Die allermeisten Menschen räumen ihren Arbeitsplatz auf, ehe sie in den wohlverdienten Feierabend gehen. Nach Dienstschluss kommt dann oftmals noch eine Reinigungsfirma, welche die restlichen Spuren vorangegangener Tätigkeiten verwischt. Währenddessen der Broterwerb in der analogen Welt also stets frisch, fröhlich und fromm begonnen werden kann, gleicht der Computer auf dem Schreibtisch einem zugemüllten Archiv, in dem die Schandtaten des Anwenders detailliert protokolliert sind. Demnach gibt es für Notebook-Diebe, Systemadministratoren und Online-Erpresser nichts Schöneres als ein ungepflegtes Benutzerkonto. Von einem regelmäßigen Aussortieren der persönlichen Daten profitieren aber auch die Alleinherrscher, die ihren Desktop-PC ausschließlich im privaten Umfeld in Betrieb nehmen. Schließlich gibt das Ausmisten nicht nur Unmengen an Speicherplatz frei, sondern sorgt zudem dafür, dass Programme dauerhaft reibungslos funktionieren.
Neben der Benutzeroberfläche sind es vor allem Webbrowser, E-Mail-Klienten und Medienspieler, welche persönliche Profile erzeugen. Und obwohl sich diese Datensammlungen stetig ausdehnen, sollten sie niemals gänzlich gelöscht werden. Das würde nämlich den Bedienkomfort schmälern, da in den Privatarchiven unter anderem individuelle Softwareeinstellungen sowie Passwörter gespeichert sind.
- Es bedarf also eines Ubuntu-Reinigers, der nützliche Dateien von unerwünschtem Ballast unterscheiden kann.
Hierzu ist BleachBit besonders gut geeignet, das im Prinzip wie der allseits bekannte CCleaner¹ funktioniert. Das Linux-Pendant hat allerdings den Vorteil, dass es die Benutzerkontenpflege und die Systemoptimierung in zwei getrennten Arbeitsumgebungen zur Verfügung stellt.
Durch diese Herangehensweise kann ein Anwender seine digitalen Fingerabdrücke vor jedem Herunterfahren verwischen, ohne Einfluss auf die Ubuntu-Funktionalität zu nehmen. BleachBit erfordert für Profilsäuberungen im Heimverzeichnis auch keine Administratorenrechte, weshalb das Aufräumwerkzeug besonders auf Mehrbenutzersystemen vorhanden sein sollte.
Für das Verschlanken von Programmprofilen ist es wichtig, stets mit der aktuellsten Version zu arbeiten. Die über 168 Löschoptionen² des beliebten Linux-Allzweckreinigers werden nämlich ständig erweitert, damit diese mit der Ubuntu-Entwicklung schritthalten. So ist es beispielsweise erst seit BleachBit 4.2³ möglich, den Webbrowser Chromium aus dem Snap-Depot zu entschlacken.
Dabei agieren installierte Snap-Container weitestgehend unabhängig vom Betriebssystem in einer Sandbox, in der ebenfalls nötige Hilfsbibliotheken sowie Laufzeitumgebungen ausgeführt werden.
Vetter, Veronika Helga: Ubuntu: Programme aktualisieren - neue Software trotz alter LTS-Version. pinguin.gws2.de (06/2022).
Durch den direkten Austausch mit Canonical und dank der regelmäßigen Anpassungen ist BleachBit besser als Stacer⁴ für die Benutzerkontenpflege geeignet, da Letzteres eher ein Systemmonitor⁵ mit Optimierungsfunktionen ist. Außerdem kann der waschechte Ubuntu-Reiniger bequem aus der offiziellen Universe-Quelle bezogen werden und lässt sich mit nur einem Terminal-Befehl installieren:
sudo apt-get update && sudo apt-get install bleachbit
Nach dem ersten Programmstart ist es dann möglich, nach aktuelleren Editionen zu suchen. Doch wie sagte schon Goethe: „Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.” Denn im Gegensatz zum CCleaner bietet BleachBit keine sichere Vorauswahl der Aufräumoptionen an. Wer also einfach alle Löschmodule anwählt, der verliert nicht nur seine individualisierten Softwareprofile, sondern entfernt unter anderem gespeicherte Passwörter.
Um derartige Missgeschicke zu vermeiden, zeigen die Pinguin-Autoren in der folgenden Bildanleitung, wie sich BleachBit schadlos bedienen lässt. Dabei liegt der Fokus im nachstehenden Leitfaden weniger auf der Speicherplatzgewinnung. Vielmehr sollen Anwenderprogramme mithilfe des Ubuntu-Reinigers daran gehindert werden, aussagekräftige Persönlichkeitsprofile zu erstellen, sodass der Benutzer jeden Arbeitstag als unbeschriebenes Blatt beginnen kann.
