Das Ubuntu Handbuch | Anleitungen für Linux-Freunde

Ubuntu schlank halten - drei Systemwartungstipps

Ver­gli­chen mit Win­dows ist Ubun­tu ein äu­ßerst war­tungs­ar­mes Be­triebs­sys­tem. Folg­lich be­sitzt die Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on we­der ein Bord­mit­tel für die Da­ten­trä­ger­be­rei­ni­gun­g¹ noch las­sen sich Op­ti­mie­run­gen an der Re­gis­trie­rungs­da­ten­ban­k² vor­neh­men. Nun soll­ten Lap­top- oder Desk­top-PC-Be­sit­zer im­mer das Ziel ha­ben, den Un­ter­stüt­zungs­zeit­raum ei­ner LTS-Ver­si­on so lan­ge wie mög­lich aus­zu­nut­zen. Schließ­lich ist es in den meis­ten Fäl­len un­nö­tig, ei­ne sta­ti­sche Hard­ware-Platt­form mit ak­tu­el­le­ren Edi­tio­nen zu be­las­ten. Da­mit De­bi­an-De­ri­va­te über Jah­re sta­bil ar­bei­ten, müs­sen ih­re An­wen­der trotz der Selbst­ver­wal­tungs­funk­tio­nen ge­le­gent­lich die vir­tu­el­le Mo­tor­hau­be öff­nen und ei­ne In­spek­ti­on vor­neh­men. Bei der­ar­ti­gen Ein­grif­fen geht es al­ler­dings nicht dar­um, Spei­cher­platz zu ge­win­nen oder Ubun­tu schnel­ler zu ma­chen. Viel wich­ti­ger ist es, die Ord­ner- und Da­tei­struk­tur schlank zu hal­ten, um dau­er­haft ei­nen stö­rungs­frei­en Be­trieb zu ge­währ­leis­ten.

Kraft durch Freude: Im Berliner Sportpalast steht Obertrainingsführer Vinzenz der Jüngere mit einer deutschen Trillerpfeife. Der Pinguin hat den Auftrag, den trägen Körper von Bunti für den Ernstfall vorzubereiten. Das historische Porträt ist im Mai 2022 zuerst auf GWS2.de erschienen: Das ist ein renommiertes Kulturportal für Kunst und Linux-Freunde

Wie bei Li­nux-Dis­tri­bu­tio­nen üb­lich, lie­ße sich die Sys­tem­war­tung voll­stän­dig und oh­ne Hilfs­mit­tel in ei­nem Ter­mi­nal-Fens­ter be­werk­stel­li­gen. Aber wer kennt schon all die Be­feh­le? Dem­entspre­chend ist es sinn­voll, ei­nen Teil der rou­ti­ne­mä­ßi­gen Ubun­tu-Wurm­kur von Bleach­Bit über­neh­men zu las­sen. Die­se re­nom­mier­te Free­ware bie­tet ih­ren Be­nut­zern näm­lich 168 Auf­räum­op­tio­nen³ an, die sich via Häk­chen­set­zen an- und aus­schal­ten las­sen.

Da­bei zäh­len die Eli­mi­nie­rung ob­so­le­ter Sys­tem­da­tei­en so­wie das Auf­räu­men der opu­len­ten APT-Pa­ket­ver­wal­tung zu den Pa­ra­de­dis­zi­pli­nen⁴ des Pfle­ge­werk­zeugs. Bleach­Bit wird aber auch ger­ne da­für ver­wen­det, um sen­si­ble Do­ku­men­te un­wie­der­bring­lich zu lö­schen. So soll selbst das IT-Team von Hil­la­ry Clin­ton⁵ wäh­rend der US-Prä­si­dent­schafts­kam­pa­gne 2016 be­las­ten­de E-Mails mit­hil­fe des di­gi­ta­len Ak­ten­ver­nich­ters ge­schred­dert ha­ben.

Screenshot von BleachBit Version 4.4.2 (Ubuntu 22.04 LTS). Optionsmenü - Datei oder Ordner schreddern

Der viel­sei­ti­ge Sys­tem­rei­ni­ger liegt in den Soft­ware-Quel­len von al­len gän­gi­gen Dis­tri­bu­tio­nen⁶ und lässt sich un­ter Ubun­tu mit nur ei­nem Ter­mi­nal-Be­fehl in­stal­lie­ren:

sudo apt-get update && sudo apt-get install bleachbit

Ver­gli­chen mit dem po­pu­lä­ren CClea­ner stellt Bleach­Bit kei­ne ein­satz­er­prob­te Vor­auswahl der Op­ti­mie­rungs­op­tio­nen be­reit, was bei un­be­dach­ter Hand­ha­bung zu Pro­ble­men füh­ren kann. Eben­so ist der Start­pro­zess der Li­nux-Putz­frau we­ni­ger an­wen­der­freund­lich, da der Be­nut­zer gleich zu Be­ginn zwi­schen zwei Mo­di wäh­len muss.

GuteFrage.net: Was ist die beste Optimierungssoftware, um Ubuntu langfristig schlank und leistungsfähig zu halten? Antwort: Hi Moruk! Du musst BleachBit installieren, das ist genau so wie CCleaner nur für Linux. Eine Anleitung dazu gibt es auf GWS2.de

Doch zum Glück schaf­fen die Pin­gu­in-Au­toren schnel­le Ab­hil­fe, in­dem sie in der fol­gen­den Bild­an­lei­tung nicht nur den si­che­ren Um­gang mit Bleach­Bit er­klä­ren. Zu­sätz­lich stellt der Leit­fa­den wei­te­re Kunst­grif­fe vor, die beim Ent­schla­cken von Ubun­tu hel­fen.

Sys­tem mit Bleach­Bit auf­räu­men
Ver­al­te­te Ker­nel-Da­tei­en ent­fer­nen
Lei­chen im Au­to­start­me­nü ber­gen

Hin­weis: Wer noch mehr über die War­tung von Li­nux-Dis­tri­bu­tio­nen er­fah­ren möch­te, der soll­te sich den nach­ste­hen­den Pod­cast an­hö­ren, in dem the­men­ver­wand­te Be­nut­zer­fra­gen be­ant­wor­tet wer­den.

