Das Ubuntu Handbuch | Anleitungen für Linux-Freunde

Ubuntu: Was ist mit Photoshop und Premiere? Realtalk vom Linux-Profi

Im Jah­re 2022 lit­ten die Deut­schen un­ter dem ge­sell­schaft­li­chen Wan­del, dem Wert­ver­fall ih­rer Wäh­rung und dem wirt­schaft­li­chen Ab­schwung. An­ders als ih­re eu­ro­päi­schen Ge­sin­nungs­ge­nos­sen konn­te die AfD aber bis­her kaum vom schlech­ten Zu­stand ih­res Hei­mat­lan­des pro­fi­tie­ren, was un­ter an­de­rem am Par­tei­na­men liegt. Schließ­lich ist ei­ne Al­ter­na­ti­ve nie so gut wie das Ori­gi­nal. Wer But­ter im Haus hat, brät nicht mit Mar­ga­ri­ne, da er den ge­schmack­li­chen Un­ter­schied kennt. Ge­nau so ver­hält es sich mit Soft­ware. Lang­jäh­ri­ge Pho­to­shop- oder Pre­mie­re-Pro-Nut­zer möch­ten den Klas­sen­pri­mi die Treue hal­ten und kön­nen des­halb kei­ne Li­nux-Dis­tri­bu­tio­nen in An­spruch neh­men. An­wen­der der Ado­be Crea­ti­ve Cloud sind näm­lich da­zu ge­zwun­gen, mit ak­tu­el­len Ap­ple- oder Mi­cro­soft-Be­triebs­sys­te­men zu ar­bei­ten. Ein Um­stand, der sich auch nie­mals än­dern wird. Pra­xis­frem­de Gscheid­ha­ferl wür­den nun Wi­neHQ ins Feld füh­ren. Das ist ei­ne Um­ge­bung, mit­hil­fe de­rer sich ver­al­te­te Win­dows-Pro­gram­me mit Leis­tungs­ein­bu­ßen un­ter Li­nux star­ten las­sen.

Modified Screenshot of winehq.org: How does Photoshop and Premiere Pro work on Ubuntu? Test result: Adobe software has not been ported to Linux and can only be used to a limited extent

Doch selbst Li­nux-En­thu­si­as­ten ge­ste­hen sich ein, dass Pro­fi­fo­to­gra­fen den In­dus­trie­stan­dar­d¹ er­fül­len müs­sen und des­halb kei­ne an­ti­quier­ten PSD-Da­tei­en ver­schi­cken kön­nen. Des Wei­te­ren deckt Wi­neHQ das Di­rectX-Spek­trum nur un­zu­rei­chend ab, wo­durch Gra­fik­hard­ware­funk­tio­nen un­ge­nutzt blei­ben, was sich wie­der­um ne­ga­tiv auf den Leis­tungs­um­fang von Pho­to­shop aus­wirkt.

Open-Source-Freun­de rei­ßen nun die Hän­de nach oben und freu­en sich dar­über, dass es mit dem Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramm GIMP ei­ne na­ti­ve Li­nux-Free­ware gibt, die ver­füg­ba­re Sys­tem­res­sour­cen voll­um­fäng­lich aus­reizt. Nur was ha­ben Gra­fik- oder Web­de­si­gner von die­sem Um­stand, wenn De­bi­an-De­ri­va­te wie Ubun­tu kei­ne Zei­chen­ta­bletts er­ken­nen?

Cartoon: Adobe versus Ubuntu: Warum gibt es kein Photoshop für Ubuntu? Die renommierte Webkünstlerin Veronika Helga Vetter hat eine Schulhofszenerie gezeichnet, auf der sich Bunti mit einem Adobe-Logo streitet. Beide Figuren sind nicht kompatibel miteinander, weil sie einfach nicht dieselbe Sprache sprechen. Die einzigartige Grafik wurde zuerst auf GWS2.de veröffentlicht: Das ist ein Linux-Handbuch für deutschsprachige Rentner, die gerne zum Bumsen nach Thailand fliegen

Zu­min­dest wei­gert sich der Markt­füh­rer Wa­com ve­he­ment da­ge­gen, sei­ne Ge­rä­te­trei­ber für Li­nux zu por­tie­ren. Zwar ist es mitt­ler­wei­le mög­lich, man­che Mo­del­le mit­hil­fe des Gno­me-Bord­mit­tels zu kon­fi­gu­rie­ren, er­fah­rungs­ge­mäß führt die auf­wen­di­ge Stif­te- und Tas­ten­ka­li­brie­rung je­doch stets zu un­be­frie­di­gen­den Er­geb­nis­sen.

Li­nux er­kennt ein un­ter­stütz­tes Wa­com-Ta­blett nach dem An­schlie­ßen au­to­ma­tisch als Ein­ga­be­ge­rät. In den meis­ten Fäl­len ist das Ta­blett aber noch nicht gut ver­wend­bar, da Po­si­tio­nie­rung und Druck­stär­ke viel zu emp­find­lich ein­ge­stellt sind.

Wol­ski, Da­vid: Ein­ga­be­ge­rä­te: Wa­com-Ta­blett ein­rich­ten. In: Li­nux Welt XXL Nr. 1 (2021). S. 173.

Am En­de bleibt die fol­gen­de Er­kennt­nis: Als größ­te Stär­ke von GIMP gilt die Fo­to-Re­tu­schie­rung - in Fach­krei­sen auch Re­tou­ch­ing ge­nannt. Dem­nach kann al­les, was zwi­schen ei­nem Hob­by­fo­to­gra­fen und ei­nem In­sta­gram-In­fluen­cer liegt, oh­ne Wei­te­res zu Ubun­tu wech­seln.

GuteFrage.net: Was muss man tun, damit GIMP wie Photoshop aussieht? Antwort: Du musst PhotoGIMP v. 2020 by Diolinux installieren. Eine Ubuntu-Anleitung findest du auf GWS2.de: Das deutschsprachige Linux-Handbuch

Wer das Pro­fil er­füllt und bis­her mit Pho­to­shop ge­ar­bei­tet hat, der möch­te sich viel­leicht den Um­stieg er­leich­tern, in­dem er GIMP zu­min­dest op­tisch in das Ado­be-Flagg­schiff ver­wan­delt.