Hinweis: Wer mehr über die Funktionsweise von Ubuntu erfahren möchte, der darf gerne den nachstehenden Podcast anhören. Darin werden vorwiegend Kernel-Fragen beantwortet sowie der Status von Ubuntu 22.04 LTS kommentiert.
BleachBit für Ubuntu
Szenario: Vor einigen Monaten zog ich nach Sachsen-Anhalt, um an der Hochschule Harz Informatik zu studieren. Bei meinem Umzug nach Wernigerode schenkte mir meine Mutter einen Luxus-Laptop, der mich seitdem auf Schritt und Tritt begleitet. Um es Notebook-Dieben schwer zu machen, habe ich nicht nur mein Home-Verzeichnis verschlüsselt, sondern nutze obendrein eine alphanumerische Passwortphrase zum Anmelden. Während der Seminare arbeiten wir aber manchmal als Dreiergruppe an meinem Klapprechner und wenn ich auf Toilette gehe, lasse ich das Gerät an Ort und Stelle stehen. Doch selbst in meiner Anwesenheit möchte ich verhindern, dass meine Kommilitonen durch die Browser-Chronik oder personalisierte Online-Werbung auf meine speziellen Neigungen aufmerksam werden. Dementsprechend muss ich mein Benutzerkonto jeden Abend vor dem Herunterfahren bereinigen. Hierfür nehme ich BleachBit zur Hilfe, welches ich über die Ubuntu Aktivitäten-Suchleiste öffne.
Hinweise zu den Ausführungen:
Der Root- oder Administratormodus ist dafür da, um obsolete Systemdateien von Ubuntu zu löschen und um die Lebensdauer der Linux-Distribution zu verlängern. Zu dieser Arbeitsumgebung haben die Pinguin-Autoren bereits eine Anleitung veröffentlicht, die sich hier aufrufen lässt.
Sobald das Pflegewerkzeug erstmalig gestartet wurde, erscheint automatisch ein Einstellungsfenster, mithilfe dessen sich BleachBit personalisieren lässt. In diesem Konfigurationsmenü füge ich zur Vorauswahl hinzu, dass ich über jede Programmaktualisierung informiert werden möchte. Auch Beta-Versionen kommen für mich infrage, da diese Editionen stets neue oder verbesserte Löschmodule enthalten.
Des Weiteren soll das CCleaner-Pendant aussortierte Benutzerdaten mit Nullen überschreiben, damit sich vernichtete Beweise nicht wiederherstellen lassen. Gleich nach der Erstkalibrierung wähle ich die Schaltfläche „Schließen” an, um die anwendbaren Reinigungsmittel zu laden.
[BleachBit] nutzt einen vorinstallierten Fundus an häufig verwendeten Programmen, für die es in sogenannten Cleanern passende Löschoptionen mitbringt. Sind in Ihrem System einige dieser Anwendungen installiert, erscheinen im linken Fenstersegment automatisch die entsprechenden Löschoptionen.
Bärwaldt, Erik: Großreinemachen: Dateisysteme säubern und Daten endgültig löschen - BleachBit. In: Linux User Nr. 11 (2021). S. 55.
Welche Benutzerdaten löschen?
Direkt im Anschluss legitimiere ich diverse Säuberungsaktionen durch Häkchensetzen. Diese Aufgabe muss ich nur einmal erledigen, da meine Auswahl automatisch für zukünftige Aufräumarbeiten gespeichert bleibt.
Wie auf dem Screenshot zu sehen, habe ich mir ein konservatives Reinigungskonzept erstellt, das weder den Arbeitsfluss noch den Bedienkomfort beeinträchtigt.
- Browser: Die auswählbaren Parameter sind sowohl bei Firefox wie auch bei Chromium oder Opera identisch. Abgesehen von den Punkten „Passwörter”, „Seiteneinstellungen” und „Synchronisation” aktiviere ich hier alle Module.
- E-Mail: Viele Ubuntu-Freunde verwenden Thunderbird nicht nur als Postamt, sondern zusätzlich als Kalender und Feedreader, weshalb bei diesem Programm etliche Benutzerdaten anfallen. Dennoch sollten beim Outlook-Pendant lediglich die temporären Internetdateien entfernt sowie die Datenbank komprimiert werden, um einen Informationsverlust zu vermeiden.
