Das vorherrschende Klima prägt das Verhalten der Menschen, weshalb sich Wissenschaftler schon seit Ewigkeiten mit Witterungseinflüssen beschäftigen. So fanden französische Forscher heraus, dass Frauen wesentlich Flirtbereiter sind, wenn die Sonne¹ am Himmel zu sehen ist. Hingegen die meisten Babys werden in Deutschland im kalten Dezember² gezeugt, da die Männer in der Adventszeit gerne ihre einfühlsame und romantische Seite nach außen kehren. Doch nicht nur auf der zwischenmenschlichen, sondern auch auf der geschäftlichen Ebene spielt das Wetter eine Rolle. Vor allem ambitionierte Individuen müssen stets wissen, ob es morgen hagelt oder schneit, damit sie sich ein passendes Outfit zurechtlegen können. Schließlich entscheidet unter anderem die Kleidung³ darüber, wie die Karriere eines Werktätigen verläuft. Erfolg ist also durchaus wetterabhängig. Zum Glück sind die Meteorologen mittlerweile dank Radar- und Satellitentechnik in der Lage, die Witterungsbedingungen für die nächsten 36 Stunden⁴ vorauszusagen. Dadurch ist das Leben heute planbar. Im Gegensatz dazu herrschte im Spätmittelalter noch der Zufall, denn zu dieser Zeit sah der Wetterbericht so aus:
Clara Hätzlerin (1470): Das wetter will vercheren sich, das brüff ich an dem winde.
Grimm, Jacob & Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften Berlin. 33 Bde. Leipzig. 1854 - 1960 (Nachdruck München 1984).
Die Basis für die moderne Klimaforschung legte kein Geringerer als Karl Theodor von der Pfalz. Wahrscheinlich wollte der mächtige Kurfürst beim Ausreiten nicht mehr von Regenschauern überrascht werden, weshalb er im Jahre 1780 die Mannheimer Meteorologische Gesellschaft⁵ gründete. Diese Akademie unterhielt 39 europäische Messstationen und verfügte damit über das erste Wetterbeobachtungsnetz.
Währenddessen Witterungsdatensätze im Aufklärungszeitalter noch Mangelware waren, gibt es heutzutage unzählige Online-Dienste bei denen sich Wetterprognosen in Echtzeit abrufen lassen.
- Ubuntu-Benutzer müssen nicht mal einen Browser starten, wenn sie die Außentemperatur in ihrer Umgebung wissen möchten. Stattdessen können die Anwender dieser Linux-Distribution auf sogenannte Widgets zurückgreifen.
Nach der Konfiguration stellen diese nützlichen Hilfsprogramme die klimatischen Bedingungen auf dem Desktop oder in der Taskleiste dar. Doch bedauerlicherweise sind viele instabile Wetterapplikationen auf dem Markt, was ein äußerst frustrierender Zustand ist.
Moinsen verehrte Linux-Nerds! Jetzt mal ohne Flachs, warum gibt es keine vernünftige Wetteranzeige für Ubuntu? Circa alle sechs Monate muss ich ein neues Desktop-Widget installieren, da die Programme nach dieser Zeit ihren Dienst einstellen. Manchmal kam es auch vor, dass die PPAs von den Klimatools plötzlich tot waren, woraufhin ich beim Update-Prozess einen 404-Fehler erhielt. [...] Bitte sagen Sie mir, ob es eine langlebige App gibt, die mir zuverlässig die Außentemperatur in der Taskleiste anzeigen kann. PS: Ich nutze das Original-Ubuntu und würde nur ungern auf einen Ableger wechseln.
Claasen, Johannes: Suche verlässliches Wetter-Widget. E-Mail vom 28.04.2019.
Digitale Temperaturanzeigen funktionieren nur, wenn diese auf eine gepflegte Wetterdatenbank zugreifen können. Die Betreiber von solchen Informationsquellen sind zumeist gewinnorientierte Unternehmen, die zeitlich befristete Zugänge zu ihren Online-Diensten verkaufen. Wenn also ein Desktop-Widget plötzlich keine Werte mehr liefert, dann liegt das höchstwahrscheinlich daran, dass die voreingestellte Serverschnittstelle abgelaufen ist und deshalb geschlossen wurde.
Um einen dauerhaften Informationsfluss zu gewährleisten, verwendet das Klimatool Gnome Weather die Bibliothek LibGWeather⁶ als Datenbasis. Diese renommierte Wetterquelle wird gleich von mehreren Online-Diensten gespeist und von Linux-Entwicklern gepflegt.
sudo apt-get install gnome-weather
Hingegen das stabile Widget Gnome Weather befindet sich in der Universe-Paketgruppe und erhält seit dem Jahre 2014 regelmäßig Updates.