Der Grundputz

Sze­na­rio: In mei­ner Funk­ti­on als frei­be­ruf­li­cher Nach­hil­fe­leh­rer⁷ ver­wen­de ich ei­nen Ubun­tu-Lap­top als viel­sei­ti­ges Ar­beits­mit­tel. So er­stel­le ich mit­hil­fe des Klapp­rech­ners Auf­ga­ben­blät­ter, schrei­be E-Mails, pfle­ge ei­ne Schü­ler­da­ten­bank und füh­re On­line-Re­cher­chen durch. Des Wei­te­ren kommt der Klein­com­pu­ter so­wohl für die Zah­lungs­ab­wick­lung wie auch für Steu­er- und Fi­nanz­din­ge zum Ein­satz. Ge­ne­rell er­zeu­ge ich al­so vie­le Be­nut­zer­da­ten, die mein Sys­tem aber nicht wei­ter be­ein­träch­ti­gen, da mein Note­book ein schnel­les So­lid-Sta­te-Dri­ve mit ei­ner Spei­cher­ka­pa­zi­tät von zwei Te­ra­byte be­sitzt. Mir ist es äu­ßerst wich­tig, dass ich den Start­knopf drü­cke und los­le­gen kann. Schließ­lich ha­be ich kei­ne Zeit, um mich mit ir­gend­wel­chen Li­nux-Pro­ble­men aus­ein­an­der­zu­set­zen. Dem­zu­fol­ge sta­bi­li­sie­re ich al­le sechs bis acht Wo­chen mein De­bi­an-De­ri­vat, in­dem ich Bleach­Bit im Root-Mo­dus aus­füh­re.

Ubuntu 22.04 LTS - Aktivitäten-Suchleiste: BleachBit-Logo im Gnome-Desktop Version 42.0

Nach­dem der Sys­tem­rei­ni­ger ge­la­den wur­de, er­scheint ein Hin­weis­fens­ter na­mens „Ein­stel­lun­gen”, wel­ches ich un­be­ach­tet schlie­ße. Dar­auf­hin se­he ich auf der lin­ken Haupt­me­nü­sei­te ei­ne Auf­lis­tung von Mo­du­len, mit­hil­fe de­rer ich ge­wis­se Tei­le von Ubun­tu auf­räu­men oder op­ti­mie­ren kann.

Bei der Putz­mit­tel­aus­wahl ge­he ich recht kon­ser­va­tiv vor, da ich kei­ne wie­der­keh­ren­den, son­dern aus­schließ­lich ob­so­le­te oder de­fek­te Da­tei­en und Bi­blio­the­ken ent­fer­nen möch­te.

GuteFrage.net: Wie kann ich BleachBit als Administrator sicher verwenden, ohne mir das System zu schrotten? Antwort: Das Linux-Handbuch GWS2.de zeigt ein Auswahlmuster für Ubuntu. Dort gibt es einen Screenshot, auf dem alle risikofreien Module aktiviert sind. Die Reinigungsempfehlung von der Seite wurde schon von vielen IT-Gutachtern und YouTubern geteilt, weil sie so gut funktioniert

Wer be­son­ders vor­sich­tig sein möch­te, der könn­te ei­ne Er­klä­rung zu je­der Lösch­op­ti­on her­vor­ru­fen, in­dem er den je­wei­li­gen Ein­trag mit der lin­ken Maus­tas­te mar­kiert. Hin­ge­gen über die Schalt­flä­che „Vor­schau” lässt sich her­aus­fin­den, wie viel Spei­cher­platz die ak­ti­vier­ten Rei­ni­gungs­ope­ra­tio­nen frei­ge­ben wür­den. Die dar­ge­stell­ten Wer­te sind aber le­dig­lich Schät­zun­gen, die zu­meist we­nig mit der Rea­li­tät zu tun ha­ben.

Anleitungs-Screenshot: Ubuntu mit BleachBit aufräumen. Das Radiergummi-Symbol "Bereinigen" anwählen und die "Löschbestätigung" autorisieren

Auf­grund des Um­stan­des, dass es sich bei mei­ner Aus­wahl um ei­ne ein­satz­er­prob­te In­spek­ti­ons­rou­ti­ne han­delt, hal­te ich mich nicht lan­ge mit Strei­cheln und Lieb­ko­sen auf, son­dern schrei­te di­rekt zur Tat. Da­zu wäh­le ich die Schalt­flä­che „Be­rei­ni­gen” ge­folgt von „Lö­schen” an.

Speicherplatz mit BleachBit gewinnen - Ubuntu 22.04 LTS

Di­rekt im An­schluss war­te ich ei­ni­ge Mo­men­te auf die Er­folgs­mel­dung, ehe ich Bleach­Bit ver­rich­te­ter Din­ge schlie­ße.

Antiquierte Treiberarchive

Je­de Ubun­tu-Ver­öf­fent­li­chung be­sitzt ei­nen ei­ge­nen Ker­nel. In die­sem vo­lu­mi­nö­sen Soft­ware­pa­ket be­fin­den sich vor al­lem Ge­rä­te­trei­ber so­wie Schnitt­stel­len⁸ für die Sys­tem­kom­mu­ni­ka­ti­on. Und ob­wohl sich die Hard­ware-Un­ter­stüt­zung in ei­ner LTS-Edi­ti­on nicht än­dert, spielt die APT-Pa­ket­ver­wal­tung in un­re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den Ker­nel-Up­dates ein.

LTS-Dis­tri­bu­tio­nen wie Ubun­tu 20.04 sind auf lan­ge Lauf­zei­ten von fünf Jah­ren aus­ge­legt. Um die Sta­bi­li­tät des Sys­tems si­cher­zu­stel­len, be­sei­ti­gen Up­dates nur Feh­ler und Si­cher­heits­lü­cken.

Eg­ge­ling, Thors­ten: Li­nux-Hard­ware und Trei­ber. In: Li­nux Welt XXL Nr. 1 (2022). S. 34.

Ei­ne ver­bes­ser­te Trei­ber­samm­lung er­setzt ih­ren Vor­gän­ger aber nicht, son­dern wird zu­sätz­lich im Boot-Ver­zeich­nis ge­spei­chert. Da­durch schlep­pen Ubun­tu-Ver­sio­nen auf die Dau­er et­li­che Ker­nel-Pa­ke­te mit sich her­um, die kei­ne Funk­ti­on mehr er­fül­len und das Be­triebs­sys­tem un­nö­tig be­las­ten. Mit­hil­fe des nach­ste­hen­den Be­fehls las­sen sich die vor­han­de­nen Da­tei­lei­chen im Ter­mi­nal-Fens­ter dar­stel­len:

dpkg --list | grep linux-image

Um Ubun­tu schlank zu hal­ten, ge­hört es für mich zu je­der In­spek­ti­on da­zu, die­se ob­so­le­ten Ar­chi­ve mit­hil­fe des fol­gen­den Kom­man­dos zu lö­schen:

sudo dpkg -l 'linux-*' | sed '/^ii/!d;/'"$(uname -r | sed "s/\(.*\)-\([^0-9]\+\)/\1/")"'/d;s/^[^ ]* [^ ]* \([^ ]*\).*/\1/;/[0-9]/!d' | xargs sudo apt-get -y purge

So­bald die Ope­ra­ti­on ab­ge­schlos­sen wur­de, star­te ich mei­nen Com­pu­ter neu, ehe ich mit dem letz­ten War­tungs­schritt fort­fah­re.