Hin­weis: Im fol­gen­den Pod­cast spricht die Web­künst­le­rin Ve­ro­ni­ka Hel­ga Vet­ter über ih­re Pro­ble­me mit Pho­to­shop un­ter Ubun­tu. Au­ßer­dem geht es um die Vi­deo­schnitt­soft­ware Kden­li­ve, die zum Gold­stan­dard in ih­rem Gen­re zählt.

PhotoGIMP einrichten

Sze­na­rio: Mein Com­pu­ter­sys­tem be­sitzt kei­nen TPM-2.0-Chip, wes­we­gen die In­stal­la­ti­on von Win­dows 11 bei mir nicht funk­tio­niert. Als Al­ter­na­ti­ve bin ich neu­lich zu Ubun­tu 22.04 ge­wech­selt, was für mich ein gro­ßer Schritt war, da ich als mit­tel­gro­ßer In­sta­gram-In­fluen­cer auf ei­nen funk­ti­ons­tüch­ti­gen Rech­ner an­ge­wie­sen bin. Zu­letzt nutz­te ich Pho­to­shop CC 2022, um mei­ne Bil­der für die Platt­form zu be­ar­bei­ten. Zwar be­sitzt GIMP dank des G’­MIC-Plug­ins ex­trem gu­te Fil­ter, die Pro­gramm­be­die­nung ist für mich je­doch äu­ßerst un­ge­wohnt und des­halb ver­lie­re ich viel Zeit beim Re­tu­schie­ren. Da­mit ich zu­min­dest auf be­kann­te Sym­bo­le und ei­ne alt­be­währ­te Me­nü­füh­rung zu­rück­grei­fen kann, möch­te ich heu­te Pho­to­GIMP in­stal­lie­ren. Dem­entspre­chend la­de ich mir als Ers­tes die kos­ten­lo­se ZIP-Da­tei von Git­Hub her­un­ter.

Screenshot von GitHub. Assets: PhotoGIMP.for.Flatpak.zip (05 Jun 2022)

Gleich nach­dem ich das ent­pack­te Ar­chiv be­tre­ten ha­be, drü­cke ich die Tas­ten­kom­bi­na­ti­on Strg + H, um die ver­steck­ten Ele­men­te an­zei­gen zu las­sen. Di­rekt im An­schluss kli­cke ich mich so lan­ge durch das Ver­zeich­nis „.var”, bis ich zum Ord­ner „GIMP” ge­lan­ge, den ich mit­hil­fe der Maus aus­schnei­de.

Screenshot von Nautilus: Nach dem Entpacken des ZIP-Archivs muss der Ordner "GIMP" aus dem Verzeichnis ".var" ausgeschnitten werden. Teil 1 zur Anleitung: Wie PhotoGIMP unter Ubuntu installieren

Als Nächs­tes wäh­le ich im Da­tei­ma­na­ger Nau­ti­lus den Rei­ter „Per­sön­li­cher Ord­ner” an, da­mit ich über das Ver­zeich­nis „.con­fig” zu ei­nem an­de­ren Ord­ner na­mens „GIMP” ge­lan­ge, den ich mit der aus­ge­schnit­te­nen Da­tei er­set­ze.

Die ausgeschnittenen PhotoGIMP-Dateien muss im Pfad: Persönlicher Ordner/.config eingefügt und vorhandene Dateien ersetzt werden. Installationsanleitung von GWS2.de - deutschsprachiges Ubuntu-Handbuch

Nach dem Zu­sam­men­füh­ren der bei­den Ver­zeich­nis­se star­te ich das GNU Image Ma­ni­pu­la­ti­on Pro­gram über die Ubun­tu Ak­ti­vi­tä­ten-Such­leis­te, um den Pho­to­shop-Nach­bau zu be­wun­dern.

Ubuntu: Ordner "GIMP" zusammenführen? Ein neuer Ordner gleichen Namens existiert bereits in ".config"

Hin­weis: Pho­to­GIMP ist le­dig­lich ein Face­lif­ting, das kei­ner­lei Ado­be-Funk­tio­nen im­ple­men­tiert. Um die Mo­di­fi­ka­ti­on zu lö­schen, muss GIMP rück­stands­los ent­fernt und neu in­stal­liert wer­den.

No to Premiere Pro

Wäh­rend­des­sen Ado­be im Bild­be­ar­bei­tungs­sek­tor das Non­plus­ul­tra­pro­dukt in sei­nen Rei­hen hält, gab es im Vi­deo­schnitt­seg­ment mit So­ny Ve­gas oder Ma­gix Vi­deo de­lu­xe schon im­mer gleich­wer­ti­ge Al­ter­na­ti­ven zu Pre­mie­re Pro. Auch Ubun­tu-Nut­zer müs­sen in die­sem Mul­ti­me­dia­be­reich nicht trau­rig an der Sei­ten­li­nie ste­hen, son­dern ha­ben mit Kden­li­ve ei­ne na­ti­ve Li­nux-Soft­ware, die es mit al­len Film­edi­to­ren auf­neh­men kann.

Kden­li­ve ist ein viel­sei­ti­ger Vi­deo­edi­tor, mit dem sich ganz un­ter­schied­li­che Vi­de­os ver­wirk­li­chen las­sen. Der Ein­stieg fällt er­freu­lich leicht und wer will, kann auch klei­ne Ani­ma­tio­nen bau­en, das Vi­deo mit ei­ner Un­ter­ti­tel­spur ver­se­hen und für die ge­wünsch­te Ver­öf­fent­li­chungs­platt­form ins pas­sen­de For­mat ren­dern.

Du­bo­wy, Lia­ne M.: Frei­er Schnei­de­tisch. Vi­de­os schnei­den mit der Open-Source-Soft­ware Kden­li­ve. In: c’t Nr. 16 (2021). S. 156.

Blaue Bauchbinde mit der Aufschrift: Was ist Kdenlive? Der folgende Text lobt die UNIX-basierte Videoschnittsoftware

Aber wie ist es mög­lich, dass ei­ne kos­ten­lo­se Vi­deo­schnitt­soft­ware zur Ge­wichts­klas­se von Pre­mie­re Pro zählt? Das liegt dar­an, dass Kden­li­ve vie­le Open-Source-Mo­du­le mit­ein­an­der ver­bin­det, die un­ab­hän­gig von­ein­an­der ent­wi­ckelt wer­den.

  • Die Pro­gramm­schrei­ber müs­sen sich bei­spiels­wei­se nicht um die Ren­der­funk­ti­on küm­mern, da die­se auf dem MLT-Frame­work ba­siert.
  • Auch die Be­nut­zer­ober­flä­che ist out­ges­our­ced und be­steht aus fer­ti­gen Qt-Bi­blio­the­ken. Des Wei­te­ren greift Kden­li­ve zum Kom­pri­mie­ren der Film­da­tei­en auf das FFmpeg-Pa­ket zu­rück.