Universe-Pakete enthalten Open-Source-Programme, die nicht vom Ubuntu-Team gewartet werden. Stattdessen kümmern sich Mitglieder der Ubuntu-Community um diese Pakete.
Kofler, Michael: Linux. Das umfassende Handbuch. 15. aktualisierte Auflage. Bonn: Rheinwerk Verlag 2017.
Allerdings ist die zuverlässige Temperaturanzeige nur für Ubuntu-Benutzer geeignet, die in einer Metropolregion leben. Denn leider sind in der Wetterdatenbank LibGWeather nur Städte enthalten, die von mindestens 50.000 Menschen bewohnt werden.
Ein weiterer Nachteil von Gnome Weather ist, dass die Applikation nicht in der Taskleiste erscheint. Vielmehr versteckt sich das Programm im Desktop-Kalender, worüber auch das grafische Widget aufgerufen werden kann. Des Weiteren hat das rechteckige Infofenster ein festgelegtes Design, das keine Änderungen zulässt. Dementsprechend ist diese Temperaturanzeige eine unkomplizierte Out-of-the-box-Lösung für Großstadtbewohner, die hin und wieder wissen möchten, wie es wettermäßig vor ihrer Haustüre aussieht.
Hingegen wer in einer strukturschwachen Region lebt oder die Außentemperatur in der Taskleiste dargestellt haben möchte, der sollte die Dienste von OpenWeather in Anspruch nehmen. Dieses Add-on für den Standarddesktop greift seit Jahren ohne Probleme auf die Datenbank von OpenWeatherMap zu. Das liegt daran, dass dieses englische Wetterportal seine Serverleistung für diverse Ubuntu-Applikationen⁷ kostenlos zur Verfügung stellt.
Wetteranzeige für Ubuntu
Szenario: Wegen der kalten Progression macht es in Deutschland keinen Sinn mehr, einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachzugehen, weshalb ich mein Angestelltenverhältnis beendet habe und von Hessen nach Bayern gezogen bin. Seitdem arbeite ich als freiberuflicher Ölmüller in einem oberfränkischen Dorf, das den Namen Fickmühle trägt. Vor allem in den Sommermonaten hat das Wetter einen großen Einfluss auf meine landwirtschaftliche Tätigkeit. Denn übersteigt das Thermometer tagsüber die 32-Grad-Marke, dann muss ich meine Sonnenblumenfelder am Abend künstlich bewässern, um das Verdursten der Pflanzen zu verhindern. Damit ich die klimatischen Bedingungen auch während der Büroarbeit im Blick behalten kann, möchte ich meinen Ubuntu-PC mit OpenWeather ausstatten. Schließlich zeigt dieses Desktop-Widget die Außentemperatur omnipräsent in der Taskleiste an. Des Weiteren greift die funktionelle Applikation auf eine Datenbank zu, in der selbst mein winziger Heimatort enthalten ist.
Zu meinem Glück befindet sich die Wettersoftware in den offiziellen Quellen. Diese komfortable Situation macht es nämlich möglich, dass sich die Installation des Add-ons mit nur einem Terminal-Befehl durchführen lässt:
sudo apt-get install gnome-shell-extension-weather
Gleich nachdem die Dateien heruntergeladen und konfiguriert wurden, starte ich meinen Computer neu, indem ich das folgende Kommando in dieselbe Konsole eingebe:
sudo reboot
Sobald mein Betriebssystem wieder einsatzbereit ist, muss ich das Wetter-Widget einmalig aktivieren.
Dazu tippe ich als Erstes den Begriff „Tweaks” in die Ubuntu Aktivitäten-Suchleiste ein, damit ich gleich darauf das Menü „Optimierungen” öffnen kann. Im Anschluss daran navigiere ich in den Reiter „Erweiterungen” und klicke den Schieberegler hinter dem Eintrag „OpenWeather” mit der linken Maustaste an.
Nachdem ich das Klimatool angeschaltet habe, drücke ich als Nächstes auf den Zahnradknopf, da ich noch weitere Einstellungen vornehmen möchte.
Temperaturanzeige konfigurieren
Im nächsten Schritt muss ich dem Widget sagen, in welcher Wetterregion ich zu Hause bin. Also wähle ich im Menü „OpenWeather” den Reiter „Standorte” aus und klicke dann auf das grüne Pluszeichen, woraufhin eine neue Eingabemaske erscheint. Hier tippe ich nun den Namen meines Heimatdorfes ein. Im Anschluss daran wähle ich die Schaltfläche „Suchen” an, um eine Datenbankabfrage zu starten.