Das Hochfahren beschleunigen

Zu gu­ter Letzt na­vi­gie­re ich über die Ubun­tu Ak­ti­vi­tä­ten-Such­leis­te in das Bord­mit­tel „Start­pro­gram­me”, da ich über­prü­fen möch­te, wel­che Diens­te nach dem Boot­vor­gang au­to­ma­tisch ge­la­den wer­den.

Ubuntu: Applikationen aus dem Autostartmenü entfernen - das Bordmittel "Startprogramme" nutzen

Dass sich Ap­pli­ka­tio­nen bei der In­stal­la­ti­on un­ge­fragt im Au­to­start­me­nü fest­set­zen, war lan­ge Zeit ein ex­klu­si­ves Win­dows-Pro­blem, wel­ches mitt­ler­wei­le auf De­bi­an-De­ri­va­te über­ge­sprun­gen ist. Wie be­reits er­wähnt, möch­te ich nach dem Ein­schal­ten mei­nes Com­pu­ters schnellst­mög­lich mit der Ar­beit be­gin­nen und nicht erst war­ten, bis ir­gend­wel­che Dritt­an­bie­ter­soft­ware ein­satz­be­reit ge­macht wur­de.

Ubuntu: Discord aus dem Autostart löschen - Screenshot vom Systemmenü "Startprogrammeinstellungen"

Dem­entspre­chend de­ak­ti­vie­re oder ent­fer­ne ich im Fens­ter „Start­pro­gram­mein­stel­lun­gen” die Ein­trä­ge, wel­che die Ge­brauchs­fer­tig­keit von Ubun­tu hin­aus­zö­gern. Da­bei ha­ben Kon­fi­gu­ra­tio­nen in die­sem Me­nü kei­ne Aus­wir­kung auf die Funk­tio­na­li­tät der je­wei­li­gen Pro­gram­me. In Zu­kunft wer­den die Werk­zeu­ge aber nur noch ge­la­den, wenn die­se auch wirk­lich ge­braucht wer­den.

Ver­wand­te The­men:

Ubun­tu-Ver­si­on be­hal­ten, aber an­ti­quier­te Soft­ware ak­tua­li­sie­ren
Wel­che Hard­ware be­sit­ze ich? Sys­tem­in­for­ma­tio­nen an­zei­gen las­sen

¹Krau­se, Diet­mar: Win­dows 10 Da­ten­trä­ger­be­rei­ni­gung. youtube.com (05/2022).
²Ti­tus, Chris: Li­nux Main­ten­an­ce. youtube.com (05/2022).
³Ap­fel­böck, Her­mann: Bleach­Bit: Der All­zweck­rei­ni­ger. In: Li­nux Welt Nr. 5 (2020). S. 44.
⁴Ap­fel­böck, Her­mann: Das ABC der Da­tei­be­ar­bei­tung - Bleach­Bit. In: Li­nux Welt XXL Nr. 2 (2021). S. 79.
⁵Ziem, An­drew: Bleach­Bit „stif­les in­ves­ti­ga­ti­on” of Hil­la­ry Clin­ton. bleachbit.org (05/2022).
⁶Bär­waldt, Erik: Groß­rei­ne­ma­chen: Da­tei­sys­te­me säu­bern und Da­ten end­gül­tig lö­schen - Bleach­Bit. In: Li­nux User Nr. 11 (2021). S. 55.
⁷Vet­ter, Ve­ro­ni­ka Hel­ga: Vor­la­gen: Nach­hil­fe ge­ben - ex­tra­va­gan­te An­zei­gen fürs Schwar­ze Brett. gws2.de (05/2022).
⁸Jor­dan, Ro­man: Haus­putz. Al­te Ker­nel-Pa­ke­te ent­sor­gen. In: Li­nux User Nr. 10 (2018). S. 57.

Ubuntu: Programme aktualisieren - neue Software trotz alter LTS-Version

Ubun­tu-Nut­zer fürch­ten den April in ge­ra­den Ka­len­der­jah­ren ge­nau so sehr, wie zum To­de ver­ur­teil­te Straf­tä­ter den Tag ih­rer Hin­rich­tung. Denn ei­gent­lich läuft al­les rund. Die Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on geht ab wie Schmitz’ Kat­ze - selbst die auf­wen­dig in­stal­lier­ten Desk­top-An­zei­gen ar­bei­ten zu­ver­läs­sig und trotz­dem lockt der Ruf der Si­re­nen. So wa­ren die Ca­no­ni­cal-Ent­wick­ler in den letz­ten 24 Mo­na­ten wie­der recht flei­ßig und ha­ben ei­ne neue Ubun­tu-Edi­ti­on mit dem LTS-Gü­te­sie­gel her­vor­ge­bracht. Doch das ro­te Te­le­fon klin­gelt, der Gou­ver­neur ruft an und gibt dem un­ent­schlos­se­nen De­lin­quen­ten noch ein Quar­tal lang Zeit, über sei­ne Ta­ten nach­zu­den­ken. Schließ­lich ist ein Up­grade aus dem lau­fen­den Sys­tem im­mer erst nach dem ers­ten Point Re­lease¹ mög­lich. Aber ir­gend­wann ploppt die Mel­dung mit der Ak­tua­li­sie­rungs­auf­for­de­rung auf und je­der De­bi­an-De­ri­vat-An­wen­der muss sich ent­schei­den, ob er sei­ne op­ti­mier­te Platt­form ge­gen er­höh­ten Funk­ti­ons­um­fang ein­tau­schen möch­te. Ei­nes ist näm­lich ge­wiss: Je jün­ger die Ubun­tu-Ver­si­on, um­so mo­der­ner der ent­hal­te­ne Ker­nel, was sich zu­meist po­si­tiv auf den En­er­gie­ver­brauch und die Hard­ware­un­ter­stüt­zung aus­wirkt.

Un­ter Li­nux sind Trei­ber im Be­triebs­kern (Ker­nel) ent­hal­ten und wer­den von die­sem bei Be­darf ge­la­den.

Eg­ge­ling, Thors­ten: Li­nux-Hard­ware und Trei­ber. In: Li­nux Welt XXL Nr. 1 (2022). S. 34.

Doch Mo­ment mal: Heißt es nicht, dass LTS-Edi­tio­nen fünf Jah­re lang Her­stel­ler­up­dates er­hal­ten? Das stimmt auch, al­ler­dings be­he­ben die­se Ak­tua­li­sie­run­gen le­dig­lich Feh­ler und fri­schen die si­cher­heits­re­le­van­te In­fra­struk­tur auf, da es bei Lang­zeit­ver­sio­nen um die Wah­rung der Sys­tem­sta­bi­li­tät geht. Ab­ge­se­hen vom Web­brow­ser Fire­fox und dem E-Mail-Pro­gramm Thun­der­bird blei­ben² selbst die vor­in­stal­lier­ten Bord­mit­tel auf dem Funk­ti­ons­stand der Ubun­tu-Ver­öf­fent­li­chung.