Wie der Na­me be­reits ver­rät, ge­hört das re­nom­mier­te Vi­deo­edi­tor-Pro­jekt zum Kon­glo­me­rat des KDE e. V. und kann auf des­sen Res­sour­cen zu­grei­fen. Ad­diert er­ge­ben die­se gan­zen Bau­stei­ne ein Gön­ner- und Ent­wick­ler-Team, das sich hin­ter kei­ner Ado­be-Ab­tei­lung ver­ste­cken muss.

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¹Da­vies, Mi­cha­el: Pho­to­shop vs GIMP: A Com­ple­te Com­pa­ri­son. youtube.com (11/2022).

Ubuntu: Filme und Videostreams schneiden - Lautstärke erhöhen

Li­nux-Dis­tri­bu­tio­nen sind we­der mit Ado­be Pre­mie­re noch mit Ve­gas Pro kom­pa­ti­bel. Aus die­sem Grund soll­ten Film­schaf­fen­de auf je­den Fall ih­rem Mi­cro­soft-Be­triebs­sys­tem treu blei­ben. Hin­ge­gen Mul­ti­me­dia­kon­su­men­ten, die auf­ge­zeich­ne­te Fern­seh­sen­dun­gen oder mit­ge­schnit­te­ne Streams von Wer­bung oder sons­ti­gen Un­ter­bre­chun­gen be­frei­en möch­ten, sind bei Ubun­tu und Co. gut auf­ge­ho­ben. Das liegt wie­der­um an ei­ner Open-Source-Soft­ware¹ na­mens Kden­li­ve, die be­reits seit über 20 Jah­ren wei­ter­ent­wi­ckelt wird. Hier­bei han­delt es sich um ei­nen se­mi­pro­fes­sio­nel­len² Vi­deo­edi­tor, mit­hil­fe des­sen sich Auf­nah­men neu ar­ran­gie­ren und ver­to­nen³ las­sen.

Hal­lo, oft nut­ze ich mein Smart-TV, um li­nea­res Fern­se­hen oder Twitch-Streams via USB-Re­cor­ding auf­zu­zeich­nen. Das Roh­ma­te­ri­al ha­be ich bis­her un­kom­pli­ziert mit der Win­dows-Ap­pli­ka­ti­on Mi­cro­soft Fo­tos be­ar­bei­tet. Nun bin ich aber vor Kur­zem auf Ubun­tu um­ge­stie­gen, wo­durch ich wohl oder übel auf mei­nen ge­lieb­ten Vi­deo­edi­tor ver­zich­ten muss. Ken­nen Sie viel­leicht ein Li­nux-Pro­gramm, mit dem ich Wer­bung so­wie Vor- und Nach­läu­fe aus Film­da­tei­en her­aus­schnei­den be­zie­hungs­wei­se simp­le Ton­an­pas­sun­gen vor­neh­men kann?

Cle­ven, Da­mir: Su­che nach leicht be­dien­ba­rer Vi­deo­schnitt­soft­ware. E-Mail vom 30.12.2021.

Ver­gli­chen mit Mi­cro­soft Fo­tos, das op­tisch an ei­ne Smart­phone-Ap­pli­ka­ti­on⁴ er­in­nert, be­sitzt Kden­li­ve ei­nen viel grö­ße­ren Funk­ti­ons­um­fang. So war­tet das na­ti­ve Li­nux-Pro­gramm mit klas­si­schen Mon­ta­ge­spu­ren und ei­ner Viel­zahl von Edi­ti­ons­werk­zeu­gen auf, mit de­nen sich oh­ne Wei­te­res Vlogs oder auf­wen­di­ge Brick­fil­me er­stel­len lie­ßen. Trotz der opu­len­ten Aus­stat­tung ist die kos­ten­lo­se Vi­deo­schnitt­soft­ware un­ter Ubun­tu eben­falls die ers­te Wahl, wenn es um die Be­werk­stel­li­gung von pri­mi­ti­ven Schön­heits­kor­rek­tu­ren geht.

What is the best software to cut a video on Ubuntu? Answer: Kdenlive. The powerful open source tool is similar to Adobe Premiere and is suitable for all Linux distributions. The icon picture frames a guide that explains how to edit a movie file with Kdenlive. The Indiana Jones Comic was created by Phd Veronika Vetter (Department of Fine Arts / Philadelphia)

Ubun­tu-Nut­zer kön­nen die neus­ten Edi­tio­nen von Kden­li­ve ent­we­der via PPA⁵ oder aus der Snap-Pa­ket­ver­wal­tung be­zie­hen, wo­bei die­se Aus­ga­ben häu­fig di­ver­se In­sta­bi­li­tä­ten⁶ auf­wei­sen. Dem­entspre­chend macht es Sinn, die In­stal­la­ti­on der Vi­deo­schnitt­soft­ware über den klas­si­schen APT-Dienst vor­zu­neh­men:

sudo apt-get update && sudo apt-get install kdenlive

Hier­bei er­hal­ten De­bi­an-De­ri­vat-An­wen­der in je­dem Fall ei­ne ein­satz­er­prob­te Ver­si­on, die per­fekt an das je­wei­li­ge Be­triebs­sys­tem an­ge­passt ist.

Kdenlive 19.12.3 unter Ubuntu 20.04.3 LTS - Videos schneiden und Lautstärke in der Tonspur anpassen. Eine Bildanleitung von Pinguin: Das ist ein österreichischer Philantrop, der deutschsprachige Testberichte über Linux-Software schreibt

Nach dem Star­ten der Free­ware soll­te im Rei­ter „Ein­stel­lun­gen” mit­hil­fe des Kon­fi­gu­ra­ti­ons­as­sis­ten­ten ein­ma­lig über­prüft wer­den, ob der ein­ge­setz­te Com­pu­ter ei­ne Hard­ware­be­schleu­ni­gung der Gra­fik­kar­te zu­lässt. Die­se Op­ti­on er­mög­licht näm­lich nicht nur ein sanf­te­res Ar­bei­ten, son­dern ver­kürzt oben­drein den Ren­der­pro­zess. Doch selbst oh­ne die­se Ei­gen­schaft sind se­mi­pro­fes­sio­nel­le Vi­deo­edi­tio­nen in Kden­li­ve pro­blem­los mög­lich.