Des Weiteren sind der VLC Player und die Rhythmbox bei mir täglich im Einsatz. Trotzdem setze ich bei den Medienspielern keinen Radiergummi an, da ich voreingestellte Speicherpfade oder IPTV-Verläufe nicht verlieren möchte. Wer aber im Büro heimlich Filme schaut oder subversive Radiosender hört, der sollte BleachBit auf jegliche Empfangssoftware zugreifen lassen.
Und wie jeden Abend setze ich meinen Aufräumplan in die Tat um, indem ich die Schaltfläche „Bereinigen” gefolgt von „Löschen” anwähle. Unmittelbar danach kann ich auf der rechten Hauptmenüseite in Echtzeit mitverfolgen, wie unerwünschte Datenbestände überschrieben werden. Direkt im Anschluss muss ich keine Angst davor haben, dass meine Kommilitonen zufällig über belastende Inhalte stolpern.
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¹Seibold, Thomas: BleachBit der bessere CCleaner? youtube.com (06/2022).
²Apfelböck, Hermann: BleachBit: Der Allzweckreiniger. In: Linux Welt Nr. 5 (2020). S. 44.
³Thommes, Ferdinand: BleachBit 4.2 bringt neue Cleaner. linuxnews.de (06/2022).
⁴Vetter, Veronika Helga: Ubuntu: Festplatte aufräumen - Speicherplatz freigeben. pinguin.gws2.de (06/2022).
⁵Apfelböck, Hermann: Stacer: Systemmonitor und Cleaner. In: Linux Welt XXL Nr. 2 (2021). S. 67.
MarcoPixellord sagt:
Wow - aller höchsten Respekt! Ich habe jetzt beide BleachBit-Artikel durchgearbeitet und die Podcasts angehört. Obwohl ich seit Ubuntu 16.04 dabei bin, habe ich extrem viel dazugelernt.
Ich nutze Ubuntu auf meinem Haupt-Rechner für alles, selbst für Spiele wie CK3 etc. BleachBit hat soeben 2,6 Gigabyte freigeräumt - beide Modi zusammengerechnet - wow! Bisher merke ich keine Einschränkungen.
Außerdem habe ich mich auch gefragt, wann ich auf 22.04 wechseln soll, die Versuchung ist schon ziemlich groß, bin ehrlich. Aber wenn du es empfiehlst, dann warte ich auf August. Systemanforderungen sind kein Problem, bei mir läuft ein Alder Lake.
Werde deine Seite auf jeden Fall weiterempfehlen! LG nach Österreich!
Henning sagt:
Ich danke für die Allgemeinlösung. Habe alle Schritte befolgt und konnte gute 800 Megabyte freigeben. In diversen Ubuntu-Foren wird ja vehement behauptet, dass Linux keinen CCleaner bräuchte - schön dass Sie die Realität in sachlicher Form abgebildet haben. Gäbe es mehr Botschafter wie Sie, hätten Linux-Distributionen einen wesentlich höheren Marktanteil. Leider jedoch ist die Community in weiten Teilen sehr überheblich. Wenn ich nach Rat suchte, wurde ich oft angeblufft, hier auf Ihrer Seite fühle mich gut und sicher. Grüße
Paul Meyer sagt:
Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich immer sehr, wenn eine neue Anleitung erscheint. Außerdem begrüße ich es, dass Sie Ihre Webseite mit Sprachmitteilungen aufgewertet haben. Nun zu meiner Frage:
Könnte ich Ihnen einen Laptop schicken (HP 43B09EA), auf dem Sie dann ein passendes Ubuntu einrichten? Das System soll so lange wie möglich aktuell bleiben und sich möglichst selbst verwalten. Einen Preis können Sie selbst festlegen.
Mit meinen 76 Jahren fehlt mir mittlerweile die Ausdauer, um mich in derartige Sachgebiete einzuarbeiten. Derzeit nutze ich auf einem stationären Rechner Ubuntu 18.04, welches mir mein Ex-Schwiegersohn eingerichtet hat. Es ist eine Wonne aber für diverse Krankenhausaufenthalte benötige ich Ubuntu auch auf einem Laptop.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Eventuell können Sie mir auch eine Linux-Werkstatt empfehlen.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Meyer
Helpdesk sagt:
Lieber Herr Meyer! Durch die Umstellung von Windows 10 auf 11 gibt es derzeit viele Umsteiger. Dementsprechend erhalten wir mehrmals in der Woche Werkstatt-Anfragen, die wir allerdings nicht bedienen.
Sie gehören zu den Dinosaurier, die im Privaten noch einen Desktop-PC und einen Laptop nutzen. Dementsprechend müssen Sie sich wie ein PC-Spieler oder ein Entwickler selbst helfen. PC-Werkstätten haben ihre Expertise nämlich längst auf mobile Geräte und Betriebssysteme verlagert, um nicht pleite zu gehen.