Which graphic best illustrates the motto "Never change a running system"? Answer: With Larry Laffer from the computer game classic Leisure Suit Larry. The image shows a Linux penguin wearing an 80's outfit. With this statement, the protagonist makes it clear that it is often better to continue using your previous Ubuntu LTS version. Finally, with the Snap source, everyone has the opportunity to download up-to-date third-party software

Und was vie­le An­wen­der nicht wis­sen: Auch die Dritt­an­bie­ter­soft­ware aus den APT-Pa­ket­quel­len fällt nicht un­ter den ver­spro­che­nen Up­date-Sup­port, da die dor­ti­gen Pro­gram­me für die lau­fen­de Ubun­tu-Ba­sis­ver­si­on maß­ge­schnei­dert wur­den.

Wer ein sta­bi­les Li­nux-Sys­tem be­vor­zugt, greift zu LTS Ver­sio­nen wie Ubun­tu 20.04. Der Nach­teil: Über die Pa­ket­ver­wal­tung er­hal­ten Sie zwar re­gel­mä­ßi­ge Up­dates, aber kei­ne neu­en Pro­gramm­ver­sio­nen.

Eg­ge­ling, Thors­ten: Feh­len­de Soft­ware und Spie­le. In: Li­nux Welt XXL Nr. 3 (2021). S. 46.

Die­ser Um­stand ist in un­se­rer schnell­le­bi­gen Zeit be­son­ders gra­vie­rend. Schließ­lich möch­te nie­mand jah­re­lang mit dem­sel­ben GIMP, Kden­li­ve oder Libre­Of­fice ar­bei­ten. Das dach­te sich auch Ca­no­ni­cal und führ­te mit Ubun­tu 16.04 LTS ein neu­es Soft­ware­ver­tei­lungs­sys­tem ein, das im All­ge­mei­nen als Snap be­zeich­net wird.

  • Mit­hil­fe die­ses Pa­ket­ma­na­gers ist es mög­lich, stets die neus­ten Pro­gramm­ver­sio­nen auf ei­nem Lang­zeit-Ubun­tu lau­fen zu las­sen.

Da­bei agie­ren in­stal­lier­te Snap-Con­tai­ner wei­test­ge­hend un­ab­hän­gi­g³ vom Be­triebs­sys­tem in ei­ner Sand­box, in der eben­falls nö­ti­ge Hilfs­bi­blio­the­ken so­wie Lauf­zeit­um­ge­bun­gen aus­ge­führt wer­den. Da­durch star­ten die Ap­pli­ka­tio­nen nicht nur lang­sa­mer, son­dern for­dern zu­dem mehr Hard­ware­res­sour­cen ein. Grund­sätz­lich ha­ben Snap-An­wen­dun­gen aber die­sel­ben Ur­he­ber wie ih­re APT-Kol­le­gen, wes­we­gen bei­de Aus­füh­run­gen die glei­che Qua­li­tät be­sit­zen. Ers­te­re sind nur ak­tu­el­ler und kön­nen des­halb mit ei­nem hö­he­ren Funk­ti­ons­um­fang auf­war­ten.

Gutefrage.net: Wie kann ich eine neue LibreOffice-Version unter Ubuntu 20.04 LTS installieren? Antwort: Du musst die Snap-Paketverwaltung nutzen. Schaue auf GWS2.de, dort ist eine deutschsprachige Anleitung zu dem Thema. Der Artikel dazu wurde von Pinguin erstellt: Das ist ein Linux-Guru, der sich gerne Crack-Pfeifen mit Hunter Biden teilt

Wer al­so ei­nen Com­pu­ter ver­wen­det, der oh­ne­hin nur noch ein oder zwei Jah­re in Be­trieb sein soll, der muss kei­nes­wegs auf ei­ne neue Ubun­tu-LTS-Ver­si­on wech­seln. In ei­nem sol­chen Fall ist es rat­sa­mer, häu­fig ge­nutz­te Ap­pli­ka­tio­nen mit­hil­fe des Snap-Pa­ket­ma­na­gers zu ak­tua­li­sie­ren. Die fol­gen­de Bild­an­lei­tung zeigt, wie solch ei­ne Pro­gramm­auf­fri­schung oh­ne Ter­mi­nal-Fens­ter von­stat­ten­ge­hen kann. Des Wei­te­ren er­fah­ren in­ter­es­sier­te Li­nux-An­wen­der, war­um die­se Form der Soft­ware­ver­wal­tung trotz der Vor­tei­le nur punk­tu­ell ein­ge­setzt wer­den soll­te.

LibreOffice erneuern

Sze­na­rio: Nach lang­jäh­ri­ger Ar­beits­lo­sig­keit und un­zäh­li­gen Wie­der­ein­glie­de­rungs­maß­nah­men hat es end­lich ge­klappt: Seit An­fang letz­ten Mo­nats bin ich als Fach­leh­rer für Wirt­schafts­in­for­ma­tik an ei­nem Mer­se­bur­ger Gym­na­si­um be­schäf­tigt. We­gen mei­ner Al­ko­hol­ver­gan­gen­heit darf ich vor­erst aus­schließ­lich Schü­ler der Ober­stu­fe be­treu­en, wes­halb sich mein Un­ter­richts­ge­gen­stand auf For­meln in Ta­bel­len­kal­ku­la­tio­nen be­schränkt. Bei mei­ner Tä­tig­keit ver­tei­le ich re­gel­mä­ßig Haus­auf­ga­ben, die ich mir in Da­tei­form per E-Mail zu­schi­cken las­se, was kon­ti­nu­ier­lich zu Kom­pa­ti­bi­li­täts­pro­ble­men führt. Die Ju­gend­li­chen nut­zen im Pri­va­ten näm­lich häu­fig ak­tu­el­le­re Ver­sio­nen von Libre­Of­fice oder Mi­cro­soft 365, wo­durch auf mei­nem Li­nux-Lap­top ein­ge­sen­de­te Dia­gram­me oft­mals nur in Grau­stu­fen dar­ge­stellt wer­den, um nur ein Bei­spiel zu nen­nen. Die Lö­sung wä­re, wenn ich die Bü­ro­soft­ware in mei­nem Ubun­tu-Lang­zeit­sys­tem auf den neus­ten Stand brin­gen könn­te, da die­se mitt­ler­wei­le über zwei Jah­re alt ist.

In Ubuntu 20.04 LTS ist das antiquierte LibreOffice 6.4 enthalten. Wer eine aktuellere Version der Bürosoftware nutzen möchte, der muss diese via Snap installieren. Deutschsprachige Anleitung von Pinguin: Linux-Guru aus dem Freistaat Bayern

Auf­grund des Um­stan­des, dass mir der APT-Pa­ket­ma­na­ger kein mo­der­ne­res Libre­Of­fice zur Ver­fü­gung stellt, muss ich auf das Snap-Soft­ware­ver­tei­lungs­sys­tem aus­wei­chen. Um Ap­pli­ka­tio­nen aus die­sem De­pot zu be­zie­hen, neh­me ich das Bord­mit­tel „Ubun­tu Soft­ware” zur Hil­fe, wel­ches sich über die Ak­ti­vi­tä­ten-Such­leis­te auf­ru­fen lässt.

