinenterminal ein:
!wde Friedrich Schiller
Durch das vorangestellte Kürzel öffnet mir mein Browser sofort den deutschen Wikipedia-Eintrag von Friedrich Schiller.
Als Nächstes überprüfe ich, ob der Werdegang Schillers eventuell schon zusammengefasst und veröffentlicht wurde. Also sehe ich nach, welche Einträge die wissenschaftliche Suchmaschine Google Scholar für mich bereithält:
!gsc Friedrich Schiller
Tipp: Wie Sie sehen, können Sie durch die Eingabe von Bangs viel Zeit sparen. Aus diesem Grund sollten Sie sich von dieser Liste die Kürzel notieren, die zu Ihren Lieblingswebseiten führen.
Um die Internetrecherchen für mein Kurzreferat abzuschließen, suche ich noch einige kostenlose Publikationen im PDF-Format zum Ausdrucken:
Friedrich Schiller filetype:pdf
Zu meinem Glück bietet DuckDuckGo auch für diesen Fall einen Funktionsbefehl an.
Hinweis: PDF-Dateien werden aus dem Suchmaschinenterminal sofort im Dokumentenbetrachter geöffnet. Der Benutzerdaten sendende Webbrowser bleibt geschlossen.
Internetsuche über die Konsole - die Vorteile
Die browserlose Websuche ist vor allem für mobile Computer interessant. Schließlich benötigt ein Terminal-Fenster keine Rechenpower, was den Laptop-Akku schont.
- Des Weiteren müssen bei der bilderlosen Konsolensuche weder Grafiken noch JavaScript-Code geladen werden. Dadurch reduziert sich langfristig der Datenmüll auf Ihrer Systemfestplatte, da Ihr Browser nicht mehr so viele temporäre Internetdateien speichert.
- Außerdem beansprucht die reine Textsuche weniger Bandbreite, was vor allem bei schwachen WLAN-Verbindungen ein großer Vorteil ist.
- Leider ist es im Terminal nicht möglich, nur nach deutschsprachigen Ergebnissen zu suchen. Dafür sehen Sie in diesem Modus ausschließlich unpersonalisierte Einträge, die nach neutralen Gesichtspunkten am besten zu Ihrer Suchphrase passen.
Neben den Datenschutzaspekten verwende ich DuckDuckGo vor allem wegen der Bang-Funktion. Denn was kann ein Linux-Fan mehr lieben als simple Terminal-Befehle, die direkt zu den gesuchten Informationen führen? Und sollten mich die nackten Buchstaben doch einmal langweilen, dann gebe ich einfach das folgende Kommando in mein Suchmaschinenterminal ein:
Zum Anzeigen des Glücksbefehls auf den Pfeil klicken!
!pictures pets
Verwandte Themen:
Wie wird der stabilste Mozilla Firefox unter Ubuntu installiert?
Linux-Maskottchen Tux aus Papier basteln - Anleitung
¹Hans, Barbara: US-Geheimdienstreform: Senat stimmt neuem NSA-Überwachungsprogramm zu. spiegel.de (01/2018).
²Holland, Martin: NSA-Überwachungsskandal: PRISM, Tempora und Co. - was bisher geschah. heise.de (01/2018).
³Lafrance, Adrienne: How Many Websites Are There? theatlantic.com (01/2018).
⁴Weinberg, Gabriel: Ask me about anything. ye.gg (01/2018).
⁵Freitag, Rolf: Die Kunst des Verdeckens. Daten verschleiern, verschlüsseln, zerstören. Deutsche Originalausgabe. Böblingen: C & L Computer und Literaturverlag 2011.
⁶Rehbein, Daniel A.: Ihre Datenspur im World Wide Web. daten.rehbein.net (01/2018).
M. Krahl sagt:
Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich bei Ihnen für die vielen Informationen bedanken. Mir war bisher nicht bewusst, wie viele persönliche Daten ich beim Surfen weitergebe - meine eigene Datenspur im WWW hat mich erschreckt.
Das Surfen via Terminal und DDG ist genau das richtige für mich. Mein Laptop ist schon etwas älter und nicht mehr der schnellste. Mit der Internetsuche im Terminal hat sich das Suchen für mich erheblich verbessert und natürlich beschleunigt. Mit etwas Übung und der Nutzung von Bangs ist es für mich nun ein Leichtes an die gewünschten Informationen zu kommen. Herzlichst M. Krahl