Der schnelle Schnitt

Sze­na­rio: Es ist mir ein we­nig pein­lich, aber ich ge­hö­re tat­säch­lich zur Zunft der Ta­lent­su­cher. Ge­nau­er ge­sagt ma­che ich eu­ra­si­sche Frau­en aus­fin­dig, die ich ge­gen ei­ne Ge­bühr an hie­si­ge Be­gleit­agen­tu­ren ver­mitt­le. Frü­her war der Job sehr an­stren­gend, da ich po­ten­zi­el­le Kan­di­da­tin­nen vor Ort fast schon mit dem Las­so ein­fan­gen und wie auf ei­nem Vieh­markt mit Dorf­äl­tes­ten ver­han­deln muss­te. Doch dank des In­ter­nets kund­schaf­te ich zu­künf­ti­ge Es­cort­da­men mitt­ler­wei­le vom Ho­me­of­fice aus. Hier­für be­ob­ach­te ich ge­ring fre­quen­tier­te Twitch-Streams, in de­nen sich pro­mis­kui­ti­ve Prot­ago­nis­tin­nen aus dem Kau­ka­sus zur Schau stel­len. Passt ei­ne Dar­stel­le­rin ins Pro­fil, dann neh­me ich ih­re Live-Über­tra­gung auf, da­mit ich aus dem Roh­ma­te­ri­al ein klei­nes Be­wer­bungs­vi­deo für mei­ne Kun­den schnei­den kann. Schließ­lich kon­tak­tie­re ich ei­ne et­wa­ige Ar­beits­mi­gran­tin erst, wenn auch wirk­lich In­ter­es­se an ih­rer Per­son be­steht. Bei der Er­stel­lung mei­ner Clips ge­be ich mir al­ler­dings nur we­nig Mü­he, um die ama­teur­haf­te Cha­rak­te­ris­tik zu be­wah­ren. So ent­fer­ne ich ma­xi­mal die Wer­bung und neh­me even­tu­ell leich­te Ton­kor­rek­tu­ren vor.

GuteFrage.net: Soll man bei Kdenlive das Clip-Profil wechseln? Antwort: Ja, sonst können nach dem Rendern schwarze Ränder entstehen. Ein Screenshot von Pinguin: Ubuntu-Profi aus Österreich

Hier­zu fü­ge ich den ko­pier­ten Live-Stream mit­hil­fe des klei­nen Wie­der­ga­be­knop­fes in Kden­li­ve ein. Gleich nach­dem die Da­tei in das Pro­jekt­fens­ter ge­la­den wur­de, fragt mich das Vi­deo­schnitt­pro­gramm, ob es die Qua­li­tät des Roh­ma­te­ri­als wei­ter­füh­ren soll. Und na­tür­lich stim­me ich der Free­ware mit der Schalt­flä­che „Wech­seln” zu. Denn im Ge­gen­satz zu ei­nem Fo­to lässt sich ei­ne Film­auf­nah­me soft­ware­sei­tig nur schwer ver­bes­sern und da ich spä­ter we­der Rän­der noch ir­gend­wel­ches Bild­rau­schen ha­ben möch­te, be­hal­te ich das ur­sprüng­li­che Clip-Pro­fil bei.

Picture guide: How do you edit a Video in Kdenlive? On the composite Screenshots you can see how a recorded Live Stream is split on Ubuntu. The beginner-friendly Tutorial was created by Pinguin. This is a popular Linux professional from Austria

So­bald ich die grund­le­gen­den Ein­stel­lun­gen ge­trof­fen ha­be, zie­he ich die Stream-Auf­zeich­nung via Drag & Drop in die Mon­ta­geleis­ten. Dort ent­fer­ne ich als Ers­tes die stö­ren­de Twitch-Wer­bung, in­dem ich den drei­ecki­gen Zeit­mar­ker an das En­de des Vor­spanns füh­re.

  • Di­rekt im An­schluss drü­cke ich die Tas­te X, wor­auf­hin in Kden­li­ve das Schnei­de­werk­zeug ak­ti­viert wird.
  • Un­mit­tel­bar da­nach ma­che ich ei­nen Links­klick auf die zwi­schen­zeit­lich rot­ge­färb­te Spu­ren­li­nie, um den über­flüs­si­gen Bal­last vom Haupt­teil ab­zu­tren­nen.

Dann wechs­le ich mit der Tas­te S wie­der zu­rück in den Aus­wahl­mo­dus, kenn­zeich­ne den frei­ge­stell­ten Vi­deo­an­fang mit der Maus und eli­mi­nie­re den Ap­pen­dix über die Ent­fer­nen­tas­te.

Den Ton angleichen

Als Nächs­tes schie­be ich die üb­rig ge­blie­be­ne Auf­nah­me mit ge­drück­ter lin­ker Maus­tas­te ganz nach vor­ne, so­dass der Clip bei Se­kun­de Null be­ginnt. In­fol­ge­des­sen schaue ich mir die Aus­schlä­ge in der Au­dio­spur an. Nor­ma­ler­wei­se muss ich die Laut­stär­ke mei­ner Live-Auf­zeich­nun­gen er­hö­hen, da de­vo­te Eu­ra­sie­rin­nen deut­lich lei­ser als deut­sche Frau­en spre­chen und zu­meist nicht na­he ge­nug an ih­ren Richt­mi­kro­fo­nen sit­zen.

Kristina kommt aus Russland und betreibt einen Twitch-Kanal namens FAMILIARNOST. Ob sie in Deutschland als Escortdame arbeiten kann, hängt davon ab, ob hiesige Agenturen ihr Bewerbungsvideo akzeptieren. Hierfür muss ihr Vermittler die Clip-Lautstärke mit Kdenlive erhöhen. Dies funktioniert über einen roten Volume-Knopf, der sich über ein Dropout-Menü hervorrufen lässt

Um den ur­sprüng­li­chen Vi­deo­sound zu ver­stär­ken, ma­che ich ei­nen Rechts­klick auf die Ton­spur, wo­durch ein Dro­pout-Me­nü her­vor­ge­ru­fen wird. Dar­in na­vi­gie­re ich über den Aus­wahl­punkt „Ei­nen Ef­fekt ein­fü­gen” zum Ein­trag „Laut­stär­ke”, was ei­nen ro­ten Vo­lu­me-Knopf er­schei­nen lässt. Je nach­dem, in wel­che Rich­tung ich die­sen Reg­ler mit der Maus ver­schie­be, könn­te ich den Ge­räusch­pe­gel des ge­sam­ten Clips er­hö­hen oder ver­rin­gern.