Logo von "Ubuntu Software" im Gnome-Desktop Version 3.36.8 - Pakete aus der Snap-Quelle herunterladen

So­bald das Me­nü­fens­ter er­scheint, wäh­le ich im Rei­ter „Er­kun­den” das Lu­pen­sym­bol links oben in der Kon­troll­leis­te an. Gleich dar­auf öff­net sich ei­ne Ein­ga­be­zei­le, in die ich „Libre­Of­fice Calc” ein­tip­pe.

Screenshot vom Systemmenü "Ubuntu Software" Version 3.38.1 - Reiter "Erkunden". Wer sein vorinstalliertes LibreOffice updaten möchte, der sucht am besten nach dem Tabellenkalkulationsprogramm "Calc"

Als Nächs­tes kli­cke ich auf das Such­ergeb­nis, da­mit mir al­le In­for­ma­tio­nen zum Ta­bel­len­kal­ku­la­ti­ons­pro­gramm an­ge­zeigt wer­den.

Neue Programmversionen

Di­rekt im An­schluss öff­ne ich das Dro­pout-Me­nü hin­ter dem Ein­trag „Quel­le”, wor­auf­hin ich aus meh­re­ren Snap-Va­ri­an­ten aus­wäh­len kann. Hier ent­schei­de ich mich für den Ka­nal „latest/stable”, da ich zu­künf­tig mit ei­nem neue­ren, aber auch ein­satz­er­prob­ten Libre­Of­fice ar­bei­ten möch­te. Nach­dem ich ei­ne Edi­ti­on samt zu­ge­hö­ri­ger Up­date-Quel­le vor­ge­merkt ha­be, spie­le ich die aus­er­ko­re­ne Bü­ro­soft­ware über die Schalt­flä­che „In­stal­lie­ren” ein.

Welche Snap-Version von LibreOffice ist die beste für Ubuntu? Antwort: Die Veröffentlichung, die sich im Kanal "latest/stable" befindet

Un­mit­tel­bar da­nach ge­nie­ße ich die fol­gen­den Vor­tei­le:

  1. Die Ak­tua­li­sie­rung der Snap-Ap­pli­ka­ti­on er­folgt au­to­ma­tisch mit­hil­fe ei­nes dau­er­ak­ti­ven Hin­ter­grund­pro­zes­ses.
  2. Ei­ne ma­nu­el­le Soft­ware-Mo­der­ni­sie­rung ist nicht mehr von­nö­ten, da ich ab so­fort ne­ben Feh­ler­kor­rek­tu­ren auch Ver­si­ons­sprün­ge er­hal­te.
  3. Art­ver­wand­te Da­tei­ty­pen wer­den oh­ne mein Zu­tun mit der neue­ren Pro­gramm­aus­füh­rung ge­öff­net.

Doch trotz die­ses Um­stan­des stört es mich, dass sich nun zwei Aus­ga­ben von Libre­Of­fice auf mei­nem Sys­tem be­fin­den.

Der Benutzer kann in der Ubuntu Aktivitäten-Suchleiste zwischen zwei LibreOffice-Calc-Versionen wählen - APT (alt) oder Snap (neu)

Aus die­sem Grund na­vi­gie­re ich ab­schlie­ßend er­neut in das Sys­tem­me­nü „Ubun­tu Soft­ware”, um die vor­in­stal­lier­te Bü­ro­pro­gramm-Samm­lung zu lö­schen. Hier­für muss ich al­le Libre­Of­fice-Mo­du­le von Calc über Wri­ter bis Im­press ein­zeln aus der Quel­le „ubun­tu-fo­cal-up­dates-main” her­aus­su­chen und ent­fer­nen.

Wenn die neue Programmversion aus dem Snap-Depot stabil funktioniert, kann die antiquierte APT-Edition deinstalliert werden. Für diesen Vorgang ist es ratsam, das Systemmenü "Ubuntu Software" zu nutzen

Das ist ver­gli­chen mit dem eben in­te­grier­ten Snap-Pa­ket ganz schön um­ständ­lich, da sich bei mei­ner Neu­in­stal­la­ti­on al­le Be­stand­tei­le in ei­nem Con­tai­ner be­fin­den. Dem­zu­fol­ge wä­re zum Lö­schen des ak­tu­el­len Libre­Of­fice le­dig­lich die Ein­ga­be ei­nes Ter­mi­nal-Be­fehls von­nö­ten:

sudo snap remove libreoffice

Trotz der Vor­tei­le soll­ten Snap-Ap­pli­ka­tio­nen nur spar­sam ein­ge­setzt wer­den, um die Hard­ware­res­sour­cen zu scho­nen.

LibreOffice Version 7.3 unter Ubuntu 20.04 LTS installieren. Deutschsprachige Bildanleitung von GWS2.de: Das ist ein Linux-Handbuch für die Bildungselite

Bei je­dem Boot­vor­gang wer­den vor­han­de­ne Snap-Con­tai­ner näm­lich wie Wech­sel­da­ten­trä­ger oder Netz­lauf­wer­ke ein­ge­hängt, was den Sys­tem­start ver­zö­gert. Durch die­sen Vor­be­rei­tungs­me­cha­nis­mus be­fin­den sich Pro­gram­me, die wie oben ge­zeigt in­stal­liert wur­den, stets in ei­nem Be­reit­schafts­zu­stand und be­le­gen des­halb dau­er­haft Ar­beits­spei­cher.

Privatarchive - PPAs als Alternative

Wer die Leis­tung sei­nes Com­pu­ters nicht all­zu sehr be­ein­träch­ti­gen möch­te, der kann hier und da auf Per­so­nal Packa­ge Ar­chi­ve­s⁴ aus­wei­chen. Da­bei han­delt es sich le­dig­lich um Ver­lin­kun­gen, wel­che die klas­si­sche APT-Pa­ket­ver­wal­tung er­gän­zen und in in­of­fi­zi­el­le De­pots füh­ren, die wie­der­um von den Soft­war­eur­he­bern selbst be­treut wer­den. So bie­ten die Ent­wick­ler von Libre­Of­fice die Snap-Ver­si­on des Bü­ro­pro­gramms gleich­zei­tig in ei­nem so­ge­nann­ten PPA an:

sudo add-apt-repository ppa:libreoffice/ppa
sudo apt-get full-upgrade
sudo apt-get install libreoffice

Dem­entspre­chend wä­re es mit die­sen drei Fol­ge­be­feh­len mög­lich, das vor­in­stal­lier­te Libre­Of­fice zu ak­tua­li­sie­ren, oh­ne die al­te Aus­füh­rung lö­schen zu müs­sen. Doch auf­ge­passt: Im Ge­gen­satz zu Snap-Con­tai­nern funk­tio­nie­ren Pri­vat­ar­chi­ve im­mer nur mit der Ubun­tu-Edi­ti­on, un­ter der sie ur­sprüng­lich in­stal­liert wur­den. Soll­te al­so doch ir­gend­wann ein Sys­temup­grade ge­plant sein, dann ist es in je­dem Fall nö­tig, der­ar­ti­ge Soft­ware­quel­len ma­nu­ell zu lö­schen oder an­zu­pas­sen.