Kurz darauf präsentiert mir das Programm gleichnamige Gemeinden, die sich in verschiedenen Provinzen befinden. Nachdem ich mein oberfränkisches Fickmühle herausgesucht habe, speichere ich meine Eingabe und stelle gleich danach fest, dass meine Taskleiste ab sofort über eine Temperaturanzeige verfügt.
Bedauerlicherweise zeigt das Wetterprogramm standardmäßig einen verwirrenden Fahrenheit-Wert an. Um dies zu ändern, navigiere ich abschließend in den OpenWeather-Reiter „Einheiten” und wähle dort Grad Celsius aus.
Zu guter Letzt schließe ich alle Konfigurationsfenster. In Zukunft muss ich mich nie wieder um das Desktop-Widget kümmern, da das Klimatool nach jedem Computerneustart automatisch geladen wird.
Langlebige Software ist selten
Das Gnome-Add-on OpenWeather ist wirklich ein hervorragendes Werkzeug. Mit einem Linksklick auf die Temperaturanzeige öffnet sich ein neues Fenster, in dem ein äußerst ausführlicher Wetterbericht zu sehen ist.
Es liegt jedoch im Bereich des Möglichen, dass die vielseitige Klima-Applikation bald schon nicht mehr funktioniert. Schließlich befindet sich auch diese Software in der Ubuntu Universe-Quelle, weshalb der Update-Support von heute auf morgen eingestellt werden kann.
[Die Ubuntu-Gemeinschaft] betreut aber nur einen Bruchteil der Pakete über fünf Jahre. [...] Bei den meisten ist viel früher Schluss: entweder nach neun Monaten oder schon zum Release, denn viele Pakete betreut niemand so recht.
Leemhuis, Thorsten: Fokussieren. Ubuntu 18.04 LTS: Linux-Distributionen mit bis zu fünf Jahren Support. In: c’t Nr. 11 (2018). S. 121.
Und sollte der Online-Dienst OpenWeatherMap die externen Datenbankabfragen verhindern, dann wäre ohnehin Schicht im Schacht. In Anbetracht dieser Gefahr ist das schlichtere Gnome Weather das stabilere Wetterprogramm. Allerdings gehe ich davon aus, dass OpenWeather noch lange Zeit weiterentwickelt wird. Schließlich hat im Jahre 2018 ein ambitionierter Programmierer namens Taylor Raack⁸ die Betreuung des Desktop-Widgets übernommen. Und dieser fesche Wahlhawaiianer sieht nicht so aus, als würde er halbe Sachen machen.
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¹Bojanowski, Axel: Wetter macht Liebe. Wie Wind und Wolken unsere Gefühle verändern und andere rätselhafte Phänomene der Erde. München: Deutsche Verlags-Anstalt 2017.
²Kulke, Ulli: Die meisten Babys werden im Dezember gezeugt. welt.de (05/2019).
³Green, Dennis & Jessie Hauser: Kleider machen Leute: Wenn ihr euch so anzieht, habt ihr mehr Erfolg - sagen Forscher. businessinsider.de (05/2019).
⁴Zimmermann, Matthias: Wetter-Apps: Das unsichere Geschäft mit dem Wetter. augsburger-allgemeine.de (05/2019).
⁵Göbel, Peter: Wetter und Klima. 100 Bilder, 100 Fakten. Köln: Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH 2007.
⁶The GNOME Project: LibGWeather. wiki.gnome.org (05/2019).
⁷Ukolova, Olga: Partners and solutions. openweathermap.org (05/2019).
⁸Raack, Taylor: About Me. taylor.raack.info (05/2019).
Carsten sagt:
Hallo! Ich wohne in Stuttgart und habe mich trotzdem für OpenWeather entschieden. Denn was bringt ein Widget, das nicht in der Taskleiste angezeigt wird? Gute Anleitung, viel gelernt. Achja, ich verwende Ubuntu 18.04 LTS. OpenWeather kann ich jedem empfehlen. Gruß Carsten_mit_Zeh
Timo_LP sagt:
Zweites Tool OpenWeather ist Beste! Danke, mein Kuhdorf ist drin. Verwende ebenfalls Ubuntu 18.04 LTS. Wie lange wird das supported? Das ist mein erstes Linux-System und ich habe drei Tage gebraucht, bis ich es eingerichtet hatte. Wäre schade, wenn ich gleich wieder wechseln müsste. Greetz, Timo_LP
Helpdesk sagt:
Hallo Timo! Ubuntu 18.04 LTS erhält bis April 2023 Software-, Security- und Treiber-Updates. Diese Version ist wirklich ausgereift, weshalb es sich lohnt, den Support-Zeitraum lange auszukosten.