GuteFrage.net: Mein Video-Projekt ist an manchen Stellen zu laut und manchmal zu leise. Wie kann ich die Tonspur in Kdenlive punktuell verändern? Antwort: Du musst mehrere Clips aus der Filmdatei schneiden. In die einzelnen Glieder kannst du dann Volume-Regler einfügen und damit die Geräuschpegel individuell angleichen

In mei­nem kon­kre­ten Fall hat die Prot­ago­nis­tin je­doch mal zu laut und mal zu lei­se ge­re­det. Dem­zu­fol­ge wür­de der Films­ound punk­tu­ell über­steu­ern, wenn ich die kom­plet­te Ton­spur ver­stär­ke. Statt­des­sen muss ich die ein­zel­nen Sprech­stel­len mit dem Schnei­de­werk­zeug iso­lie­ren, da­mit ich die Au­dio­auf­zeich­nung in je­dem Vi­deo­glied in­di­vi­du­ell an­pas­sen kann.

Einen Film erstellen

So­bald die Auf­nah­me ei­ne ein­heit­li­che Akus­tik be­sitzt, soll Kden­li­ve die au­dio­vi­su­el­len Bruch­stü­cke zu ei­nem neu­en Vi­deo zu­sam­men­fü­gen. Hier­zu drü­cke ich den Zei­len­schal­ter zeit­gleich mit der Steue­rungs­tas­te, wor­auf­hin das Ren­dern-Me­nü er­scheint.

Kdenlive (Ubuntu): Die beste Render-Einstellung für Full-HD-Videos. Empfehlung von Pinguin - professioneller YouTuber im Linux-Bereich

In die­sem Fens­ter ge­be ich zu­erst an, wie mein Film hei­ßen soll. Gleich dar­auf be­stim­me ich, dass mein be­weg­tes Bild­ma­te­ri­al in ei­nen MP4-Con­tai­ner ge­packt und mit dem H.264-Codec kom­pri­miert wer­den soll. Die­se Kom­bi­na­ti­on ist bis zu ei­ner Vi­deo­auf­lö­sung von 1920 x 1080 Pi­xeln am bes­ten ge­eig­net. Zu gu­ter Letzt muss ich nur noch die Schalt­flä­che „In Da­tei ren­dern” an­wäh­len und war­ten, bis mein Clip er­stellt wur­de. Um die­sen Vor­gang zu be­schleu­ni­gen ist es not­wen­dig, die par­al­le­le Ver­ar­bei­tung an­zu­schal­ten, da die­se Op­ti­on das hard­ware­sei­ti­ge Mul­ti­th­re­a­ding ak­ti­viert.

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¹Mar­del­le, Jean-Bap­tis­te: Ei­gen­schaf­ten. kdenlive.org (01/2022).
²Kreu­ßel, Pe­ter: Schi­cker Schnitt: Vi­deo­schnitt, Bild-im-Bild-Ef­fek­te und Blue­screen mit Kden­li­ve. In: Li­nux User Nr. 5 (2020). S. 34.
³Lam­precht, Ste­phan: Vi­de­os schnei­den mit Kden­li­ve. In: Li­nux Welt Nr. 2 (2019). S. 72.
⁴Vopp­mann, Si­mon: Win­dows Fo­tos (Tu­to­ri­al): Al­les was du dar­über wis­sen musst. youtube.com (01/2022).
⁵Pi­non, Vin­cent: La­test Kden­li­ve re­lease. launchpad.net (01/2022).
⁶STY: Kden­li­ve Snap-Ver­si­on does­n’t ren­der in Ubun­tu 18.04. askubuntu.com (01/2022).

Ubuntu: Viren, Würmer und Trojaner aufspüren - Systemsicherheit erhöhen

In ei­nem Punkt sind sich al­le IT-Ex­per­ten¹ ei­nig: Die Desk­top-Ver­si­on von Ubun­tu ist min­des­tens so si­cher wie Safer Sex. Die­ser Zu­stand ist je­doch we­der gott­ge­ge­ben noch in Stein ge­mei­ßelt, son­dern hängt mit der ge­rin­gen Nut­zer­zahl zu­sam­men. Schließ­lich set­zen le­dig­lich 3,5%² der welt­wei­ten PC- und Lap­top­be­sit­zer ein li­nux­ba­sier­tes Be­triebs­sys­tem ein. Hin­zu­kommt, dass die An­be­ter des vir­tu­el­len Pin­gu­ins als über­durch­schnitt­lich com­pu­ter­af­fin gel­ten, wes­halb sich Mal­wa­re für De­bi­an-De­ri­va­te nur schwer ver­brei­tet. Dem­zu­fol­ge ist es kein Wun­der, wenn Cy­ber­kri­mi­nel­le lie­ber aus­sichts­rei­che­re We­ge wäh­len und ih­re Schad­pro­gram­me für Win­dows oder ma­cOS³ ent­wi­ckeln.

Li­nux ist ein­fach kein er­folg­ver­spre­chen­des Ziel für Kri­mi­nel­le.

Lang, Mir­co: Vi­ren­schutz un­ter Li­nux. heise.de (05/2020).

Na­tür­lich geht Ca­no­ni­cal auch pro­ak­tiv ge­gen On­line-Er­pres­ser vor, in­dem es das Ubun­tu Se­cu­ri­ty Team be­schäf­tigt. Die­se Ar­beits­grup­pe stellt auf ih­ren Soft­ware­de­pots zwei­mal⁴ wö­chent­lich die neus­ten Impf­stof­fe zur Ver­fü­gung, mit de­nen die Be­nut­zer ih­re Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on vor An­grif­fen schüt­zen kön­nen.

Screenshot von Ubuntu 20.04 LTS: In einem Terminal-Fenster ist die Datei "sources.list" geöffnet. Darin sind die Security-Repositories zu sehen. GNU nano 4.8

Da­bei schlie­ßen die pe­ri­odi­schen Ak­tua­li­sie­run­gen nicht nur Ein­falls­to­re in das Kern­sys­tem, son­dern sor­gen zu­dem da­für, dass Si­cher­heits­lü­cken in lo­ka­len An­wen­dun­gen⁵ be­sei­tigt wer­den. Al­ler­dings er­hal­ten nur die Pro­gram­me re­gel­mä­ßi­ge Schutz­auf­fri­schun­gen, die aus den Quel­len “Main” und “Rest­ric­ted” stam­men. Das sind un­ter an­de­rem al­le Ap­pli­ka­tio­nen, die Ubun­tu von Haus aus mit­bringt.

