Das nachträgliche Ändern einer PDF-Datei war nie¹ vorgesehen, da ein solches Verbunddokument als statisches Druck- und Anzeigeformat konzipiert² wurde. Trotzdem gibt es auch für Linux-Distributionen kommerzielle Spezialprogramme, welche die Informationen auf den Folien in frei editierbaren Fließtext verwandeln. Der hohe Funktionsumfang hat allerdings seinen Preis: Bis zu 130,00 Euro müssen ambitionierte PDF-Fälscher hinblättern, um die Nutzungsrechte an einem professionellen Komplettpaket zu erwerben. Wer dagegen nur kleinere Korrekturen vornehmen möchte, der kann getrost auf kostenlose Werkzeuge zurückgreifen. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass geeignete Kandidaten häufig nur Testversionen sind, die ohne Registrierung ein Wasserzeichen³ oder Werbung in die exportierten Container einbauen. Das leistungsstarke LibreOffice Draw⁴ ist wiederum nicht in der Lage, bei eingescanntem Material die Originalschriftarten darzustellen, weshalb sich dieses Ubuntu-Bordmittel ebenfalls nur bedingt für die Dokumentmodifikation eignet.
Wenn es darum geht, in PDF-Dateien einzelne Worte auszutauschen oder Fehlerpixel zu entfernen, dann wäre GIMP immer eine Option. Wem die Einarbeitung in diese komplexe Bildbearbeitungssoftware zu zeitaufwendig ist, der kann aber genauso gut die Dienste von Xournal in Anspruch nehmen. Hierbei handelt es sich streng genommen um eine Notizblock-Applikation, die jedoch ebenfalls mit dem Portable Document Format zurechtkommt.
Zur Installationsanleitung!
Nach dem Öffnen eines Terminal-Fensters ist es mithilfe des folgenden Befehls möglich, die Linux-Freeware aus der offiziellen Universe-Quelle herunterzuladen:
sudo apt-get update && sudo apt-get install xournal
Aufgrund des Umstandes, dass die Benutzeroberfläche des PDF-Editors mit der GTK-Grafikbibliothek erstellt wurde, lässt sich das Werkzeug ebenfalls von Ubuntu-Derivaten ausführen. Allerdings ist mindestens die Betriebssystemversion 16.04 LTS vonnöten, damit die konsolenbasierte Integration funktioniert.
Zudem sind in dem virtuellen Skizzenbuch rudimentäre Elemente eines Grafikprogramms enthalten, was das Retuschieren von eingescannten Illustrationen ermöglicht.
Des Weiteren erlaubt Xournal den Import von Bildern. Mithilfe dieser Funktion wäre es beispielsweise ein Kinderspiel, ein Foto in einer digitalen Bewerbungsmappe auszutauschen. Darüber hinaus kann der Editor ganze Folien aus einem Verbunddokument entfernen.
Hingegen die Reihenfolge der einzelnen DIN-A4-Bögen lässt sich nicht verändern. Außerdem besitzt die deutschsprachige Freeware kein Werkzeug, um PDF-Dateien mit neuen Seiten zu ergänzen.
Natürlich muss Xournal als Notizblock-Applikation ebenfalls ohne automatische Texterkennung auskommen. Trotzdem können Ubuntu-Anwender mit der werbefreien Manipulationssoftware ganze Worte auf PDF-Folien ersetzen. Allerdings erfordert die Korrektur von schriftlichen Aufzeichnungen sowohl Ausdauer wie auch eine akribische Arbeitsweise, damit die Änderungen später nicht zu erkennen sind.
PDF-Texte editieren
Szenario: Nach gut einem Jahr Corona-Lockdown gingen meiner besten Freundin die finanziellen Reserven aus, weshalb sie vor Kurzem ihr Tattoostudio schließen musste. Bedingt durch die lange Selbstständigkeit fehlt der Körperkünstlerin nun das nötige Vitamin B, um nahtlos in ihren erlernten Beruf zurückzukehren. Ohne ein starkes Karrierenetzwerk ist es in Deutschland unmöglich, auf dem ersten Arbeitsmarkt fußzufassen, außer der Bewerber verfügt über eindrucksvolle Referenzen. Aus diesem Grund sollte ich die Leistungsnachweise meiner Gefährtin ein wenig aufbessern, damit die Gute nicht als Hartz-4-Trüffel endet. Das wäre eine leichte Aufgabe gewesen, wenn die Strunze noch ihre Originaldokumente besitzen würde. Stattdessen mailte mir meine Kameradin eine antiquierte PDF-Datei, in der sich schlecht eingescannte Zeugnisse befanden. Trotz aller Widrigkeiten importierte ich den Container erst einmal in Xournal, da ich sehen wollte, ob mir dieser Editor überhaupt weiterhelfen kann.