Aber Sie brauchen gar keine externe Hilfe, da Sie schließlich seit vielen Jahren mit Ubuntu arbeiten. Dementsprechend bekommen Sie nun eine Komfortlösung:
Sollte Ihr Laptop kein DVD-Laufwerk besitzen, dann bestellen Sie sich ein USB-DVD-Laufwerk. Gehen Sie im Anschluss daran in Ihren örtlichen Bahnhof und kaufen Sie sich dort die Zeitschrift: Linux Welt 04/2022. Darin befindet sich das Installationsmedium für Ubuntu 22.04. Dann müssen Sie nur noch die DVD starten und die automatische Installationsroutine nutzen.
Bei einem Laptop ist die automatische Installation völlig in Ordnung. Es gibt nichts zu beachten.
Ansonsten kennen Sie ja bereits unsere Webseite. Außerdem stehen in der empfohlenen Zeitschrift auch Tipps, was Sie nach der Installation alles einstellen können.
Viel Erfolg!
Laylas_P!mp sagt:
Hey ho! Ich möchte mich für die Erklärungen zu BleachBit bedanken. Habe das Tool zwar schon ewig installiert aber nie wirklich genutzt, weil ich dessen Zweck nie richtig verstanden habe. Werde nun häufiger mein Ubuntu ausmisten. Hatte auch immer ein wenig die Angst, wichtige Daten zu verlieren. Deine vorgestellten Einstellungen scheinen aber gut zu funktionieren.
Persönlich finde ich die Antwort an Herrn Meyer schon ziemlich krass. Jeder 0815 PC-Service wird ihm eine Ubuntu-Kopie via USB-Stick installieren können, wozu also die aufgezeigte Schnitzeljagd?
Aber das ist meine Meinung! Alles Gute von einem Dinosaurier, der weiterhin gerne mit Desktop-PCs arbeiten wird *smile*
Helpdesk sagt:
Danke für Ihren Diskussions-Anstoß! Herr Meyer fand die aufgezeigte Individuallösung ziemlich gut und hat via E-Mail noch einige Anschlussfragen gestellt. Das können Sie natürlich nicht wissen. Deshalb fordern wir in den Podcasts immer auf, die Kommentarfunktion zu nutzen!
Generell gilt: Wer sich für Ubuntu entscheidet, der möchte Teil einer elitären Gemeinschaft werden und die Kontrolle über seinen Computer zurückerobern. Und wer keine Lust auf Online-Konten-Zwang und Software in der Cloud hat, der muss zumindest ein Computer-Bild- bzw. Chip-Wissen vorweisen, bevor er mit einer Linux-Distribution startet.
Die allermeisten Benutzer erfüllen diese Voraussetzung und haben jahrzehntelange Windows-Erfahrung. Hier ist eher die Bequemlichkeit das Hindernis, auf welche die Linux-Gemeinschaft äußerst allergischen reagiert.
Auf dieser Webseite hier erhalten Ubuntu-Neulinge fundierte Komplettlösungen zu diversen Sachverhalten, ohne mit Anglizismen oder herabwürdigender Fachsprache eingeschüchtert zu werden.
Aber auch wir erwarten von unseren Besuchern, dass diese CCleaner aus ihrer Windows-Vergangenheit kennen, um bei BleachBit nicht bei Adam und Eva anfangen zu müssen.
Paul Meyer sagt:
Es tut mir leid, sollte ich zu Unannehmlichkeiten beigetragen haben. Mir ging es ja nicht darum, dass mir irgendwer meinen Laptop einrichtet. Ich fragte, ob Sie mir einen robusten Panzer erschaffen möchten. Mit einem ähnlich passionierten Kollegen, den Sie empfehlen können, hätte ich mich ebenfalls zufrieden gegeben.
Aber ich werde die „Schnitzeljagd” (sehr nett formuliert) auf mich nehmen und komme bei Fragen auf Sie zurück. Menschen in meinem Alter ist es eben wichtig, dass sie einen persönlichen Ansprechpartner haben. CCleaner kenne ich natürlich von Windows 7.
Tobster sagt:
Sieh an, von wegen Ubuntu sammelt keinen Datenschrott. Ich kenne Wichtigtuer, die das behaupten. Bin nun der Anleitung gefolgt und BAM - 3,1 GB - Schrott gelöscht. Aber wehe es hat mir jetzt mein System zerhauen, dann gibts Schellen!
Okay, sehr informativer Artikel. Hab ich gleich an diverse Nullblicker geschickt.