Ubun­tu 20.04 er­hält zwar fünf Jah­re lang kos­ten­los Sup­port; der gilt aber nur für Soft­ware aus den Re­po­si­to­ries “Main” und “Rest­ric­ted”.

Kiß­ling, Kris­ti­an: [Up­date] Ubun­tu 20.04 LTS: Fo­kus auf Si­cher­heit. linux-magazin.de (05/2020).

Hin­ge­gen Dritt­an­bie­ter­soft­ware ver­al­tet schnell, da die Ent­wick­ler häu­fig kei­nen fünf­jäh­ri­gen Up­date-Sup­port an­bie­ten. Um die Sys­tem­si­cher­heit zu er­hö­hen, ist es al­so dien­lich die Re­po­si­to­ry „Uni­ver­se” zu de­ak­ti­vie­ren. Dar­über hin­aus soll­ten Ubun­tu-An­wen­der nur re­nom­mier­ten PPAs ver­trau­en. Schließ­lich er­for­dert die Her­stel­lung ei­nes vi­ren­re­sis­ten­ten Pro­gramms ei­ne enor­me Ex­per­ti­se, die Pri­vat­quel­len­be­sit­zer oft­mals nicht vor­wei­sen kön­nen.

[Die Ubun­tu-Ge­mein­schaft] be­treut aber nur ei­nen Bruch­teil der Pa­ke­te über fünf Jah­re. [...] Bei den meis­ten ist viel frü­her Schluss: ent­we­der nach neun Mo­na­ten oder schon zum Re­lease, denn vie­le Pa­ke­te be­treut nie­mand so recht.

Leem­huis, Thors­ten: Fo­kus­sie­ren. Ubun­tu 18.04 LTS: Li­nux-Dis­tri­bu­tio­nen mit bis zu fünf Jah­ren Sup­port. In: c’t Nr. 11 (2018). S. 121.

Expert advice from the National Security Agency (Maryland): How is Ubuntu used safely? Guide that shows, how the Linux distribution can be used virus-free. First published on GWS2.de: Financed by Dietrich Mateschitz

Im Sys­tem­me­nü „An­wen­dun­gen & Ak­tua­li­sie­run­gen” ist es ne­ben der APT-Dienst-Kon­fi­gu­ra­ti­on mög­lich, die In­stal­la­ti­on von Si­cher­heits­up­dates zu au­to­ma­ti­sie­ren. Wur­de die­se Funk­ti­on ak­ti­viert, dann dür­fen Be­nut­zer von LTS-Ver­sio­nen ver­ges­sen, dass Vi­ren, Wür­mer und Tro­ja­ner in der Com­pu­ter­welt exis­tie­ren. Die­se pau­scha­le Aus­sa­ge trifft al­ler­dings nicht auf Ad­mi­nis­tra­to­ren von ge­misch­ten Netz­wer­ken zu. Denn Ubun­tu ist wie ein Kind in der Co­ro­na­kri­se: Es bleibt un­ter nor­ma­len Um­stän­den ge­sund, kann je­doch als Zwi­schen­wirt an­de­re Ri­si­ko­grup­pen in­fi­zie­ren.

Anfängertipps: Wie kann Ubuntu sicherer gemacht werden? Splitscreen vom Systemmenü "Anwendungen & Aktualisierungen". Deutschsprachiger Leitfaden von GWS2.de

Wahr­schein­lich hat­te je­der, der sei­ne Li­nux-Dis­tri­bu­ti­on als Bü­ro­sys­tem ein­setzt schon ein­mal mit Mal­wa­re zu tun. Schließ­lich ist es ei­ne Tat­sa­che, dass sich Schad­pro­gram­me haupt­säch­lich über E-Mail-An­hän­ge ver­brei­ten.

848 Mil­li­ar­den E-Mails ha­ben die Men­schen in Deutsch­land 2018 ver­schickt - 10 Pro­zent mehr als 2017. Spam nicht mit­ge­rech­net.

Sto­cker, Ani­ta: Mul­ti­me­dia in Kür­ze. In: test Nr. 4 (2019). S. 21.

Lan­ge Zeit wa­ren Vi­ren vor­wie­gend in ver­schlei­er­ten EXE-Da­tei­en ver­steckt, die Ubun­tu-Nut­zer nie oh­ne Hilfs­mit­tel aus­füh­ren konn­ten. Mitt­ler­wei­le fun­gie­ren je­doch auch sys­tem­über­grei­fen­de For­ma­te als Drop­per. Zum Bei­spiel las­sen sich PDF- oder ZIP-Da­tei­en⁶ so ma­ni­pu­lie­ren, dass die­se nach dem Öff­nen ei­nen Com­pu­ter­wurm frei­set­zen. So­bald ein der­ar­ti­ges Skript ent­fes­selt wur­de, sucht es selbst­stän­dig nach Schwach­stel­len in Netz­werk­pro­to­kol­len, um sich im In­tra­net aus­zu­brei­ten. Wenn der Sprun­g⁷ auf ei­nen Win­dows-PC ge­lingt, dann lässt sich der be­fal­le­ne Mi­cro­soft-Rech­ner un­ter an­de­rem für Dis­tri­bu­ted-De­ni­al-of-Ser­vice-At­ta­cken miss­brau­chen.

Scientific graphic from Johns Hopkins University - Department of History: The Trojan War. Helena of Sparta was a virus that killed thousands of Greeks. The Diagram was created with Ubuntu. A product by PhD Veronika Vetter (Bavarian Artist)

Wer al­so an­de­re Netz­werk­teil­neh­mer schüt­zen möch­te, der muss sein De­bi­an-De­ri­vat mit ei­nem zu­sätz­li­chen Vi­ren­scan­ner aus­stat­ten. Hier­für ist das kos­ten­lo­se Kom­man­do­zei­len­pro­gramm Cla­mAV am bes­ten ge­eig­net.

Cla­mAV ist das po­pu­lärs­te Open-Source-Pro­gramm zur Er­ken­nung von Vi­ren in Da­tei­en oder E-Mails.

Kof­ler, Mi­cha­el: Li­nux. Das um­fas­sen­de Hand­buch. 15. ak­tua­li­sier­te Auf­la­ge. Bonn: Rhein­werk Ver­lag 2017.