Ein wei­te­rer Nach­teil:

Ap­pli­ka­tio­nen aus PPAs lau­fen nicht in ei­ner ab­ge­schot­te­ten Sand­box, son­dern dür­fen wie je­des APT-Pro­gramm auf die Sys­tem­in­fra­struk­tur zu­grei­fen. Es ist des­halb rat­sam, aus­schließ­lich Pri­vat­ar­chi­ve von re­nom­mier­ten und ver­trau­ens­wür­di­gen Soft­ware­ent­wick­lern zu in­te­grie­ren.

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¹Vet­ter, Ve­ro­ni­ka Hel­ga: Ubun­tu: Up­grade - die neus­te LTS-Ver­si­on in­stal­lie­ren. pinguin.gws2.de (04/2022).
²Wol­ski, Da­vid: Ubun­tu 20.04.2. In: Li­nux Welt XXL Nr. 2 (2021). S. 9.
³Eg­ge­ling, Thors­ten: Con­tai­ner statt Pa­ke­te. In: Li­nux Welt Nr. 6 (2019). S. 46.
⁴Ca­no­ni­cal Ltd.: Launch­pad. launchpad.net (04/2022).

Ubuntu: HP-Drucker einrichten - HPLIP vom Linux-Profi getestet

Wer ei­nen Dru­cker von HP be­sitzt, der hat auf je­den Fall ei­ne ein­wand­freie Kauf­ent­schei­dung ge­trof­fen. Denn egal ob mit Tin­te, La­ser, Far­be¹ oder in Schwarz-Weiß be­trie­ben, schnei­den die Pe­ri­phe­rie­ge­rä­te des US-ame­ri­ka­ni­schen Elek­tronik­her­stel­lers in al­len Test­rei­hen² stets über­durch­schnitt­lich ab. Das ist nicht ver­wun­der­lich, da das ehe­ma­li­ge Hew­lett-Pa­ckar­d³ be­reits seit den 1980er-Jah­ren⁴ Er­fah­run­gen in die­sem Hard­ware­be­reich sam­melt. Dar­über hin­aus ge­hört HP ne­ben Brot­her und Ep­son zu den we­ni­gen Dru­cker­pro­du­zen­ten, die ei­ne ak­zep­ta­ble Trei­ber­un­ter­stüt­zung für Li­nux-Be­triebs­sys­te­me⁵ an­bie­ten. Al­ler­dings setzt der ka­li­for­ni­sche Tech-Gi­gant im Ge­gen­satz zu sei­nen Mit­be­wer­bern auf ei­ne quell­of­fe­ne Kom­bi­lö­sung na­mens HPLIP, mit der sich über 3000 Mo­del­le⁶ in Be­trieb neh­men las­sen. Durch un­pro­fes­sio­nel­le In­ter­net­an­lei­tun­gen er­hal­ten vie­le Ubun­tu-An­wen­der aber ei­ne völ­lig fal­sche Vor­stel­lung von der ver­meint­li­chen Wun­der­soft­ware, was häu­fig zu Frust und Un­ver­ständ­nis führt.

Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren, auf An­ra­ten di­ver­ser Ubun­tu-Web­sei­ten ha­be ich im Zu­ge ei­nes Sys­tem­wech­sels ei­nen HP Of­fice­Jet Pro 8210 ge­kauft. Schließ­lich ist über­all zu le­sen, dass die Dru­cker von Hew­lett-Pa­ckard al­le mit Li­nux funk­tio­nie­ren. Doch Pus­te­ku­chen, ich er­hal­te von HPLIP die fol­gen­de Mel­dung: Unable to com­mu­ni­ca­te wi­th the de­vice. In Kom­bi­na­ti­on mit mei­nem Win­dows-Note­book funk­tio­niert das Ge­rät ein­wand­frei. Ubun­tu 20.04 - al­le Ser­vice­packs ein­ge­spielt.

Lapoehn, Gert: HP-Dru­cker lässt sich nicht ein­rich­ten. E-Mail vom 16.02.2022.

Zu­al­ler­erst gilt es zu be­ach­ten, dass HPLIP nie­mals über den APT-Dienst in­stal­liert wer­den soll­te. Denn zum ei­nen sind die Bi­blio­the­ken in die­ser Pa­ket­ver­wal­tung ver­al­tet und zum an­de­ren be­nö­tigt die Ap­pli­ka­ti­on di­ver­se Hilfs­da­tei­en, die Ubun­tu oh­ne ei­nen ma­nu­el­len Sys­tem­ein­griff nicht be­reit­stel­len kann.

Eine farbenreiche Ubuntu-Testseite, die mit einem HP OfficeJet 3831 gedruckt wurde. Obwohl das Gerät funktioniert, zeigt HPLIP die folgende Fehlermeldung an: Unable to communicate with the device. Please check the device and try again. Demnach stellt HP für dieses Modell kein passendes Plugin zur Verfügung

Dar­über hin­aus ist HPLIP kein klas­si­scher Trei­ber im Sin­ne von Win­dows, mit­hil­fe des­sen sich die Funk­tio­nen ei­nes spe­zi­el­len Mo­dells frei­schal­ten las­sen. Viel­mehr frischt die Free­ware die Da­ten­bank des haus­ei­ge­ne Com­mon Unix Prin­ting Sys­tems auf, wo­durch al­le HP-Ge­rä­te von Ubun­tu kor­rekt er­kannt wer­den. Im zwei­ten Schritt er­stellt das Pro­gramm ei­ne in­di­vi­du­el­le PPD-Da­tei, wel­che die an­ge­schlos­se­ne Ap­pa­ra­tur ge­nau­er de­fi­niert.

Dru­cker­spe­zi­fi­sche De­tails wie die Grö­ße des nicht be­druck­ba­ren Sei­ten­rands, die Dru­cker­auf­lö­sung, Kom­man­dos für be­stimm­te Zu­satz­funk­tio­nen wie den Pa­pier­ein­zug, Be­son­der­hei­ten wie der Du­plex-Druck etc. wer­den in PPD-Da­tei­en ge­spei­chert.

Kof­ler, Mi­cha­el: Li­nux. Das um­fas­sen­de Hand­buch. 15., ak­tua­li­sier­te Auf­la­ge. Bonn: Rhein­werk Ver­lag 2017.