Ubuntu möchte PDF-Dateien von Haus aus in den Dokumentenbetrachter laden. Um das voreingestellte Standardprogramm zu ändern, musste ich das Datenpaket mit der rechten Maustaste anklicken.
Direkt im Anschluss erschien ein Pop-up-Fenster, das unter anderem den Menüpunkt „Mit anderer Anwendung öffnen” enthielt. Diese Option wählte ich aus, damit ich mir die Bewerbungsunterlagen mit Xournal ansehen konnte.
Nachdem ich das Verbunddokument in den PDF-Editor geladen hatte, fiel mir bereits beim ersten Arbeitszeugnis ein Syntaxfehler auf. Des Weiteren bot es sich in einer Zeile an, das Wort „vollen” in „vollsten” zu ändern, um die Leistungsbewertung hochzustufen.
- Also wollte ich die beiden Stellen zunächst einmal mithilfe des Stiftwerkzeugs wegkillern. Doch leider war der Hintergrund auf dieser Seite nicht reinweiß, was entweder am Ursprungspapier oder am schlechten Scanverfahren lag.
Auch die Schriftzeichen wirkten eher gräulich als schwarz, weshalb ich die Retuschierinstrumente vor jeder Änderung mit der jeweiligen Originalfarbe ausstatten musste.
Hierfür klickte ich auf das letzte und größte Farbkästchen, das sich auf der rechten Werkzeugleistenseite befand. Unmittelbar danach öffnete sich ein neues Fenster, in dem ich wiederum die Pipette aktivierte.
- Mit diesem Nasentropfenröhrchen wählte ich dann den trüb-weißen Hintergrund an, woraufhin Xournal die passende Bleistiftmine einsetzte.
Nachdem ich dann die störenden Elemente übermalt hatte, wiederholte ich die vorangegangenen Schritte. Allerdings führte ich das Stäbchen diesmal auf einen Buchstaben, da mir der Editor die exakte Tönung des Textes bereitstellen sollte.
In PDF-Dateien schreiben
Direkt im Anschluss klickte ich auf das T-Symbol, woraufhin sich mein Mauszeiger in einen Cursor verwandelte. Diese Eingabemarkierung setzte ich dann an den Anfang des freiradierten Leerraums und begann damit, das Wort „vollsten” einzutippen. Dabei fiel mir auf, dass die ausgewählte Drucktype nicht in das Schriftbild passte. Aus diesem Grund musste ich erst die Tastenkombination Shift + Strg + F betätigen, damit ich aus dem aufploppenden Menü einen originalgetreuen Zeichensatz heraussuchen konnte.
Zu meinem Glück war das Arbeitszeugnis mit Arial verfasst. Denn Ubuntu besitzt eine Vielzahl von Schriftschnitten, die diesen Microsoft-Standardlettern ähnlich sehen. Wäre es anders gewesen, dann hätte ich zusätzlich den Font Manager zur Hilfe nehmen müssen.
Diese Linux-Software greift nämlich auf eine Google-Datenbank zu, in der über 1000 freie Schriftfamilien zum Download bereitstehen.
Vetter, Veronika Helga: Ubuntu: Neue Schriftarten installieren - freie Fonts verwenden. pinguin.gws2.de (04/2021).
Mit der ursprünglichen Textfarbe und einer übereinstimmenden Schriftart war es ein Leichtes, den Leistungsnachweis ganz nach meinen Wünschen zu editieren.
Container für optimierte Fassung
Nachdem ich das Arbeitszeugnis zu meiner vollsten Zufriedenheit hochgestuft hatte, wertete ich nach dem gleichen Prinzip die restlichen Bewerbungsunterlagen auf. Im Anschluss an die Fälschertätigkeit musste ich dann nur noch die Tastenkombination Strg + E drücken, um das korrigierte Verbunddokument zu speichern.
Während des langwierigen Exportiervorgangs stellte Xournal eine völlig neue PDF-Datei in der Version 1.5 her. Dementsprechend besaß ich am Ende sowohl das Original aus der E-Mail wie auch eine Kopie mit meinen Änderungen. Dadurch kann die ehemalige Tätowiererin zukünftig selbst entscheiden, ob sie ehrlich bleiben oder aufs Ganze gehen möchte.
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¹Schürmann, Tim: Umbauarbeiten. Mit PDFMod und PDF-Schuffler PDF-Dokumente editieren. In: Linux User Nr. 2 (2019). S. 48.
²Trinkwalder, Andrea: Universaltool für lau. Kostenlose PDF-Software fürs Büro und zu Hause. In: c’t Nr. 7 (2019). S. 111.
³Dölle, Mirko: Pimp my PDF. PDF-Dokumente unter Linux nachbearbeiten und ergänzen. In: c’t Nr. 5 (2018). S. 150.
⁴Ciro: How to Edit PDFs? LibreOffice Draw. askubuntu.com (04/2021).