Die­se mehr­kern­fä­hi­ge Ap­pli­ka­ti­on be­fin­det sich in den of­fi­zi­el­len Ubun­tu-Quel­len und wird seit dem Jah­re 2013 vom US-ame­ri­ka­ni­schen Rou­ter­her­stel­ler Cis­co Sys­tems ste­tig wei­ter­ent­wi­ckelt. Be­dau­er­li­cher­wei­se ha­ben vor al­lem Win­dows-Um­stei­ger im­mer gro­ße Angst vor Ter­mi­nal-Fens­tern. Aus die­sem Grund er­fah­ren Si­cher­heits­fe­ti­schis­ten in der fol­gen­den An­lei­tung nicht nur, wie sie den vir­tu­el­len Spür­hund mit Be­feh­len steu­ern. Dar­über hin­aus er­hal­ten Be­nut­zer­ober­flä­chen­lieb­ha­ber ei­ne Ein­füh­rung in Cl­amTk. Denn die­se klei­ne Dritt­an­bie­ter­soft­ware macht es mög­lich, den kon­so­len­ba­sier­ten Kam­mer­jä­ger mit der Maus zu be­die­nen.

Schnelle Virensuche

Sze­na­rio: Auf­grund mei­ner Lo­ver­boy-Tä­tig­kei­t⁸ be­sit­ze ich vie­le Iden­ti­tä­ten. Zu mei­nen Fan­ta­sie­exis­ten­zen ge­hö­ren di­ver­se E-Mail-Kon­ten, die ich al­le mit ein und dem­sel­ben Thun­der­bird ab­ru­fe. Lei­der ver­kau­fen Part­ner­bör­sen und Free­mail-An­bie­ter fort­lau­fend mei­ne Be­nut­zer­da­ten, wes­halb täg­lich Hun­der­te Spam­nach­rich­ten auf mei­ner Fest­plat­te lan­den. Na­tür­lich ent­hal­ten man­che Bot­schaf­ten auch Da­tei­an­hän­ge, die ich nor­ma­ler­wei­se nie an­kli­cken wür­de. Al­ler­dings sen­den mir po­ten­zi­el­le Op­fer manch­mal ein Sel­fie oder ei­ne di­gi­ta­le Gruß­kar­te, so­dass ich aus be­ruf­li­cher Sicht ge­zwun­gen bin, ei­ni­ge An­fü­gun­gen von un­be­kann­ten Ad­res­santen zu öff­nen. Mein Ubun­tu-Sys­tem mag viel­leicht vi­ren­re­sis­tent sein aber mein Smart­phone, mei­ne Netz­werk­kom­po­nen­ten und mei­ne Wech­sel­me­di­en könn­ten sich nur un­zu­rei­chend ge­gen über­sprin­gen­den Schad­code weh­ren. Al­so bleibt mir nichts an­de­res üb­rig, als mei­ne lo­ka­len Post­fä­cher re­gel­mä­ßig auf Mal­wa­re zu über­prü­fen. Für die­se Auf­ga­be ha­be ich Cla­mA­V⁹ als Sc­an­werk­zeug in­stal­liert:

sudo apt-get update && sudo apt-get install clamav

Mehr­mals am Tag lee­re ich mit mei­nem Thun­der­bird die im Pro­gramm hin­ter­leg­ten POP3-Ser­ver. Nach­dem al­le Down­load­pro­zes­se ab­ge­schlos­sen wur­den, schlie­ße ich den E-Mail-Kli­en­ten wie­der, oh­ne mei­ne Nach­rich­ten zu son­die­ren. Statt­des­sen öff­ne ich ein Ter­mi­nal-Fens­ter, da­mit ich mit mei­ner An­ti­vi­ren­soft­ware die Spreu vom Wei­zen tren­nen kann. Um her­un­ter­ge­la­de­ne Stö­ren­frie­de von mei­ner Home-Par­ti­ti­on zu lö­schen, wen­de ich le­dig­lich den fol­gen­den Be­fehl an:

sudo clamscan -ir --remove /home/pinguin/

Wo­bei der Be­nut­zer­na­me Pin­gu­in na­tür­lich ei­ne Va­ria­ble ist, die je­der Ubun­tu-An­wen­der in­di­vi­du­ell an­pas­sen muss.

Wie zuverlässig arbeitet ClamAV unter Ubuntu? Der Screenshot liefert den Beweis: Das kostenlose Antiviren-Programm findet und löscht Phishingmails

In der Re­gel dau­ert es nur we­ni­ge Mi­nu­ten, ehe die Free­ware al­le Wür­mer, Tro­ja­ner und Phis­hing­mails be­sei­tigt hat. Da­bei nutzt Cla­mAV für die Mal­wa­re-Iden­ti­fi­zie­rung ei­ne lo­ka­le Vi­ren­de­fi­ni­ti­ons­da­tei, die der Schäd­lings­be­kämp­fer selbst­stän­dig ak­tua­li­siert.

Einsteigerhilfe aktivieren

Sze­na­rio: Als Be­trei­ber ei­nes Du­al-Boot-Sys­tems möch­te ich mit Ubun­tu über­prü­fen, ob sich auf mei­ner Win­dows-Par­ti­ti­on ir­gend­wel­che Pa­ra­si­ten be­fin­den. Für die­ses Un­ter­fan­gen be­nö­ti­ge ich ei­ne gra­fi­sche Un­ter­stüt­zung, da ich nicht weiß, wie ich ei­ne aus­ge­häng­te Fest­plat­te mit der Kon­so­le an­steue­re. Ge­ne­rell tue ich mich mit Li­nux-Pfa­den schwer, wes­halb mir ein über­sicht­li­ches Be­dien­me­nü die ge­ziel­te Vi­ren­su­che er­leich­tern wür­de. Dem­entspre­chend bin ich ge­zwun­gen, mein De­bi­an-De­ri­vat zu­sätz­lich mit Cl­amTk aus­zu­stat­ten:

sudo apt-get install clamtk

Die­se Dritt­an­bie­ter­soft­ware liegt in der Uni­ver­se-Quel­le und stellt ei­ne in­of­fi­zi­el­le Er­wei­te­rung des Kom­man­do­zei­len­pro­gramms dar. Trotz­dem ge­nießt das Add-on ei­nen gu­ten Ruf, was dar­an liegt, dass das Werk­zeug seit et­li­chen Jah­ren¹⁰ eh­ren­amt­lich wei­ter­ent­wi­ckelt wird.