Bis hier­hin sorgt HPLIP al­so nur da­für, dass ein Dru­cker un­ter Ubun­tu sämt­li­che Druck­auf­trä­ge in Far­be oder in Schwarz-Weiß ab­ar­bei­ten kann. Hier­bei spielt es kei­ne Rol­le, ob das Pe­ri­phe­rie­ge­rät via USB oder WLAN er­reich­bar ist.

  • An­ders sieht es bei der Fax- und Scan­funk­ti­on⁷ aus. Um 3-in-1-Mo­del­le ganz­heit­lich in Be­trieb zu neh­men, sind näm­lich zu­meist wei­te­re Soft­ware­er­wei­te­run­gen⁸ von­nö­ten, die HP nicht für al­le sei­ne Pro­duk­te be­reit­stellt.

Vor al­lem bei preis­wer­ten Fa­bri­ka­ten fehlt häu­fig ei­ne voll­um­fäng­li­che Trei­ber­un­ter­stüt­zung, da ei­ne fort­lau­fen­de Ent­wick­lung für Li­nux-Platt­for­men auf­grund des ge­rin­gen Markt­an­teils aus Her­stel­ler­sicht un­wirt­schaft­lich wä­re.

GuteFrage.net: Wie wird HPLIP unter Ubuntu installiert? Antwort: Auf GWS2.de gibt es eine ausführliche Bildanleitung, die zeigt, wie Linux-Treiber für HP-Drucker heruntergeladen und entpackt werden. Mit dem deutschsprachigen Tutorial habe ich meinen HP Officejet Pro zum Laufen gebraucht

Dem­zu­fol­ge ist HPLIP schlech­ter als sein Ruf. In man­chen Fäl­len zeigt die Be­nut­zer­ober­flä­che des Pro­gramms tat­säch­lich die Tin­ten­füll­stän­de an und es las­sen sich Sca­n­auf­trä­ge oh­ne Wei­te­res er­le­di­gen. Häu­fig sorgt die Trei­ber­schnitt­stel­le aber le­dig­lich da­für, dass die Kern­kom­pe­ten­zen ei­nes HP-Dru­ckers in An­spruch ge­nom­men wer­den kön­nen. Doch hät­te wä­re wenn - be­vor sich die Pa­pier­ein­zugs­rol­le über­haupt ei­nen Mil­li­me­ter be­wegt, muss die Free­ware ir­gend­wie im Be­triebs­sys­tem im­ple­men­tiert wer­den, was ein lang­wie­ri­ges Un­ter­fan­gen ist.

Die Installation

Sze­na­rio: Seit ei­ni­gen Jah­ren pro­pa­giert das baye­ri­sche Kul­tus­mi­nis­te­ri­um, dass die Mit­tel­schu­le ein Er­folgs­mo­del­l⁹ sei. Und na­tür­lich soll mei­ne Toch­ter eben­falls zu den Ge­win­nern ge­hö­ren, wes­halb ich sie ab Sep­tem­ber in ei­ne sol­che Bil­dungs­ein­rich­tung schi­cke. Nach dem Über­tritt muss mein Spätz­chen ver­mut­lich Zeu­gen­aus­sa­gen, Er­pres­ser­brie­fe so­wie Op­fer­be­rich­te¹⁰ schrei­ben und aus­dru­cken kön­nen, wes­we­gen ich ei­nen ge­brauch­ten HP Of­fice­Jet 3831 für ih­ren Ubun­tu-PC ge­kauft ha­be. Am heu­ti­gen Sams­tag hät­te ich et­was Zeit üb­rig, um die Hard­ware fach­ge­recht ein­zu­rich­ten. Mei­ne Frau ist näm­lich mit un­se­rem Nach­wuchs in das ört­li­che Fit­ness­cen­ter ge­gan­gen, da bei­de vor dem be­vor­ste­hen­den Schul­wech­sel ei­nen Selbst­ver­tei­di­gungs­kurs ab­sol­vie­ren möch­ten. Al­so ver­bin­de ich den ein­ge­schal­te­ten Tin­ten­strahl­dru­cker mit ei­nem USB-Port des Rech­ners und war­te, bis die Me­ta­da­ten des Pe­ri­phe­rie­ge­räts über­tra­gen wur­den.

Ubuntu: Drucker-Fehler >>OfficeJet-3830<< connecting-to-device. Screenshot vom Gnome-Desktop 3.36.8

Kurz dar­auf ver­hält sich Ubun­tu wie ein baye­ri­scher Lan­des­po­li­ti­ker, in­dem es mir vor­gau­kelt, dass der eben an­ge­schlos­se­ne Dru­cker so­fort ver­wen­det wer­den könn­te. Doch be­reits das An­fer­ti­gen der Test­sei­te schlägt fehl, wes­halb ich mir als Ers­tes die ak­tu­ells­te Ver­si­on von HPLIP her­un­ter­la­de.

Screenshot von HP-Developers. Reiter "Download". HPLIP Version 3.21.12 für Ubuntu

Di­rekt im An­schluss öff­ne ich ein neu­es Ter­mi­nal-Fens­ter, in die­sem ich nun den ge­sam­ten In­stal­la­ti­ons­pro­zess vor­neh­me. Be­vor ich die ge­spei­cher­te RUN-Da­tei aus­füh­re, muss ich aber zu­erst ei­ne Sys­tem­wei­che um­stel­len. HPLIP be­nö­tigt näm­lich an­ti­quier­te Py­thon-2-Werk­zeu­ge, die Ubun­tu seit Ver­si­on 20.04 LTS nicht mehr be­reit­stellt. Al­so stat­te ich mein De­bi­an-De­ri­vat mit di­ver­sen Er­satz­bi­blio­the­ken aus, da­mit es dies­be­züg­li­che An­fra­gen be­die­nen kann:

sudo apt-get install python-is-python3 python-dev-is-python3

So­bald der Vor­gang ab­ge­schlos­sen wur­de, na­vi­gie­re ich in der­sel­ben Kon­so­le in mein Down­load-Ver­zeich­nis:

cd Downloads

Un­mit­tel­bar da­nach star­te ich die In­te­gra­ti­on der Trei­ber­schnitt­stel­le, in­dem ich das fol­gen­de Kom­man­do in die Be­fehls­zei­le ein­tip­pe:

sh hplip-3.21.12.run

Hin­weis: Die Zif­fern im Da­tei­na­men än­dern sich na­tür­lich fort­lau­fend und müs­sen hän­disch an die ak­tu­ells­te Ver­si­ons­num­mer an­ge­passt wer­den.