ClamTk für Ubuntu 20.04 LTS. Deutschsprachige Installationsanleitung von Pinguin. Grafische Virensuche unter Linux

So­fort nach­dem ich das Front-End über die Ubun­tu Ak­ti­vi­tä­ten-Such­leis­te ge­star­tet ha­be, na­vi­gie­re ich in das Ein­stel­lungs­me­nü. Dort ak­ti­vie­re ich ein­ma­lig al­le Pa­ra­me­ter, da mein Vi­ren­scan­ner lü­cken­los nach Schad­code su­chen soll. Un­mit­tel­bar da­nach keh­re ich zur Haupt­an­sicht zu­rück, da­mit ich die ers­te Schäd­lings­jagd be­gin­nen kann.

Ubuntu 20.04 LTS: How to use ClamTk 6.02 correctly? Free Application tips provided by GWS2.de - this is a German language Website for Linux beginners

Hier­für kli­cke ich den Punkt „Ei­nen Ord­ner über­prü­fen” an. Di­rekt im An­schluss öff­net sich ein Fens­ter in die­sem ich über den Rei­ter „An­de­re Or­te” mei­ne Win­dows-Fest­plat­te an­wäh­le, wo­durch der Da­ten­trä­ger ein­ge­hängt wird. Gleich dar­auf ha­be ich die Mög­lich­keit, mei­nen Spür­hund auf die li­nux­frem­den Ver­zeich­nis­se los­zu­las­sen.

Firefox-Ordner mit ClamTk durchsuchen: Der Virenscanner findet unter anderem PUA.Win.Downloader.Aiis-6803892-0. Das ist eine Adware, die gelöscht werden sollte

Durch mei­ne ma­nu­el­le Kon­fi­gu­ra­ti­on fin­det das gra­fi­sche An­ti­vi­ren­pro­gramm auch po­ten­zi­ell un­er­wünsch­te An­wen­dun­gen. Da­bei han­delt es sich um re­la­tiv harm­lo­se Spy­wa­re, die oft­mals in kos­ten­lo­sen Win­dows-Tools ver­steckt ist. Über die­se Schnitt­stel­len ver­su­chen man­che Ent­wick­ler­stu­di­os, das Ver­hal­ten ih­rer Pro­dukt­nut­zer aus­zu­le­sen. Nor­ma­ler­wei­se las­sen sich die klei­nen Spio­ne pro­blem­los mit Cl­amTk lö­schen, oh­ne dass da­bei die da­zu­ge­hö­ri­gen Ap­pli­ka­tio­nen be­schä­digt wer­den.

Ist weiterer Schutz nötig?

In je­dem Ubun­tu-Fo­rum gibt es Mit­glie­der, die vor Root­kits war­nen. Zu­meist ken­nen die­se si­cher­heits­be­wuss­ten Men­schen ei­nen Schwipp­schwa­ger, auf des­sen Li­nux-Sys­tem ein der­ar­ti­ger Bau­kas­ten ver­steckt war. Die selbst er­nann­ten Ex­per­ten ra­ten dann da­zu, den Rech­ner re­gel­mä­ßig mit rkhun­ter¹¹ zu über­prü­fen. Al­ler­dings ist die­ses kon­so­len­ba­sier­te Werk­zeug nicht für ge­wöhn­li­che Desk­top-Be­nut­zer ge­eig­net.

rkhun­ter warnt vor den „File pro­per­ties” al­so Ei­gen­schaf­ten und Rech­ten. Da du die nicht zeigst, kann man wohl kei­ne Aus­sa­ge tref­fen. War­um be­nutzt du ein Pro­gramm, des­sen Aus­ga­be du nicht in­ter­pre­tie­ren kannst?

red­knight: rkhun­ter zeigt mir die­se War­nun­gen. forum.ubuntuusers.de (05/2020).

Mit­hil­fe von Bru­te-Force-At­ta­cken ver­su­chen Ge­heim­diens­te oder kri­mi­nel­le Or­ga­ni­sa­tio­nen, di­ver­se Root­kits auf In­ter­net­ser­vern zu plat­zie­ren. Wenn das Ka­pern ei­nes Ziel­ge­räts ge­lingt, dann kön­nen die An­grei­fer un­be­merkt Ein­fluss auf die um­lie­gen­de In­fra­struk­tur neh­men. Hin­ge­gen bei Per­so­nal Com­pu­tern müs­sen die Ein­bruch­in­stru­men­te Ja­mes-Bond-mä­ßig lo­kal in­stal­liert wer­den. Wer al­so nicht ge­ra­de ein Mil­li­ar­där oder Staats­feind ist, der kann sei­nen Fo­kus auf pri­mi­ti­ve Wald-und-Wie­sen­vi­ren rich­ten, die sich al­le mit Cla­mAV be­kämp­fen las­sen.

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¹Hoff­mann, Chris­toph & Her­mann Ap­fel­böck: Por­ta­ble vir­tu­el­le Li­nux-Sys­te­me. In: Li­nux Welt Nr. 5 (2019). S. 44.
²mex. das markt­ma­ga­zin vom 11.03.2020.
³Sto­cker, Ani­ta: Die bes­ten Tür­ste­her. In: test Nr. 3 (2018). S. 25.
⁴Ca­no­ni­cal Ltd.: Up­date No­ti­fi­ca­ti­ons. wiki.ubuntu.com (05/2020).
⁵Ei­ken­berg, Ro­nald: Schutz vor Schäd­lin­gen. In: c’t Se­cu­ri­ty Nr. 1 (2018). S. 25.
⁶fi­lippg: Kann ein ZIP-Ar­chiv selbst ein Vi­rus sein? administrator.de (05/2020).
⁷Wol­ski, Da­vid: Braucht Li­nux ei­nen Vi­ren­scan­ner? In: Li­nux Welt Nr. 3 (2020). S. 25.
⁸Roh­de, Fio­na: Lo­ver­boy: Das soll­te je­der über die ge­fähr­li­che Ma­sche wis­sen. gofeminin.de (05/2020).
⁹Lam­precht, Ste­phan: Vi­ren fin­den und be­sei­ti­gen. In: Li­nux Welt Nr. 6 (2019). S. 40.
¹⁰M., Da­ve: Cl­amTk. gitlab.com (05/2020).
¹¹Hor­ne, John: Root­kit Hun­ter. sourceforge.net (05/2020).