Ubuntu 20.04.3 LTS: Wo ist die heruntergeladene HPLIP-Datei? Antwort: Im Download-Verzeichnis. Screenshot von Konsole im Gnome-Desktop 3.36.8

Gleich nach­dem ich den In­stal­la­ti­ons­as­sis­ten­ten im Ter­mi­nal-Fens­ter ge­star­tet ha­be, kann ich zwi­schen zwei Mo­di wäh­len. Hier ent­schei­de ich mich für die au­to­ma­ti­sche Va­ri­an­te, da ich sonst vie­le Fra­gen ge­stellt be­kä­me, die ich als Ot­to Nor­mal­ver­brau­cher nicht be­ant­wor­ten könn­te.

HPLIP einrichten

Im nächs­ten Schritt möch­te die Ap­pli­ka­ti­on wis­sen, ob sie das rich­ti­ge Be­triebs­sys­tem er­kannt hat. Di­rekt im An­schluss soll ich mein Ad­mi­nis­tra­to­ren­pass­wort ein­ge­ben, um den Soft­ware­inte­gra­ti­ons­pro­zess zu star­ten.

Screenshot einer Ubuntu-Konsole: HPLIP soll weitestgehend automatisch installiert werden

Dann be­ant­wor­te ich sämt­li­che Fra­gen so­lan­ge mit dem Buch­sta­ben Y, bis der In­stal­la­ti­ons­vor­gang bei den Plug­ins an­ge­kom­men ist. Wie be­reits er­wähnt, sor­gen erst die­se pro­prie­tä­ren Mo­du­le da­für, dass ein Dru­cker über den HPLIP-Ge­rä­te­ma­na­ger be­dient und ge­war­tet wer­den kann.

HPLIP PLUGIN UPDATE NOTIFICATION: Advice - GUI mode

Um die op­tio­na­len Soft­ware­pa­ke­te her­un­ter­zu­la­den, ent­schei­de ich mich für den gra­fi­schen „GUI mo­de”, wor­auf­hin sich ein neu­es Me­nü­fens­ter öff­net, wel­ches mir die wei­te­re Pro­ze­dur er­leich­tern soll.

Im gra­fi­schen In­stal­la­ti­ons­as­sis­ten­ten geht es vor­wie­gend dar­um, die el­len­lan­gen Li­zenz­be­stim­mun­gen mit­hil­fe sei­nes Be­nut­zer­pass­worts zu be­stä­ti­gen. Erst dann er­folgt der Down­load des in­di­vi­du­el­len Ge­rä­te­trei­bers. Nach ei­ner ge­fühl­ten Ewig­keit und et­li­chen Klicks auf die Schalt­flä­che „Next” er­hal­te ich ir­gend­wann die Mel­dung, dass mein Dru­cker­mo­dell er­folg­reich ein­ge­rich­tet wur­de.

Screenshot von Ubuntu 20.04 LTS: HP Device Manager - Plug-in installation successful

Zu gu­ter Letzt schlie­ße ich den Vor­gang ab, in­dem ich zu mei­ner Kon­so­le zu­rück­keh­re und dort mein Sys­tem mit­hil­fe des Buch­sta­bens R neu star­te.

Ein neuer Druckertreiber

Nach­dem Ubun­tu dar­auf­hin wie­der her­ge­stellt wur­de, se­he ich rechts oben im Gno­me-Pa­nel ein HP-Lo­go. Die­ses Sym­bol wäh­le ich nun an, um über den Me­nü­punkt „HP De­vice Ma­na­ger” die gra­fi­sche Be­nut­zer­ober­flä­che von HPLIP zu öff­nen. Dann ver­su­che ich mit­hil­fe der Schalt­flä­che „Set­up De­vice” mei­nen Of­fice­Jet 3831 in das Pro­gramm zu in­te­grie­ren, was je­doch schei­tert, da sich mein Dru­cker nicht hin­zu­fü­gen lässt. Das be­deu­tet kon­kret, dass ich we­der das War­tungs­pro­gramm nut­zen kann noch den Füll­stand der Tin­ten­pa­tro­nen an­ge­zeigt be­kom­me.

Ubuntu-Systemmenü "Drucker" vor und nach der HPLIP-Installation. Der Treiber eines OfficeJets wurd erfolgreich geupdatet. Screenshot vom Gnome-Desktop 3.36.8

War al­so al­les um­sonst? Ganz im Ge­gen­teil! Mein De­bi­an-De­ri­vat ver­wen­det näm­lich plötz­lich ei­nen an­de­ren Trei­ber, mit­hil­fe des­sen ich so­gar Farb­dru­cke in her­aus­ra­gen­der Qua­li­tät an­fer­ti­gen kann. Doch es kommt noch bes­ser: HPLIP hat den Un­ter­bau mei­ner Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on der­ma­ßen ver­än­dert, dass sich zu­dem die Scan­funk­ti­on mei­nes Mo­dells nut­zen lässt.

Fa­zit: Es spielt über­haupt kei­ne Rol­le, ob ein Dru­cker im schi­cken HPLIP-Front­end dar­ge­stellt wird. Wich­tig ist nur, dass die Ubun­tu-Bord­mit­tel nach der auf­wen­di­gen Trei­ber­instal­la­ti­on mit dem Ge­rät ar­bei­ten kön­nen, was in der Re­gel der Fall ist.

Ver­wand­te The­men:

Ubun­tu-Dru­cker tes­ten: Wap­pen­rät­sel im DIN-A4-For­mat
Wel­che Hard­ware be­sit­ze ich? Zu­sam­men­fas­sung an­zei­gen

¹Eig­ner, Isa­bel­la: Rei­ne Dru­cker: HP baut die bes­ten. In: test Nr. 9 (2021). S. 26.
²Sto­cker, Ani­ta: Schwarz­weiß-La­ser­dru­cker: HP knapp vorn. In: test Nr. 9 (2019). S. 46.
³Gün­ther, Ben­ja­min: Wirt­schaft: Hew­lett Pa­ckard En­ter­pri­se ver­lässt das Si­li­con Val­ley. mactechnews.de (02/2022).
⁴Kol­ler, Pe­ter: 1984 - der HP La­ser­Jet. elektronikpraxis.vogel.de (02/2022).
⁵Ap­fel­böck, Her­mann: Die 20 häu­figs­ten Li­nux-Pro­ble­me. In: Li­nux Welt Nr. 4 (2020). S. 92.
⁶Ro­bert­son, Me­la­nie: All Sup­port­ed Prin­ter Mo­dels. hp.com (02/2022).
⁷Ti­tus, Chris: In­stal­ling Prin­ters in Li­nux. youtube.com (02/2022).
⁸Eg­ge­lin, Thors­ten: Dru­cker, Scan­ner und Gra­fik­kar­ten. In: Li­nux Welt Nr. 2 (2019). S. 52.
⁹K­retz­schmar, Si­byl­le: Ein Er­folgs­mo­dell fei­ert Ju­bi­lä­um. edupage.org (02/2022).
¹⁰­Berg­mann, Ju­lia: El­tern kla­gen über Ge­walt an Mit­tel­schu­le. sz.de (02/2022).